Rätselhafter Tod

„Marcel war anders“: Kritik an TV-Darstellung in „Aktenzeichen XY... ungelöst“

15.08.2025, 11.20 Uhr
Der Tod von Marcel Falk, dessen Körper in Berlin verstümmelt aufgefunden wurde, bleibt rätselhaft. Eine Freundin des Opfers äußert Zweifel an der Darstellungsweise der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“.
Rudi Cerne moderiert "Aktenzeichen XY... Ungelöst" seit mehr als 20 Jahren.
Rudi Cerne moderiert "Aktenzeichen XY... Ungelöst" seit mehr als 20 Jahren.   Fotoquelle: ZDF/Tobias Schult

Wer ist schuld am Tod von Marcel Falk? Um eventuelle Zeugen dieses grausamen Verbrechens ausfindig zu machen, richtete sich die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ vom 30. Juli 2025 mit einer Falldarstellung an die Zuschauer. Nun äußerte eine Freundin des Opfers jedoch Zweifel an deren Wahrheitsgehalt.

Ein schockierender Fund

Es ist ein grausamer Fund, der bundesweit für Entsetzen sorgte: Im Februar 2024 entdeckten Spaziergänger im Volkspark Prenzlauer Berg in Berlin einen abgetrennten menschlichen Oberschenkel. Nach der Obduktion stand fest: Das Körperteil gehörte zu dem 42-jährigen Marcel Falk aus Osterburg. Das Opfer war zum Zeitpunkt der Abtrennung des Oberschenkels bereits tot. Bis heute fehlt vom restlichen Leichnam jede Spur. Die Polizei ermittelt in einem der rätselhaftesten Kriminalfälle der letzten Monate. Hinweise auf den Täter oder den genauen Tathergang gibt es derzeit nicht.

Große Reichweite dank TV-Format

Am Mittwochabend, den 30. Juli 2025, widmete sich die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ diesem Verbrechen. Mit einer Falldarstellung versuchte das Format, neue Hinweise zu gewinnen. Für viele Zuschauer war es ein informativer Beitrag – für eine Freundin von Marcel Falk jedoch hauptsächlich ein Grund zur Kritik.

„Das war nicht seine Art“

Die Frau, die anonym bleiben möchte und daher seitens der Tageszeitung Volksstimme Patricia Landner genannt wird, sei nach eigenen Angaben „lange Jahre freundschaftlich mit dem Opfer verbunden“ gewesen. Laut Volksstimme kritisierte sie mehrere Darstellungen. So wurde in einer Szene Marcel Falk der Rucksack gestohlen. Seine Reaktion hierauf hielt Patricia Landner für unglaubwürdig: „Der hätte das nicht so einfach hingenommen.“ Ihrer Einschätzung nach hätte Marcel F. auch eine ihm völlig fremde Österreicherin nicht einfach angesprochen. Ebenso bezweifelte sie die in der Sendung gezeigte plötzliche Trennung, in deren Verlauf er sich geweigert haben soll, die Österreicherin zur Botschaft ihres Landes zu begleiten, da ihr ebenfalls der Rucksack samt Personaldokumenten gestohlen worden sei. „Dass Marcel sich ohne ersichtlichen Grund geweigert haben soll“, glaube sie nicht. „Das war nicht seine Art.“

Zwischen Ermittlung und Inszenierung

Seit Jahrzehnten ist „Aktenzeichen XY... ungelöst“ ein fester Bestandteil der deutschen TV-Landschaft. Zahlreiche Anrufe aus der Bevölkerung führten im Laufe der Sendungen zu sachdienlichen Hinweisen und schließlich zum Ermittlungserfolg. Die Mischung aus nachgestellten Szenen und Gesprächen mit Ermittlern soll nicht nur informieren, sondern auch das Publikum emotional erreichen. Genau hier liegt jedoch das Spannungsfeld: Angehörige und Freunde erleben oft eine Diskrepanz zwischen der medialen Darstellung und der eigenen Erinnerung an den Menschen.

Sender verweist auf Polizeiinformationen

Das ZDF betonte stets, dass sämtliche in der Sendung gezeigten Darstellungen auf Informationen der ermittelnden Polizeibehörden beruhen. Man baue keinerlei Spekulationen ein und auch dramaturgische Entscheidungen würden stets in enger Abstimmung mit der Polizei getroffen. Dennoch kam es bereits des Öfteren vor, dass Angehörige mit einigen Details aus den Falldarstellungen nicht einig gingen.

Wenn Aufklärung auf Emotionen trifft

Patricia Landner versteht natürlich, dass die Sendung das Ziel verfolgt, neue Hinweise zu gewinnen. Mit der verzerrten Darstellung laufe man jedoch Gefahr, die Ermittlungen in die falsche Richtung zu lenken. So wurde ihrer Ansicht nach auch Falks Aufenthalt vor seiner Ankunft in Berlin zu wenig berücksichtigt. Seine Zeit in Rathenow wurde seitens der Ermittlungsbehörden lediglich auf den Rauswurf aus der Wohnung einer Bekannten reduziert. Laut Landner sollte deren Rolle dringend hinterfragt werden. Ihr fiel es besonders verdächtig auf, dass diese Bekannte kurz nachdem die Mutter vom Tod ihres Sohnes erfahren hatte, bei dieser anrief, um zu fragen: „Marcel ist tot?“ – „Woher wusste sie das zu diesem Zeitpunkt?“, fragte Landner im Gespräch mit Volksstimme.

Eine besondere Herausforderung

Viele Einzelheiten aus Marcel Falks Leben in dieser Zeit liegen im Dunkeln verborgen, weswegen sich die Aufarbeitung des gesamten Falles als besonders herausfordernd erwies. Der 42-Jährige war psychisch krank, seit seiner Kindheit stark alkoholabhängig und lebte zuletzt auf der Straße. Er war ca. 1,70 Meter groß, hatte dunkle Haare und war oft unrasiert. Sein Körper war übersäht mit zahlreichen Tattoos, darunter viele Tribals sowie die Abbildung eines Maschinengewehrs auf seinem Bauch.

Die Suche geht weiter

Die Polizei Berlin bittet weiterhin um Hinweise aus der Bevölkerung. Jede Beobachtung, so klein und unwichtig sie auch erscheinen mag, könnte helfen, den Fall aufzuklären. Für sachdienliche Hinweise setzte sie eine Belohnung in Höhe von 5.000 Euro aus. Zeugen, die den 42-jährigen Osterburger in den letzten Tagen vor seinem Tod – insbesondere in der Zeit vom 15. bis 26. Februar 2024 – gesehen haben oder Angaben zu den Umständen seines Verschwindens machen können, werden gebeten, sich beim LKA Berlin zu melden. Laut ZDF ist die Behörde unter der Nummer 030/4664 0 zu erreichen. Für Patricia Landner bleibt die Hoffnung, dass nicht nur der oder die Täter gefunden werden, sondern auch das Bild, welches öffentlich von Marcel Falk in Erinnerung bleibt, auch dem Menschen gerecht wird, den sie kannte.

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