Neuer Fall aus Dortmund

"Tatort: Liebe mich!" – subtile Spannung und ein verstörendes Ende

20.02.2022, 08.27 Uhr

In einem Friedwald wird eine Leiche gefunden, die dort nicht hingehört. Der subtile Krimi wartet mit einem verstörenden Ende auf.

ARD
Tatort: Liebe mich!
Kriminalfilm • 20.02.2022 • 20:15 Uhr

Welcher Ort wäre ideal, um Leichen zu verstecken? Wie wäre es mit einem Friedwald – auf einem reservierten Grundstück, auf dem normalerweise nicht gegraben werden sollte? Wegen der Unachtsamkeit eines Försters findet das Dortmunder "Tatort"-Team in einem derartigen Letzte-Ruhe-Gehölz die Leiche einer blonden Frau, die sich nach DNA-Analysen als vermisste Person herausstellt. Anhand ihrer Brustimplantate, die Seriennummern aufweisen, kann die Frau identifiziert werden. Eine erste Spur der ermittelnden Peter Faber (Jörg Hartmann), Martina Bönisch (Anna Schudt), Jan Pawlak (Rick Okon) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) führt zum Bestattungsunternehmen.

Weder Inhaber Thomas Ihle (Jan Krauter) noch dessen Frau Julia (Marlina Mitterhofer) können sich daran erinnern, wer vor einem Jahr den Grabplatz bar bezahlte – offenbar unter falschem Namen. Im Bestattungsunternehmen wird weiter ermittelt: Die Dortmunder nehmen das Inhaber-Ehepaar sowie deren Mitarbeiter unter die Lupe. Doch welches Motiv sollten sie haben, die Frau um die 40 ermordet zu haben? Zwischen ihr und den Bestattern gab es anscheinend keine Verbindung. Dann wird eine zweite Frauenleiche entdeckt, ebenfalls im Friedwald. Und das Muster des Falles ähnelt dem des ersten Fundes auf verblüffende Weise.

Das Dortmunder "Tatort"-Team würde in seinem Kern – Peter Faber und Martina Bönisch – kommenden Herbst sein zehnjähriges Bestehen feiern. Ihre Sidekicks wurden damals noch von Aylin Tezel und Stefan Konarske verkörpert – mittlerweile ersetzt durch Stefanie Reinsperger und Rick Okon. Der Erfinder des Dortmunder "Tatorts", der mit Peter Faber einen schwer traumatisierten Psycho-Kommissar einführte, ist Jürgen Werner. Der 1963 geborene Autor, der die ersten fünf Folgen verantwortete, erschuf nun auch den Fall im Jubiläumsjahr, was ziemlich viel Sinn ergibt, denn "Liebe mich!" dürfte fortan als Dortmunder Schlüsselfolge gelten.

Steht das Liebes-Karussell vor der Entgleisung?

Zuletzt waren Faber, Bönisch und Co. dreimal in einer Zeitspanne von drei Monaten in den "Tatort"-Wohnzimmern zu Gast. Dabei wurde das Motiv verschmähter oder verborgener Liebe, unter der die Protagonisten litten, in den Dortmunder Krimis immer präsenter. Beginnend mit dem Fall "Masken", der im November lief, sowie im Erzählstrang rund um Kommissar Pawlak und seine lange vermisste Frau in der Januar-Folge "Gier und Angst". Parallel zu den eigentlichen Fällen "eskalierte" die immer weniger verheimlichte Liebe Kommissar Fabers zu seiner Langzeit-Kollegin Martina Bönisch. Die führte jedoch zeitgleich eine offenbar toxische Beziehung zu KTU-Kollege Sebastian Haller (Tilman Strauß). Es war klar, dass dieses Karussell irgendwann entgleisen musste – und dieses Mal könnte es so weit sein.

Auch wenn nicht verraten werden soll, ob und in welche Richtung sich das Ganze auflöst – man darf sagen, dass der "Tatort: Liebe mich!" die versteckte Botschaft der letzten Folgen nicht nur im Titel expliziter macht, sondern dass Faber und Bönisch selbst in dieser Folge Entscheidendes erleben, weswegen Fans des Dortmunder "Tatort"-Reviers diesen Film auf keinen Fall verpassen sollten. Unabhängig davon ist "Liebe mich!" enorm spannend, auch wenn der Krimi in Hälfte zwei vorübergehend mit Stephen-King-artigen Gruselelementen flirtet, die der voll subtiler Spannung steckende erste Part rund um das Beerdigungs-Institut sowie einsame "Daterinnen" und "Dater" gar nicht gebraucht hätte.

Doch so kennt man ihn eben, den Dortmunder "Tatort": Geniale Plot-Ideen, tolle Figuren und wunderbare Fantasien in Bezug auf sein Stammpersonal, also die Ermittelnden, beglücken – oder sie schießen eine Szene später manchmal so übers Ziel hinaus, dass nicht jeder Fan klassischer Krimis oder auch des subtilen Erzählens mitgehen mag. Mit "Liebe mich!" bleibt sich Dortmund auch nach zehn Jahren treu und schreit ziemlich laut vom "Tatort"-Sendeplatz am Sonntag, 20.15 Uhr. Mit diesem Fall kommt Erfinder Jürgen Werner an einen Wendepunkt, der durchaus auch auf die Anfänge 2012 zurückweist. Kein "Schalker Kreisel" also, wie in den 20er-Jahren die damals neue Taktik des One-Touch-Fußballs hieß, sondern eher ein örtlich benachbarter "Dortmunder Kreisel" also.

Tatort: Liebe mich! – So. 20.02. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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