Nelly Frijda ist eine der populärsten Charakterdarstellerinnen der Niederlande. Erste Bekanntheit in der Bundesrepublik erlangte sie durch ihren Auftritt in Marlen Gorris' "Die Stille um Christine M." (1983).
Frijda trat nach einer dreimonatigen Schauspielausbildung einem holländischen Kabarett bei. Zu Beginn arbeitete sie mit Wim Kan zusammen, später wechselte sie auf die Bühnen von Rinus Ferdinandusse und Berend Boudewijn. Daneben war Nelly Frijda auch in zahlreichen Theateraufführungen zu sehen, etwa in Stücken von Kafka, Shakespeare, Dickens und Tankred Dorst.
Sie nahm eine Laufbahn als Sängerin auf und war im Laufe der Jahre an den Produktionen vieler Hörspiele, TV-Filme und Radiosendungen beteiligt.
Nach einer dreijährigen schöpferischen Pause - sie verbrachte diese Zeit in Amerika - wurde sie Sängerin in der Band von Boy Edgar und trat 1965 beim Jazzfestival von Juen les Pins auf. Nelly Frijdas Bruder ist der holländische Filmemacher Jan Wiegel. Multitalent Frijda spielte unter anderem in Filmen von Toon Hermans, Pim de la Parra ("Mijn Nachten met Susan, Olga, Albert, Julie, Piet & Sandra", 1975, und "Als in een roes", 1986) , Paul Verhoeven ("Das Mädchen Keetje Tippel", 1974), Herbert Curiel ("Cha-Cha", 1979 mit Herman Brood und Nina Hagen), Harry Kümel ("Eline Vere", 1991), Rudolf Van Den Berg ("De Johnsons", 1992) und Annemarie Prins.
Als Dick Maas Nelly Frijda die Rolle der Ma Flodder anbot, hatte sie zunächst Bedenken. "Ich fürchtete, dass mir der Charakter zu platt geraten könnte. Das Drehbuch gefiel mir zwar sehr gut, aber ich sah zu wenig Möglichkeiten, der Figur der Mutter so etwas wie Tiefe oder innere Konturen zu verleihen. Dick Maas fand das nicht nötig, er ist kein Freund von inhaltsschweren Interpretationen. Er sagte: "Das, was mir vorschwebt, wird sich ganz von alleine einstellen." Dick behielt recht. die Rolle ist jetzt sehr naturalistisch angelegt und gleichzeitig von einer gewissen Hintergründigkeit. Das finde ich sehr interessant."
In einem Interview mit der holländischen Zeitschrift "Volkskrant" sagte Nelly Frijda, sie habe sich bei der darstellerischen Umsetzung von Mutter Flodder aus den Trabantenstädten und armseligen Vororten vorgestellt, die zum Einkaufen in die Supermärkte gehen, alte, ausgewaschene Schürzen tragend und Ausschau nach den Sonderangeboten haltend. Befragt nach der Szene, die sie persönlich am meisten berührte, nennt sie jene Sequenz, in der ihr Sohn seine bevorstehende Verlobung bekanntgibt. Ma Flodder, die zuvor alles von sich abschirmte und Gefühlregungen allenfalls in Form von Flüchen und Handgreiflichkeiten erkennen ließ, reagiert hier zum ersten Mal spontan gefühlgelenkt: "Ja, er bleibt doch mein Junge", bricht es aus ihr heraus.
Wenn Nelly Frijda die Wahl zwischen Bühne, Film und Fernsehen hat, so zieht sie unbedingt das Kino vor: "Film ist etwas ungeheuer erotisches. In den zwei Minuten, die ich für eine bestimmte Einstellung vor der Kamera stehe, kann ich eine zweihundertprozentige Konzentration aufbringen. Auf der Bühne ist das ganz anders. Da muss man mit seinen Energien viel dosierter haushalten, weil sie für den ganzen Abend reichen müssen."
Weitere Filme mit Nelly Frijda: "Rubia's Jungle" (1970), "Mama ist böse" (1986), "Han de Wit" (1990), "Just Friends", "Dagboek van een zwakke yogi" (beide 1993), "Mijn franse tante Gazeuse" (1996), "Lebwohl, Pavel" (1997), "Otje" (Stimme, 1998) und "Kwade reuk" (2002). Neben der erfolgreichen TV-Serie "Flodder" hat Nelly auch in den Serien "Laat maar zitten" (1988), "Uit de school geklapt" (1992),"Ik ben je moeder niet" (1995), "Eine kleine Nachtmerrie" (1996), "Bennie" (1997) und "Wet & Waan" (2000) mitgespielt.