Ein Fotograf beobachtet von seinem Fenster aus das Treiben in der Nachbarschaft. Dabei kommt er einem Mord auf die Spur. Hitchcocks Jahrzehntwerk hält den voyeuristischen Zuschauern auf geniale Weise den Spiegel vor.
Er war Hitchcocks Lieblingsfilm, spannend und poetisch, heiter und grausam zugleich. "Das Fenster zum Hof" ("Rear Window", 1953) hat den Voyeurismus und das Kino zum Thema, aber auch die Liebe in all ihren Formen. Dabei hat der Thriller, den das BR-Fernsehen in der restaurierten Fassung mal wieder im Nachtprogramm zeigt, im Grunde eine einfache Geschichte: Der Fotograf L.B. Jeffries (James Stewart) hat sich bei der Ausübung seines Berufs das Bein gebrochen. Nun sitzt er mit einem Gips in seinem Appartement und beobachtet die Nachbarn mit dem Teleobjektiv. Seine Freundin Lisa (Grace Kelly) hat dafür wenig Verständnis ...
Jeffries' Beobachtungen im Hinterhof lassen ihn eines Tages zu dem Schluss kommen, der Nachbar Thorwald (Raymond Burr) habe seine Ehefrau umgebracht. Lisa ist von der Vermutung nur schwer zu überzeugen. Aber dann bringt Jeffries sie und die gelegentlich vorbeischauende Krankenschwester doch dazu, nach Beweisen für ein Verbrechen zu forschen. Als Thorwald, der tatsächlich die eigene Frau ermordet hat, die Schnüffelei spitz bekommt, dringt er in das Appartement von Jeffries ein, um diesen zu töten. Die Polizei kann jedoch den Zeugen in letzter Sekunde retten, allerdings nicht ohne die Folge, dass sich der Fotograf nun auch noch das andere Bein gebrochen hat.
Stewart beobachtet im "Fenster zum Hof" die Nachbarn in ihren Appartements wie auf kleinen Kino-Leinwänden. Er nimmt somit die Haltung des Zuschauers ein. Alle Fenster und Räume sind auch Projektionsflächen für die Fantasie. Claude Chabrol, der eine hymnische Kritik zu "Rear Window" schrieb, nannte sie "Kaninchenställe, in denen die Einsamkeit regiert". Und doch lauern im eigenen Hinterhof auch die Mörder.
Trotz aller Schwärze hat Hitchcocks Film immer noch Humor und Ironie: "Wir sind alle zu Voyeuren geworden", sagt die Krankenschwester. "Die Leute sollten mal aus ihren Häusern rausgehen und sich nach etwas anderem umsehen." Da spricht der gesunde Menschenverstand des Regisseurs.
Das Fenster zum Hof – Fr. 28.05. – BR: 22.30 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH