Thriller-Serie bei Amazon

"Panic": Spiel mit Menschenleben

von Andreas Fischer

Für Jugendliche einer Provinzstadt bietet ein Spiel die einzige Chance, dem trostlosen Leben zu entfliehen. Doch das hat häufig tödliche Folgen.

Keine Perspektiven, keine Zukunft: In Carp liegt der Hund begraben, oder – nimmt man den namensgebenden Fisch – schwimmt der Karpfen mit dem Bauch nach oben. Die texanische Kleinstadt ist ein Albtraum vor allem für junge Menschen: Aus der Provinz entkommen die wenigsten. Große Träume scheitern vor allem am kleinen Geldbeutel. Die einzige Hoffnung ist ein Spiel, bei dem ein Schüler oder eine Schülerin der Abschlussklasse die Chance auf einen Jackpot hat. Der Haken dabei: "Panic" ist nur etwas für Lebensmüde. Die stellen sich ab 28. Mai bei Amazon Prime Video ihren größten Ängsten und riskieren dabei Kopf und Kragen.

Eine, die nach der High School allzu gerne aus ihrem Trailerpark in der "Hauptstadt des Nichts" ausbrechen will, ist Heather Nill (Olivia Welch). Doch die Chancen der begabten Schülerin stehen schlecht: Geld für das College ist nicht da. Das wenige Ersparte wird von ihrer Mutter geplündert. Obwohl Heather, anders als ihre beste Freundin Natalie (Jessica Sula), gar nicht mitspielen will, bleibt ihr keine Wahl: Sie muss ihr Leben riskieren, um ein Leben zu haben.

Waghalsige Sprünge ins kalte Wasser, gefährliche Wildtiere, ein flammendes Inferno: Die Mutproben sind in diesem Jahr noch riskanter geworden. Dafür kann Heather allerdings auch eine Rekordsumme gewinnen. Doch sind es 50.000 US-Dollar wirklich wert, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen? Der Sheriff des Ortes jedenfalls ist nach zwei Todesfällen im letzten Jahr alarmiert.

Wer will ich sein? Wo möchte ich hin? Wie starte ich in das Leben nach der Schule? – In ihrem Bestseller "Panic – Wer Angst hat, ist raus" (2014 erschienen) verhandelt die US-Schriftstellerin Lauren Oliver die typischen Fragen, die sich junge Erwachsene stellen. Für Amazon hat sie aus dem Roman eine zehnteiligen Serie geschrieben, die den Streamingdienst attraktiver für die "Young Adult"-Zielgruppe machen soll.

Dass der Plan – trotz archetypischer Figurenkonstellation (vorlauter Schönling, schüchterner Smarter, kluges Mauerblümchen, hübsche Draufgängerin) – aufgeht, liegt vor allem daran, dass "Panic" ziemlich gut den Nerv einer Generation trifft, die abgehängt ist, sich verloren fühlt. In der Provinz sind die Ängste und Sorgen andere als im urbanen Milieu.

"Jeder Spieler hat eine Geschichte", sagt Heather. Ihre erzählt sie als Kommentar aus dem Off – als trauriges Märchen für ihre kleine Schwester. Nicht zuletzt ist "Panic" eine Metapher für das Leben in einer gesellschaftlichen Enge. Heather jedenfalls muss sich nicht nur vor einem grölenden Publikum den Dingen stellen, die sie am meisten fürchtet. In einer Kleinstadt, die auf Lügen gebaut ist, sucht sie mit einigen Freunden und Konkurrenten auch nach den mysteriösen Machern des gefährlichen Spiels.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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