Embrace
11.04.2018 • 20:15 - 21:40 Uhr
Spielfilm, Dokumentarfilm
Lesermeinung
Plus-Size-Model Stefania Ferrario (li.) und Regisseurin Taryn Brumfitt (re.) nach dem Dreh in der Rundle Mall, Adelaide
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Das Vorher-Nachher-Foto von Regisseurin Taryn Brumfitt, das eine globale Bewegung ins Rollen brachte
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Regisseurin Taryn Brumfitt
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Regisseurin Taryn Brumfitt (li.) zusammen mit Nora Tschirner (re.) bei der Verleihung des österreichischen Film- und Fernsehpreises ""Romy""
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Hint
Synchronfassung, Online verfügbar von 11/04 bis 18/04
Produktionsland
Australien
Produktionsdatum
2016
Spielfilm, Dokumentarfilm

Problemzone Frauenkörper

Von Andreas Schöttl

Der Dokumentarfilm "Embrace" von Taryn Brumfitt widmet sich in voller Länge der angeblichen Problemzone Frauenkörper. ARTE zeigt ihn in Erstausstrahlung.

Vermeintlich kleine Dinge können eben doch oft Großes anstoßen: Mit einem Vorher-Nachher-Foto, das völlig unerwartet in den sozialen Netzwerken viral ging, brachte Taryn Brumfitt weltweit eine Diskussion über den Schlankheitswahn, Körperkult und den Druck, der heute auf Frauen lastet, ins Rollen. Im Dokumentarfilm "Embrace", einer Free-TV-Premiere bei ARTE, erzählt sie nun selbst die ungewöhnliche Erfolgsgeschichte nach.

Die Australierin Brumfitt hat drei Kinder zur Welt gebracht. Die körperlichen Spuren, die der natürliche Vorgang der Geburt an hier hinterließ, versuchte sie mit allen Mitteln loszuwerden. Geradezu besessen kämpfte sie gegen ihren eigenen Körper, den sie nur noch abstoßend fand. Mit Erfolg! Irgendwann war sie so gut in Form, dass sie an einem Bodybuilding-Wettbewerb teilnehmen konnte: Brumfitt war fit schlank, straff, doch war sie auch glücklich? Das Gegenteil war der Fall.

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Brumfitt ließ fortan der Natur wieder ihren Lauf und postete aus einer Laune heraus eines dieser Vorher-Nachher-Bilder. Das eine zeigt sie im Bikini als Fitness-Contest-Teilnehmerin, das andere als selbstbewusste dreifache Mama, die keine Lust auf eine überall in den Medien propagierte Knackigkeit mehr hatte. Brumfitts Bilder wurden ein viraler Hit, sie gingen in den sozialen Netzwerken um die Welt. Auch Hollywood-Stars wie Asthon Kutcher zeigten sich begeistert. Angestachelt von der weltweiten Aufmerksamkeit im Netz wurde Brumfitt endgültig zum "Body Image Activist". Nur aus zwei Bildern und Millionen Klicks im Netz hat sie einen Dokumentarfilm gemacht.

"Ich will verstehen, warum so viele Menschen ihren Körper hassen. Und was wir dagegen tun können", erklärt Brumfitt ihre Mission. Ihr Ziel sei es, allen, die unter den gängigen Schönheitsidealen leiden, einen Gegenentwurf vorzustellen. Nur aber findet die Fotografin und Aktivistin über eine satte Länge von knapp 90 Minuten immer nur Gleichgesinnte. Zwischen Sydney, London und Beverly Hills scheint es so ausschließlich Frauen zu geben, die den Körperkult ebenso bedrückend finden wie die Filmemacherin selbst.

Es ist fraglos schockierend, wenn ein Model erklärt, viele ihrer schlankeren Kolleginnen würden in Energydrinks getränkte Wattebällchen essen, nur um ihr Hungergefühl zu stillen. Es ist auch nicht schön anzuhören, wenn eine von der Magersucht gezeichnete Patientin heranwachsende Mädchen unter Tränen anfleht, sie sollten unbedingt etwas essen. Jedoch wenn der kalifornische Schönheitschirurg Dr. Fardad Forouanpour in nüchternen Zahlen erklärt, dass etwa 65 Prozent seiner Arbeit aus Körper-OPs bestünden, ist nur ein Schuldiger dafür auch sofort gefunden: Wieder einmal ist es der eher undefinierbare "Druck der Medien". Die Werbung, aber auch die Hochglanzproduktionen der Pornoindustrie spielen offenbar eine gewichtige Rolle. Forouanpour: "Es kommen viele Damen her, die sagen, ich hätte mir bestimmte Filme angesehen ..."

Brumfitt unterlässt es in ihrer Produktion, die unter anderem von der deutschen "Tatort"-Schauspielerin Nora Tschirner kofinanziert wurde (sie lässt sich im Film über die schlimmen Folgen von Castingshows aus), auch mögliche Gegenstimmen zu Wort kommen zu lassen. So erscheint es bei ihr ausgeschlossen, dass nicht jeder, der seine physische Erscheinung optimieren will, unter den schlimmsten Minderwertigkeitskomplexen leiden könnte. Dieser Film ist richtig und wichtig, aber er geht wohl noch nicht tief genug: Der Körperkult kommt eben nicht von ungefähr, sondern von den Menschen selbst.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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