Wiederholung im Ersten

"Tatort: Das Leben nach dem Tod" – die Todesstrafe in der DDR

29.04.2022, 08.31 Uhr
von Maximilian Haase

Im nächsten Fall verlässt Meret Becker den Berliner "Tatort", Corinna Harfouch wird ihre Nachfolgerin. Anlass für die ARD, nochmal einen Berliner "Tatort" zu zeigen, der sich mit einem besonders heiklen Kapitel der DDR-Vergangenheit auseinandersetzte.

ARD
Tatort: Das Leben nach dem Tod
Kriminalfilm • 29.04.2022 • 22:15 Uhr

Zum damaligen Jubiläum des Mauerfalls widmete sich der "Tatort" aus dem Jahr 2019 einem besonders heiklen Kapitel der DDR-Vergangenheit – der Todesstrafe, die offiziell erst im Jahr 1987 abgeschafft wurde. Bevor sich Karow (Mark Waschke) und Rubin (Meret Becker) im Berliner "Tatort: Das Leben nach dem Tod" jedoch mit den Überbleibseln des ostdeutschen "Arbeiter- und Bauernstaats" herumschlagen, gibt es erstmal eine ziemlich verweste, bereits mumifizierte Leiche.

Die wiederum wird nicht irgendwo gefunden, sondern direkt neben Karows Wohnung im Ostberliner Plattenbau, wo es sich der Ermittler mit kahlen Wänden im Industrieschick heimisch gemacht hat. Nun jedoch ist sein Nachbar tot, ein älterer, augenscheinlich sehr religiöser Herr, dessen Leichnam wochenlang unbemerkt ein paar Meter vom Kommissar entfernt vor sich hinfaulte. Nur ein weiterer Fall eines vereinsamten und allein gestorbenen Rentners? Keineswegs, findet Karow, der seine bereits mit der Reinigung beschäftigte Vermieterin Olschewski (Karin Neuhäuser) aus der Nachbarswohnung jagt und diese als Tatort absperren lässt. Zuvor bereits hatte der geheimnisvolle Inhaber der Reinigungsfirma, Hajo Holzkamp (Christian Kuchenbuch), die Säuberung der Wohnung aufgrund eines Anfalls nicht durchführen können.

Und in der Tat: Eine zweite gerichtsmedizinische Untersuchung ergibt, dass das Opfer von hinten erschossen wurde. Zunächst glauben Karow und Rubin angesichts des auffälligen Verhaltens der Vermieterin ("Leichengeruch stellt keinen Grund für Mietminderung dar") an eine "Entmietung per Mord" – und spielen damit überhöht auf die in vielen Großstädten virulente Verdrängung von Altmietern an. Überhaupt hangelt sich der "Tatort" von einem gesellschaftsrelevanten Thema zum nächsten.

Thematisiert werden auch die Clans, die in den abgehängten Vierteln der Hauptstadt ausländische Jugendliche wie Ana (Elina Vildanova) und Magda (Amira Demirkiran) dazu bringen, bei älteren Menschen einzubrechen. So wie bei dem 80-jährigen Gerd Böhnke (Otto Mellies), einem ehemaligen DDR-Richter, dem bei dem Überfall der Orden "Verdienter Jurist der DDR" gestohlen wurde. Verbittert, so die realistische Darstellung eines einst ranghohen und schließlich bedeutungslosen Mannes, ist der Senior über das Ende der geordneten DDR und das Chaos der BRD: "Einigkeit und Recht und Freiheit – vor allem für Verbrecher", schimpft er. "Damals wäre das nicht passiert", weiß Böhnke, "da lebten wir in Sicherheit".

Vermuten die Kommissare zunächst, auch der Tote könnte Opfer eines Einbruchs gewesen sein, öffnet sich plötzlich ein völlig neuer Blick auf die Tat: Richter Böhnke verurteilte Karows Nachbarn 1972 wegen eines Mehrfachmordes zum Tode – eine Strafe, die nicht vollzogen wurde, weil die DDR international in gutem Licht dastehen wollte.

Seit 2015 ist die Schauspielerin als "Tatort"-Kommissarin Nina Rubin an der Seite von Robert Karow (Mark Waschke) zu sehen. Mit dem neuen "Tatort: Das Mädchen, das allein nach Haus' geht" verlässt Becker den "Tatort", um sich neuen Projekten zu widmen. Die Nachfolge übernimmt Schauspielerin Corinna Harfouch, die als neue Kriminalhauptkommissarin in Berlin ermitteln wird.

Tatort: Das Leben nach dem Tod – Fr. 29.04. – ARD: 22.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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