Film im Ersten

"Zimmer mit Stall – Über alle Berge": ein Fremder ohne Gedächtnis

29.04.2022, 07.58 Uhr
von Hans Czerny

Bei einem Sturz vom Pferd hat ein Mann sein Gedächtnis verloren. Lediglich Untermieter Barthl, der beim Sturz so seine Hände im Spiel hatte, zweifelt an der Amnesie. Zurecht?

ARD
Zimmer mit Stall – Über alle Berge
Heimatkomödie • 29.04.2022 • 20:15 Uhr

"Ein PS gegen ein PS – ein feines Rennen!" schreit der Barthl (Friedrich von Thun) und nimmt auf seinem Mofa das Rennen mit einem dahin galoppierenden Reiter auf. Doch der Reiter stürzt, ohne dass es Barthl merkt – eine Fehlzündung hat den Gaul erschreckt. Barthls Vermieterin Sophie (Aglaia Szyszkowitz) greift in der achten Episode der ARD-Freitagsreihe "Zimmer mit Stall" helfend ein und erkennt zu ihrem Erstaunen, dass das Opfer das Gedächtnis verloren hat.

"Über alle Berge" ist dieser Film überschrieben. Im Juli des vergangenen Jahres wurde darüber hinaus noch ein zweiter gedreht: "So ein Zirkus" wird am Freitag, 6. Mai, ebenfalls um 20.15 Uhr ausgestrahlt.

Florian Karlheim spielt jenen Mann mit Amnesie. "Ich weiß ja nicht mal, ob ich je geliebt habe", wird der ansonsten stumme Verunglückte später sagen, und es ist klar, dass man oder frau so jemanden sofort lieb haben muss. Nur Barthl zweifelt, denn er kennt sich mit dem Gedächtnis aus. Manchmal vergisst er sogar die alten Schnulzen, die er früher mit seiner Frau gesungen hat – "Griechischer Wein" und solche Sachen. Das macht ihm Angst, und er klebt überall Zettel hin, die ihn vor der Demenz schützen sollen. Aber natürlich freundet sich das Schlitzohr auch mit dem Fremden an, mitsamt dem Zweifel an dessen bestätigter "retrograder Amnesie".

Langsam und herzallerliebst, Schritt für Schritt, kommt dieser Bergheimat-Film voran (Drehbuch: Sebastian Goder in einer Bearbeitung von Christian Limmer und Sebastian Stern), sodass man schon fürchten muss, die brave Geschichte schlafe vor lauter Fürsorge für den Mann ohne Gedächtnis ein. Die Story ist diesmal darüber hinaus recht frei von der sonst üblichen leicht verquälten nachbarschaftlichen Intrigiererei.

So kann sich die Regie (Sebastian Stern, Grimmepreis 2011 für eine Episode des Omnibusfilms "The Love Europe Project") Zeit nehmen für die Figuren (herausragend: Josephine Ehlert als Überraschungsgast aus Berlin) und die Wiesen- und Bergidyllen dahinter. Mal singen sie alle zusammen, um den Abgestürzten ins Leben zurückzuholen. Das klappt leider nicht, aber am Ende überschlagen sich die Pointen auf eine geradezu rasante Weise.

Zimmer mit Stall – Über alle Berge – Fr. 29.04. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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