Der Osten auf vier Rädern
03.01.2026 • 12:15 - 13:00 Uhr
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Originaltitel
Der Osten auf vier Rädern - Mobil sein in der DDR
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2010
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Der Osten auf vier Rädern

Als am 9. November 1989 die Mauer fiel, waren auch die Grenzen der Mobilität für die Deutschen Ost gesprengt. Sie kamen meist im Trabant, bestaunt und oft belächelt. Wenn der Automobilbau als ein Zeichen für die Wirtschaftskraft eines Staates steht, dann war der Trabi zumindest technologisch ein Armutszeugnis. Wie mobil waren die DDR-Bürger wirklich? Die neue Dokumentation von Lutz Rentner und Frank Otto Sperlich zeichnet filmisch den Weg nach, den die Ostdeutschen mit ihren automobilen Gefährten durch vierzig Jahre Planwirtschaft nahmen: von der Nachkriegszeit bis zum Fall der Mauer. Kaum ein Thema in Wirtschaft und Alltag war mit so vielen Hoffnungen und Sehnsüchten verbunden wie das individuelle Fahrvergnügen. Zuerst auch auf höchstoffizieller Seite: Visionen von modernen Städten wurden entwickelt, mit gewaltigen Hoch- und Schnellstraßen. Die frühen Automodelle aus Zwickau und vor allem Eisenach konnten auch international überzeugen. Der Wartburg 311 bekam Preise in New York und Paris. Im Westen boomt in den Wirtschaftswunderjahren der Markt um die Mobilität. Das Auto wird zur Normalität, die jeweilige Marke zum Statussymbol. Im Osten werden andere Konzepte diskutiert. Da sich abzeichnet, dass eine ausreichende Versorgung mit privaten PKW nicht zu erreichen ist, regt die Partei die "kollektive Nutzung" der Automobile an. Überall in der DDR entstehen Mietstationen. Doch die Wartezeiten für einen Wochenendausflug betragen mehrere Monate, die Idee zündet nicht. Die Konstrukteure in Eisenach und Zwickau entwerfen zum Ende der 60er Jahre neue Modelle, doch die Parteiführung setzt auf andere Industrien und lässt die Entwicklungen einstellen. Am Ende der DDR stehen zwei völlig veraltete Automobile und eine Wartezeit von fast 15 Jahren. In diesem Kontext entsteht geradezu ein Kult ums Automobil. Fast jeder Bürger meldet sich mit 18 Jahren auf einen Trabant oder Wartburg an. Vor dem Kauf wird eine Garage gebaut, denn dieses eine Auto muss ein Leben lang halten. Der vierrädrige Freund wird gehegt und gepflegt. Ersatzteile werden auf Vorrat gekauft. In den Grenzen seiner Mobilität aber ist der Bürger Ost aktiv. Abenteuerliche Reisen werden geplant - in die CSSR, nach Ungarn oder bis nach Bulgarien. Die Trabis voll bepackt, im Kofferraum Kanister mit Reservebenzin. So lange, bis dann die Grenzen der Mobilität fielen und er endlich die früher nur bestaunten Automobile der Westverwandten kaufen konnte und reisen durfte, wohin er wollte. Die Automobilbauer der DDR hatten der neuen Konkurrenz nichts entgegenzusetzen. Zu sehr waren die Anlagen auf Verschleiß gefahren, die Konzepte veraltet. Überlebt haben nur der kleine "Multicar" aus Waltershausen und der 'Melkus Sportwagen', der heute wieder in Dresden produziert wird.

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