Gäste zum Essen
14.09.2023 • 20:15 - 21:45 Uhr
Fernsehfilm, Komödie
Lesermeinung
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Originaltitel
Gäste zum Essen
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2023
Fernsehfilm, Komödie

Zum Hauptgang heiße Komödie mit kalten Schauern

Von Aylin Rauh

Zwei Familien und ein leckeres Gängemenü: In "Gäste zum Essen" treffen zwei Welten aufeinander, die auf dem ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten. Eine humorvolle und wunderbar menschelnde Komödie von Carolin Otterbach.

Die Eltern eines jungen Paares lernen sich kennen. Immer eine nervenaufreibende Situation, schließlich sollen sich alle gut verstehen. Aber wenn Sticheleien direkt zu Beginn für eine angespannte Stimmung sorgen, kann das Ganze auch schnell im Fiasko enden. So wie es im Fernsehfilm "Gäste zum Essen", in der Regisseurin Carolin Otterbach solch ein Zusammentreffen inszenierte, geschieht. Eine höchst unterhaltsame, weil sehr lebensnahe ZDF-Komödie. Obwohl hier natürlich hoffnungslos überspitzt erzählt wird, jagt er flott geschnittene Film dem Betrachter manchen Schauer über den Rücken, denn gewiss kommen vielen die kleinen Eskalationen und Peinlichkeiten eines solchen gestelzten Abends nur allzu bekannt vor.

Das Geschehen spielt sich im Anwesen des Architekten-Ehepaars Soraya (Neda Rahmanian) und André (Matthias Koeberlin) ab. Beide leben im reichsten Viertel der Gegend und führen das klischeehafte und sorgenfreie "Bonzen"-Leben. Wenn da nicht ihre 16-jährige Tochter Mila (Hannah Schiller) wäre, die ihnen Kopfschmerzen bereitet. Denn deren Freund, der potenzielle Schwiegersohn Leon (Paul Sundheim), scheint einen schlechten Einfluss auf das Mädchen zu haben. Nun erwarten sie Leons Eltern Monika (Josefine Preuß) und Viktor (Maximilian Grill) zum Abendessen.

Ein Jahresgehalt als Schmuckstück

Bevor die Gäste eintreffen, ist Soraya nervös. Sie möchte die anderen Eltern durch ihren luxuriösen Lebensstil nicht einschüchtern. Arbeitet Monika doch als Supermarktverkäuferin und Viktor verdingt sich als "einfacher" Gärtner. Selbst die Kleiderauswahl stresst die Innenarchitektin: "Ich will, dass die Popovs sich bei uns wohlfühlen", erklärt sie ihrem Mann, der das Essen vorbereitet. Sie versteckt sogar die Haushälterin und bittet ihren Gatten, seine Armbanduhr nicht zu tragen. Er soll mal lieber nicht "das Jahresgehalt unserer Gäste am Handgelenk präsentieren".

Ebenso gestresst wirkt auf der anderen Seite Monika, die sich für das Essen extra in unbequeme High-Heels zwängt. "Du müffelst hier fröhlich vor dich hin, und ich muss mich aufdonnern wie für so'n Gala-Dinner", beschwert sie sich bei Viktor. Mit türkisfarbenem Lidschatten und einer gemusterten Jacke fährt sie mit ihrem Mann auf dem Motorrad vor – mit der Einstellung, sich von den "Bonzen" nicht unterbuttern zu lassen. Man merkt: Keiner der Erwachsenen hat Lust auf das Treffen. Aber für die Kinder machen sie gerne gute Miene zum bösen Spiel. Kann das gut gehen?

Kann es nicht! "Guck dir das an! Der Garten, ey!", staunt Viktor, als sie nach einer holprigen Begrüßung im Wohnzimmer stehen. Klar, auf so einem Anwesen sind die Popovs nicht alle Tage. Und somit beginnt ein chaotisches Abendessen, das durch überkochende Gemüter einen unvorhersehbaren Verlauf nimmt ...

Was steckt hinter der Fassade?

Das Gute ist: Man bekommt hier einmal nicht die erwartbare Kost serviert. Denn was auf den klischeehaften Culture-Clash zwischen reichen und "armen Menschen" zuzusteuern scheint, nimmt noch manche überraschende Wendung. Im Laufe der Komödie lassen die Charaktere ihre Hüllen fallen, die Fassaden fallen in sich zusammen. Und dabei menschelt es so schön, dass man als Zuschauer manchmal gar nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Der Film zeigt, was alles unter einem eleganten Kleid oder einer müffelnden Motorradjacke stecken kann. Das Bedürfnis, den Schein zu wahren, ist nicht vom Kontostand abhängig, und egal, aus welcher gesellschaftlichen Schicht man stammt – Mensch ist Mensch und gewisse Probleme bleiben immer gleich.

Als Regisseurin und Drehbuchautorin hat Carolin Otterbach alles richtig gemacht. Selbst die Musik (Ingo Ludwig Frenzel, Felix Raffel) hätte treffender nicht sein können, da sie die Emotionen und das Drama in vielen Szenen perfekt unterstreicht. Ein wenig erinnert das Konzept des kammerspielartigen Ensemblestücks an den Kino-Hit "Das perfekte Geheimnis" (Regie: Bora Dagtekin), in dem ein aus dem Ruder laufendes Abendessen ebenfalls für die heftigsten Geständnisse sorgt. Das Ganze ist schön angerichtet und schmeckt – warum nicht zu einem guten Gläschen Wein!

Gäste zum Essen – Do. 14.09. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das beste aus dem magazin

Dr. David Kubosch
Gesundheit

Wenn Atmen, Bücken oder Drehen zum Problem werden

Rundrücken durch ständiges Sitzen? Wie sich der Rücken auf den ganzen Körper auswirkt und welche Maßnahmen helfen, erklärt ein Experte für Rückengesundheit.
Die Vulkaninsel La Réunion.
Reise

Sehnsuchtsorte im Jahr 2026

prisma stellt mögliche Reiseziele fürs nächste Jahr vor und verrät, an welchen Orten besondere Erlebnisse auf Urlauber warten.
Johannes B. Kerner steht auf einer Treppe.
HALLO!

Johannes B. Kerner über das Weihnachtsfest: "Familie geht über alles"

Johannes B. Kerner moderiert rund um Weihnachten drei Sendungen. Mit prisma hat er über deren Besonderheiten gesprochen und erklärt, warum ihm die Jahreszeit so gut gefällt.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor.
Gesundheit

Adventszeit: Genießen mit gesunder Gelassenheit

Die Weihnachtszeit muss nicht ungesund sein. Mit ein paar einfachen Tipps kann man die Adventszeit genießen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Entscheidend ist, was man das ganze Jahr über macht.
Oliver Mommsen vor einem Weihnachtsbaum.
HALLO!

Oliver Mommsen über seine Rolle in "Eine fast perfekte Bescherung"

Im Weihnachtsfilm „Eine fast perfekte Bescherung“ müssen die Anwohner eines Berliner Viertels an Weihnachten ihre Wohnungen verlassen, weil eine Weltkriegsbombe entschärft wird. In einer Turnhalle findet sich eine bunt gemischte Truppe zusammen, die nun mit dieser Situation umgehen muss. Oliver Mommsen spielt Pfarrer Klaus Meier. Mit prisma hat er über den Film und über Weihnachten gesprochen
Carsten Henn lehnt an einer Wand.
HALLO!

Carsten Henn: „Wein ist ein bodenständiges Produkt“

Bestsellerautor Carsten Henn ist thematisch breit aufgestellt. Neben seinen Bestsellern wie „Der Buchspazierer“ und „Sonnenaufgang Nr. 5“ hat er sich einen Namen als Verfasser kulinarischer Kriminalromane gemacht. Da blitzte seine Liebe für den Wein schon hier und da auf. In seinem neuen Weinbuch schenkt der renommierte Weinjournalist und Weinbauer sein fundiertes fachliches Know-how nun einzigartig praktisch und unterhaltsam ein: Mit 66 wohldosierten und klug ausgewählten Fragen nimmt er seine Leser in „Simply Wine“, erschienen bei ZS, mit in die Welt des Weins. prisma hat mit ihm über sein neues Buch gesprochen.