Die Story im Ersten

"China: Überwachungsstaat oder Zukunftslabor?" – Big Brother in Fernost

von Rupert Sommer

Eine ARD-Doku zeigt auf, wie die Bewohner von Chinas Mega-Metropolen auf Schritt und Tritt elektronisch kontrolliert werden. Im "Gehirn von Shanghai" laufen gigantische Datenmengen zusammen.

ARD
Die Story im Ersten: China: Überwachungsstaat oder Zukunftslabor?
Dokumentation • 31.05.2021 • 22:50 Uhr

George Orwell, der in seinem 1949 erschienen Bestseller-Roman "1984" und der darin enthaltenen allmächtigen Überwachungsfigur "Big Brother" Furore machte, hätte sich die Realität im einstigen Reich der Mitte von heute kaum drastischer ausmalen können. Die neue brisante ARD-Dokumentation "Die Story im Ersten: China: Überwachungsstaat oder Zukunftslabor?" zeigt kenntnisreich auf, wie die Machthaber dort ein perfides digitales Kontrollsystem aufgebaut haben, das über flächendeckende Datenerfassung und unzählige Kameraaugen noch jeden Winkel der Mega-Metropolen ausleuchtet. Manche Sicherheitsexperten auch in Deutschland werden angesichts dieses Technologie-Vorsprungs aktuell fast schon eifersüchtig.

Kritiker bezeichnen die Überwachungsmaschinerie in China als "das ehrgeizigste orwellsche Vorhaben der Menschheitsgeschichte". Die staatliche Kontrolle basiert auf einer Art Vertrag, den die Betroffenen jedoch nicht wirklich freiwillig eingegangen sind. Weite Teile des öffentlichen Lebens werden geschützt – auch bei der Corona-Bekämpfung konnten Chinas Machthaber dank der weitreichenden technologischen Überwachung rasch Gas geben. Im Gegenzug müssen die Bürger hinnehmen, dass sie Vergnügungen, soziale Anreizsysteme und die Erlaubnis zum Konsum nur dann erhalten, wenn Freiheitsrechte eingeschränkt bleiben.

Im sogenannten "Gehirn" von Shanghai, das kann die Doku von Mathias Bölinger, Tamara Anthony, Svea Eckert und Daniel Satra zeigen, laufen dabei gigantische Datenmengen zusammen. Auf riesigen Bildschirmen können Behördenmitarbeiter Bilder von rund einer Million Kameras im Blick behalten. Dabei sieht man deutlich, welchen Mitbürger an der Ampel hinter dem Auto-Steuer die Augen zufallen. Man kann überwachen, wer seinen Müll neben die Kübel wirft. Oder wer sich nicht an Corona-Auflagen hält. Körper-Scanner sind in allen Sicherheitsbereichen in China allgegenwärtig, und viele Menschen tragen ihr persönliches Stück High-Tech-Überwachung inzwischen ganz selbstverständlich am Handgelenk. "Den Menschen hier soll es gut gehen, und sie sollen merken, dass die Stadt sehr sicher ist", sagt Sheng Dandan, die das "Gehirn" mitkonzipiert hat.

Der Nutzen von Big-Data-Einsatz etwa bei der Pandemie-Bekämpfung, aber auch bei der Verfolgung von Straftätern, sehen auch heimische Sicherheitsexperten. Daher sucht die Doku auch Antworten in Deutschland. Denn China ist stark daran interessiert, sein technisches Knowhow zu exportieren – auch jenes bei der Überwachung und Kontrolle.

Die Story im Ersten: China: Überwachungsstaat oder Zukunftslabor? – Mo. 31.05. – ARD: 22.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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