Film im ZDF

"Waidmannsdank": Von Platzhirschen und Heimatmachos

von Wilfried Geldner

Ein Dorfbewohner fällt von einem Hochstand und stirbt. Schnell ist klar: Es war kein Unfall, denn die Leiter war präpariert. Doch wem galt der Anschlag wirklich?

ZDF
Waidmannsdank
Krimi • 31.05.2021 • 20:15 Uhr

Es sieht wie die Persiflage eines Heimatkrimis aus, wenn in "Waidmannsdank" der Jagdaufseher Flattacher (Johannes Flaschberger), den sie alle immer nur "Flatterer" nennen, am Fuße eines Jägerhochstands eine mit einem Ast durchbohrte Leiche findet. Bald finden die Dorfpolizistin Martina Schober (Jutta Fastian) und ihr Kollege Treichel (Peter Raffalt) heraus: die Leiter des Hochstands war präpariert. Doch offensichtlich hatte der Anschlag gar nicht dem Opfer gegolten, sondern womöglich dem Bauern und Waldbesitzer Guggenbauer (Helmut Bohatsch), der dabei war, gegen den Willen seines Sohnes Haus und Grund zu verkaufen, um sich in der Fremde ein schöneres Leben zu machen.

Weil es gilt, ein Gestrüpp von Dorfgeheimnissen zu durchdringen, wird aus Klagenfurt eine Oberinspektorin herbeizitiert, um den Fall zu klären. Die ortsfremde Beobachterin wird von Pia Hierzegger gespielt. Sie hat nach einem der Jagdkrimis der Kärntner Autorin Alexandra Bleyer auch das sensible Drehbuch zu "Waidmannsheil", dem Landkrimi aus Kärnten verfasst.

Es ist eine Geschichte von Jägerei und Männerstolz, von Platzhirschen und Heimatmachos, die sich da vor den Augen des Zuschauers entwickelt. Unterschwellige Feindschaften werden in Trinkrunden, die bis zur Handgreiflichkeit gehen, aufgedeckt. Einer etwa hat dem Guggenbauer (Helmut Bohatsch), einem rechten Bruder Leichtfuß und Trinker obendrein, nie verziehen, dass er ihm einst die Frau weggeschnappt und mit ihr den Sohn Hannes (Robert Stadlober) gezeugt hat. Hat der Übergangene den Jägerstand angesägt?

Die Frage stellt sich noch einmal, weil nächtens auf das Auto des Guggenbauern geschossen wird, als der sich volltrunken vom Polizisten Treichel nach Hause fahren lässt. Aber die heimliche Kugel trifft nicht den Guggenbauern, sondern den armen Polizisten, der schwer verwundet ins Koma fällt. Hat womöglich der Jagdaufseher Flattacher (Johannes Flaschberger) späte Rache geübt, weil ihm der Guggenbauer dereinst die Frau ausspannte?

Die aus Klagenfurt herbeigerufene Oberinspektorin geht bei ihren Recherchen als aufrechte Antipodin der dörflichen Männerwelt sorgfältig und kühl zur Sache. Eher unmerklich kommt zur Dorfpolizistin Schober eine zweckdienliche Frauenfreundschaft auf, in der – beiläufig wie sonst in Krimis eher selten – das Privatleben der beiden angesprochen wird. Kinder? -"Zwei" sagt die Klagenfurterin. "Es hat sich nicht ergeben", sagt die Dorfpolizistin, vielleicht habe sie zu lange damit gewartet, in eine Beziehung einzuwilligen.

Starker Showdown

So kehrt bei ihren Ermittlungen fast Stille ein, wäre da nicht der Guggenbauer-Sohn Hannes, den Robert Stadlober ob der Ignoranz des Vaters als schier Verzweifelnder spielt. Erstaunlich, wieviel der Jungbauer, der den väterlichen Hof behalten will, in sich hineinfressen und dann herausbrüllen kann.

Es gibt dann, nachdem das milieusichere, zeitgemäße Jäger- und Bauerndrama fast in Monotonie zu versinken droht, einen starken Showdown, in den sie alle noch mal verwickelt sind. Guggenbauer Vater und Sohn, der Jagdaufseher, der sich nichts gefallen lassen will und heimlich die Wirtin vom örtlichen Badcafé (Doris Dexl) liebt, in dem sich die Mannsbilder immer treffen, die Betti (Karolina Lodyga), die der Hannes gerne geheiratet hätte – und natürlich die wackeren Polizistinnen, die zusehen, wie sie sich gegenseitig erledigen.

Er habe "ein Familiendrama in einem Krimikorsett" drehen wollen, sagt der Regisseur Daniel Prochaska über seinen Film, der trotz aller Klischees so authentisch wirkt, dass man sich über die Geneigtheit der Einheimischen und ihrer Filmförderung wieder einmal wundern muss. Unter der Oberfläche ist dieser Landkrimi aus Kärnten jedenfalls atmosphärisch gefährlich verstrahlt.

Waidmannsdank – Mo. 31.05. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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