Wie soll man reagieren, wenn einem der beste Freund die Pistole auf die Brust setzt und einen zur Film- und Fernsehkarriere zwingt? Man kann nur schwer "Nein!" sagen und auch Nick Frost blieb nichts anderes übrig als zuzustimmen. Von seinem Freund und Mitbewohner Simon Pegg - regelrecht - zum Auftritt in der bahnbrechenden Sitcom "Spaced" (1999) gezwungen, landete Frost vor der Kamera und an der Seite von Pegg auf den britischen Bildschirmen. Bis dahin hatte Frost als Kellner gejobbt, nebenbei den Clown des Restaurants gegeben und sich an rund einem Dutzend Stand-up-Comedy-Auftritten versucht - halb erfolgreich, wie er einst in einem Interview erzählte.
Der Grund für Simon Peggs Hartnäckigkeit war die Kunstfigur Mike Watt, in die Frost immer dann schlüpfte, wenn er Pegg amüsieren wollte. Für Pegg stand schnell fest, dass diese Figur nicht nur hinter verschlossenen Türen agieren durfte und brachte Frosts Alter Ego groß raus. So groß, dass dieser seinen Kellnerjob hinschmiss. Zunächst! Denn wenige Wochen nach Drehschluss war seine Gage aufgebraucht und der Kellnerjob genau das, was er brauchte, um über die Runden zu kommen. Rechnungen lassen sich eben auch dann nur mit einem Lachen bezahlen, wenn man mit Lachern Geld verdient.
Der Grundstein für Frosts Karriere war gelegt und seine Lust am Film- und Fernsehgeschäft geweckt. Weitere Angebote folgten und sorgten dafür, dass er bald schon zu den gefragtesten britischen Comedians gehörte. So sah man ihn in der Channel 4 Sitcom "Black Books", in einer Episode von Victoria Woods "Acorn Antiques" und in einem Werbespot für eine Pizza-Kette, der vom "Spaced"- und "Shaun of the Dead"-Regisseur Edgar Wright inszeniert wurde. Bevor Nick Frost in letztgenannter Produktion - wieder einmal an der Seite von Simon Pegg - über die Grenzen Großbritanniens bekannt wurde, überzeugte er noch als Entwickler und Präsentator der Shows "Danger! 50,000 Volts!" und "Danger! Incoming Attack!". Ein Erfolg, der Nick Frosts Stellung inmitten der "neuen Welle britischer Comedians" festigte, und doch hinter der weltweiten Aufmerksamkeit, die das Trio Pegg, Wright und Frost mit "Shaun of the Dead" erzielte, zurückblieb.
Mit der Horrorkomödie war nicht nur der Grundstein zu einer Hit-Reihe gelegt, sondern auch der Weg zur sogenannten "Blood-and-Ice-Cream-Trilogie" geebnet. Teil zwei - "Hot Fuzz - Zwei abgewichste Profis" - setzte die Reihe 2007 fort. Das Team war das gleiche, wie bei "Shaun of the Dead". Neben Simon Pegg und Nick Frost war auch Edgar Wright wieder mit von der Partie. Diesmal nahm sich das Trio Cop-Filme und Buddy-Movies wie etwa die "Lethal Weapon I - Zwei stahlharte Profis"-Reihe vor und lieferte erneut eine erfrischende Parodie jenseits der üblichen US-Klischees. Auch wenn der Streifen weniger witzig als der Vorläufer war - es gab genügend Humor, um als amüsant-unterhaltsame Hommage zu bestehen.
Die Spitze der Absurdität wurde 2013 mit "The World's End" erreicht. Abermals sorgte das Trio für Witz und Klamauk, setzte dabei vollkommen auf seinen Kultstatus und reizte dabei die Humorfähigkeit seines Publikums voll aus. Fans der Vorgängerfilme konnten dem kruden Mix aus Buddy-Komödie und Alien-Streifen, der den Abschluss der Trilogie bildete, etwas abgewinnen - Zuschauer, die eher Probleme mit platter Komik und grotesken Gags haben, dürften hier fehl am Platz sein.
Wer nun glaubt, dass Nick Frost immer nur dann funktioniert, wenn Simon Pegg in der Nähe ist, der tut ihm unrecht. Zwar arbeitete das Duo auch für "Paul - Ein Alien auf der Flucht" (u.a. Drehbuch) und "Die Abenteuer von Tim und Struppi" (natürlich als "Schulze und Schultze") zusammen, aber in "Penelope" (2006), "Wild Child" (2008) oder "Radio Rock Revolution" (2009) konnte Frost auch ohne seinen Buddy bestehen und an der Seite von anderen Darstellern zeigen, dass er seinen Ruf als genialer Comedian durchaus verdient hat.
Weitere Serien und Filme mit Nick Frost: "Big Train" (Serie, 1998), "Comic Relief 2003: The Big Hair Do" (2003), "Danger! 50,000 Zombies!" (Kurzfilm), "Funky Pete" (Kurzfilm), "The Man Who Would Be Shaun" (Kurzfilm), "Straight 8" (alle 2004), "Twisted Tales" (Serie), "Look Around You" (Serie), "Spider-Plant Man" (Kurzfilm), "Kinky Boots", "Dirty Tricks" (Serie, alle 2005), "Green Wing" (Serie, 2006), "Man Stroke Woman" (Serie), "Grindhouse", "Hyperdrive" (Serie, alle 2007), "Money" (Serie, 2010), "CollegeHumor Originals" (Serie), "Attack the Block", "Scrat's Continental Crack-Up: Part 2" (Kurzfilm, alle 2011), "Snow White & the Huntsman", "Ice Age 4 - Voll verschoben" (Sprecher, beide 2012), "Cuban Fury", "Die Boxtrolls" (als Sprecher) (beide 2014), "Big Business - Außer Spesen nichts gewesen" (2015).