Dschihad - Europas Gotteskrieger
05.09.2023 • 20:15 - 21:05 Uhr
Info, Dokumentation
Lesermeinung
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Originaltitel
Djihad sur l'Europe
Produktionsland
F
Produktionsdatum
2023
Altersfreigabe
12+
Info, Dokumentation

Als der Terror nach Europa kam

Von Wilfried Geldner

Die dreiteilige Dokumentation von ARTE France beschreibt auf spannende Weise, ausgehend vom Afghanistankrieg der 80er-Jahre, die Ausbreitung des islamistischen Terrors in Europa. Der als Dschihad (vereinfachend: "Heiliger Krieg") bezeichnete Terror führte bekanntlich zu unvorstellbaren Gräueltaten.

Weitaus mehr als die Entstehungsgeschichte des islamistischen Terrors und seine Ausbreitung bis heute sind die Anschläge auf das World Trade Center vom 11. September 2001 oder der Bombenanschlag auf das Pariser "Bataclan" vom 13. November 2015 im kollektiven Gedächtnis verhaftet. Es gab 3.000 Tote in New York, 90 Tote und viele Verletzte in Paris, um nur zwei Beispiele zu nennen. – Die dreiteilige französische Doku-Serie "Dschihad – Europas Gotteskrieger" fragt nicht zuletzt danach, ob all das nicht hätte verhindert werden können, wenn man die Warnzeichen, vor allem die offensiven Hasspredigten und frühen Drohungen ernst genommen hätte. Dass sich friedliebende Muslime überall in Europa in Demonstrationen gegen den Terror aussprachen, bleibt dabei außer Betracht. Die Entstehung islamistischer Terrorzellen in den Kriegsgebieten im Afghanistan der u80er-Jahre und in Bosnien-Herzegowina in den frühen 90-ern wird jedoch in den Filmen von Magali Serre und Hugo Micheron (ARTE France, 2023) plausibel dargestellt.

Ein Medizinstudent träumt vom Kalifat

Noch kurz vor dem Anschlag auf das World Trade Center 2001 wurden islamistische Gewaltwillige unterschätzt oder gar als Akteure in Talkshows benutzt, wie Archivaufnahmen aus Großbritannien zeigen. Andererseits reagierten britische Geheimdienste nicht, als es in Ländern wie Frankreich längst brannte. Man habe die Brandreden nicht ernst genommen, sagt ein Beamter von Scotland Yard im Rückblick.

Die Anfänge finden sich im Afghanistankrieg der Sowjetunion und im dortigen Widerstand gegen eine der "stärksten Armeen der Welt", der 1989 mit dem Abzug der Sowjettruppen endete. Als Erster organisierte Abdallah Asam, ein Jordanier palästinensischer Herkunft und späterer Lehrmeister des Geldgebers Osama bin Laden, vom pakistanischen Peschawar aus das Eingreifen arabischer "Gotteskrieger" in Afghanistan. Er wurde innerhalb kürzester Zeit einer der wichtigsten Ideologen des Dschihad und sorgte für dessen Globalisierung. Sein Konzept, Gotteskrieger aus anderen Ländern in umkämpfte Krisengebiete zu holen, sollte später Schule machen: zunächst in Bosnien-Herzegowina, später in Syrien, wo die Gründung eines sogenannten "Gottesstaates" gelang. Die wenigen grausamen, zum Teil propagandistischen Archivaufnahmen der ARTE-Filme sind nicht zuletzt wegen der damaligen Videotechnik glücklicherweise verschwommen.

Der Mythos des Sieges in Afghanistan hielt lange vor. Er führte zu Islamisten-Büros und Dschihadisten-Zentren in ganz Europa. Ein Übriges tat die mediale Propaganda. Eine der größten Dschihadistenzellen gab es in London, damals daher auch "Londonistan" genannt. Die Hasswellen schlugen – überraschend für heutige Zuschauer – auch auf öffentlichen Straßen hoch. Radikalen Predigern blieb Tür und Tor geöffnet. Doch noch immer ist es erstaunlich, wie cool sich etwa ein Medizinstudent aus Birmingham zum Dschihad bekennt.

Am Anfang war die Philosophie, "gegen Ausländer in den Kampf zu ziehen, die in die islamische Welt eindringen", am Ende stand der Traum vom Kalifat im Herzen Europas, sei es in Großbritannien oder in Dänemark. Die deutschen Belange kommen im Film etwas zu kurz, die Anschläge von Frankreich und ihre Herleitung aus dem algerischen Bürgerkrieg stehen im Vordergrund. Doch versierte Islamkundler, ehemalige Geheimagenten sowie die Chronologie zahlreicher Archivaufnahmen ergeben eine ebenso spannende wie ausführliche Rekapitulation – bis hin zu den Problemen der Rückführung ehemaliger Gotteskrieger und ihres Anhangs, soweit sie nicht längst hinter Gittern sind.

Dschihad – Europas Gotteskrieger – Di. 05.09. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das beste aus dem magazin

Susanne Donner in ihrer Apotheke.
Gesundheit

Welche Heilpflanzen helfen bei Schlafstörungen?

Immer mehr Menschen leiden unter Schlafstörungen. Doch pflanzliche Mittel wie Baldrian, Melisse und Lavendelöl bieten eine natürliche Lösung. Erfahren Sie, wie sie helfen können.
Eine Frau steht in einem Pool und schaut in die Ferne.
Reise

Reif für den Herbsturlaub

Nicht nur Schnäppchenjäger kommen im Herbsturlaub auf ihre Kosten. Das Reisen in den Monaten September und Oktober ist ausgesprochen beliebt. Hier sind einige Tipps.
Fedor Holz an einem Poker-Tisch.
HALLO!

Fedor Holz über seine Karriere und sein Buch "All In": "Es ist ein langer, intensiver Prozess"

Während seiner Profi-Karriere galt Fedor Holz als einer der besten Pokerspieler der Welt. Der 32-Jährige, der als German Wunderkind bezeichnet wurde, ist heutzutage ein erfolgreicher Unternehmer und jetzt auch Buchautor. Mit prisma hat er über seine Karriere und sein Buch gesprochen.
Emilia Schüle im Porträt.
HALLO!

Emilia Schüle: "Empathie ist erlernbar"

Emilia Schüle übernimmt im neuen Audible-Hörspiel „Stolz und Vorurteil“ die Hauptrolle der Elizabeth Bennet. Mit prisma sprach die Schauspielerin über die Relevanz von Jane Austens Roman.
Dr. Jochen H. Schmidt.
Gesundheit

Weißere Zähne mit Bleaching oder Zahncreme?

Vom Zahnarzt durchgeführte professionelle Aufhellungs-Methoden für Zähne sind aufwendig und relativ teuer. Können Weißmacher-Zahncremes deshalb eine echte Alternative zum Bleaching sein? Das hat prisma Dr. Jochen H. Schmidt, zahnärztlicher Leiter des Carree Dental in Köln, gefragt.
Eine Frau packt sich unter Schmerzen an die Schläfen.
Gesundheit

Mit Apps gegen den Tinnitus

Ohrgeräusche wie Pfeifen oder Rauschen sind weit verbreitet. Tinnitus betrifft viele Menschen in Deutschland. Es gibt verschiedene Behandlungsmethoden, darunter auch Apps.