Krimi-Reihe

Erol Sander hofft noch auf Fortsetzung der "Mordkommission Istanbul"

von Eric Leimann

Mit "Entscheidung in Athen" endet die Krimi-Reihe "Mordkommission Istanbul". Hauptdarsteller Erol Sander hat die Hoffnung auf eine Fortsetzung aber noch nicht aufgegeben, wie er im Interview berichtet.

Nach 13 Jahren stellt das Erste eine seiner erfolgreichsten Krimireihen ein. "Mordkommission Istanbul: Entscheidung in Athen" (Samstag, 29. Mai, 20.15 Uhr) sei der letzte Fall, heißt es vonseiten der ARD. Aufgrund schwieriger politischer Verhältnisse in der Türkei ist es seit Jahren nicht möglich, in der titelgebenden Heimat der Filme zu drehen. Auch für Hauptdarsteller Erol Sander, der im Vorschulalter von Istanbul nach München umzog, dort Wirtschaftswissenschaften studierte und später in Paris als Model und Schauspieler arbeitete, endet damit eine lange Reise. Sander, der schauspielende Beau und Wanderer zwischen den kulturellen Welten – ein Mann, der nicht immer fassbar war, aber die Menschen immer wieder interessierte. Mit seiner Frau, der Französin Caroline Goddet, ist der ewige Großstädter vor kurzem aufs Land gezogen. Das Paar hat zwei Söhne. Nach jahrelanger Trennung inklusive Rosenkrieg sind die beiden nun wieder glücklich zusammen – und planen die gemeinsame Zukunft. Überraschenderweise auch mit der Idee, dass es mit "Mordkommission Istanbul" doch irgendwie weitergehen könnte.

prisma: "Mordkommission Istanbul" soll mit diesem Film nach 13 Jahren enden. Wie traurig sind Sie?

Erol Sander: Ich weiß gar nicht, ob die Reihe wirklich endet. Tatsächlich hat niemand mit mir über dieses Thema gesprochen. Ob ein Film gedreht wird oder nicht, entscheiden andere Leute. Mein Beruf ist Schauspieler, und ich bin da, wenn ich gebraucht werde. Alles andere liegt nicht in meiner Hand.

prisma: Es überrascht nun ein wenig, dass Sie nicht zwangsläufig vom Ende ausgehen, denn es wurde über die Medien kommuniziert ...

Sander: Ich habe das auch gehört und gelesen. Aber wie gesagt, mit mir hat niemand darüber gesprochen. Das heißt, wenn es doch irgendwann weitergehen sollte, wäre ich bereit dazu. Ich hatte auf jeden Fall eine tolle Zeit bei der Reihe. Und ich hoffe und glaube, die Zuschauer wurden gut unterhalten.

prisma: In den letzten Jahren konnten oder durften Sie nicht mehr in Istanbul drehen. Wie bitter ist das bei einem Film, der stark von dieser Stadt und ihrer Kulisse lebt?

Sander: Ich bin in Istanbul zur Welt gekommen und fühle mich dort stark verwurzelt. Weil ich aber schon als kleines Kind nach München kam, bin ich vor allem Münchener. Dennoch ist auch Istanbul ein Teil von mir. Genauso wie Paris, wo ich auch lange gelebt habe. Dass wir nicht mehr in Istanbul drehen durften, hatte versicherungstechnische Gründe. Wir sind dann nach Izmir gegangen, dort erlebten wir den Putsch. Es war eine verrückte Zeit. Wie durch ein Wunder haben wir den Film, der damals entstand, noch fertigbekommen.

prisma: Danach war jedoch Schluss mit dem Drehen in der Türkei. Sie sind nach Thailand gegangen, ihr letzter Film ist nun in Athen entstanden. War es folgerichtig, dass Ihre Mission nun endet, da Sie keine filmische Heimat mehr haben?

Sander: Das sehe ich nicht so. Man kann sagen, wir sind mit der Zeit gewachsen, und die Mordkommission ist nicht nur an einen Drehort gebunden. Im Vergleich zu anderen Produktionen haben wir ein Alleinstellungsmerkmal. Wir sind vielseitig, drehen an vielen Orten in der Welt. Das ist doch gerade reizvoll, dieses Spannungsfeld zwischen den Kulturen, den Menschen. Genau das eröffnet uns auch eine neue Chance, uns zu etablieren – eben vielseitig, international, und wir stellen immer die Verbindung zwischen den neuen Drehorten und Istanbul her. Daher sehe ich hier auch kein Ende unserer Reihe, vielmehr einen Neuanfang, neue Möglichkeiten. Ob das nun Bangkok oder Athen ist. Wir drehen Unterhaltungsfilme, die auch vom Ort der Kultur, den Menschen leben, an dem sie spielen. All diese Städte sind groß, alt, mystisch und geheimnisvoll – sie gilt es zu entdecken. Wir nehmen den Zuschauer mit auf diese Reise.

prisma: Wie sehr vermissen Sie Istanbul persönlich?

Sander: Ich vermisse es schon. Wenn die Pandemie nicht wäre, würde ich jetzt sofort hinfahren, und ich werde das auch tun, sobald es wieder geht. Die Familie, das leckere Essen, die Kultur – das alles fehlt mir schon. Beim Drehen sind wir fokussiert, haben selten Zeit, Land und Leute intensiver kennenzulernen oder die Umgebung zu genießen. Aber ich kenne Istanbul gut. Vielleicht nicht ganz so gut wie München und Paris. Dort könnte ich auch als Taxifahrer arbeiten (lacht). In meiner Model-Zeit bin ich mit so einem kleinen Roller zu 15 bis 18 Castings pro Tag in der Stadt gefahren. Die Stadt kennt man danach ebenso gut, wie die berühmte Westentasche (lacht).

prisma: "Mordkommission Istanbul" war Ihr wichtigster schauspielerischer Anker. Viele Menschen kannten Sie aufgrund dieser Rolle. Was werden Sie nun stattdessen tun?

Sander: Ich bin Schauspieler und liebe diese Arbeit. Es gibt einige Projekte, aber darüber kann ich derzeit noch nicht sprechen. Zudem spiele ich ja auch Theater. Dazu habe ich eine Projektentwicklungs-Firma, die mich sehr beschäftigt.

prisma: Ist es von Vorteil, wenn man nicht auf den Schauspielberuf angewiesen ist?

Sander: Der Beruf des Schauspielers ist extrem unsicher. Und er ist sehr stark von der Pandemie betroffen. Vielen Schauspielern geht es derzeit schlecht. Meine Einstellung ist trotzdem, dass man immer weitermachen und hart an sich arbeiten muss. Dann klappt es auch – oder es klappt nicht. Das ist meine Einstellung im Leben: Wenn du alles gibst, brauchst du dir keine Vorwürfe zu machen. Der Rest ist Talent und auch sehr viel Glück.

prisma: Gibt es eine bestimmte Art von Filmen, die Sie in Zukunft drehen möchten?

Sander: Alle Filme mit einem guten Drehbuch.

prisma: Sie sind gerade umgezogen, von München an den Starnberger See. Haben Sie schon alle Kartons ausgepackt?

Sander: Oh Gott, der Umzug dauert nun schon fast ein Jahr. Und er wird noch bis nächstes Jahr im Frühjahr weitergehen. Leider sind meine Frau und ich Menschen, die sich nur schwer von Dingen trennen können. Wir haben sehr lange in München gewohnt, etwa 20 Jahre lang. Wunderschön am Englischen Garten, nahe der Isar. Wir haben zwei Kinder, der große Sohn ist schon erwachsen. In all den Jahren kam eine Menge Kram zusammen. Das macht so einen Umzug kompliziert.

prisma: Warum haben Sie es dann überhaupt gemacht?

Sander: Am Starnberger See ist es ein bisschen luftiger, lockerer. Es ist entspannter, die Hunde fühlen sich wohler und wir uns auch. Gerade in Pandemie-Zeiten merkte man doch ziemlich deutlich, was viel Platz und Natur ausmachen. Es steckte aber kein großer Plan dahinter. Wir haben dieses Anwesen gesehen und uns in diesen Ort verliebt. Meine Frau und ich sind beide sehr spontane Menschen. Wir wollten es, deshalb haben wir es gemacht. Vielleicht spielt auch die Tatsache eine Rolle, dass ich jetzt über 50 bin. Da steht man weniger auf die Vorteile des innerstädtischen Wohnens – und entdeckt die Segnungen der Provinz. Für uns ist es tatsächlich etwas ganz Neues. Wir haben immer im Stadtzentrum gelebt, ob nun in Paris oder in München.

prisma: Alle freuen sich auf den Sommer 2021. Weil die Menschen hoffen, dass die Pandemie dann so gut wie besiegt ist und wieder viel Normalität einkehrt. Auf was freuen Sie sich am meisten?

Sander: Ich hoffe, dass sich irgendwann die ganze Welt freuen kann und so austickt, wie vielleicht zuletzt beim Jahreswechseln 1999 auf 2000. Dass man einfach dasteht und sich darüber freut, dass man einen großen Schritt gemacht hat. Ich persönlich habe keine großen Pläne.

prisma: Kein Urlaub, auf den Sie sich freuen? Keine Aktivität, auf die Sie lange verzichten mussten?

Sander: Meine Sehnsüchte gehen in die Richtung, dass wir noch bessere Lösungen finden, mit der Pandemie umzugehen – und das weltweit. Ich möchte nicht feiern, dass es uns in Deutschland gut oder zumindest sehr viel besser geht, wenn anderswo auf der Welt die Menschen immer noch an diesem Virus sterben. Wir können dieses Virus nur zusammen bekämpfen. Wenn wir dies schaffen, macht mich das glücklicher als jeder Urlaub, zu dem ich persönlich wieder aufbrechen kann. Ich bin jemand, der sich freut, wenn es allen Menschen gut geht.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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