Anlässlich des Internationalen Tags des Gedenkens an die Opfer des Holocausts am 27. Januar zeigt ARTE fünf Dokumentarfilme von "Shoah"-Regisseur Claude Lanzmann.
Man dürfe den Holocaust nicht als unterhaltsamen Spielfilm inszenieren, meinte Claude Lanzmann einmal. Als der französische Regisseur 1985 sein Mammutwerk "Shoah" vorlegte, verzichtete er deshalb nicht nur auf nachgestellte Szenen, sondern auch auf Archivaufnahmen. Stattdessen zeigte Lanzmann neun Stunden lang zeitgenössische Bilder der Vernichtungsstätten und vor allem lange Interview mit Überlebenden und Tätern. Elf Jahre lang reiste Lanzmann damals durch Israel und Osteuropa und kehrte mit hunderten Stunden Material zurück. Aus Teilen der nicht für "Shoah" verwendeten Aufnahmen montierte er später fünf weitere Filme, die ARTE nun erstmalig zeigt.
Die vierteilige Reihe "Vier Schwestern" (20.15 Uhr und 21.45 Uhr sowie 30. Januar, ab 20.15 Uhr) lässt die Holocaust-Überlebenden Ruth Elias, Ada Lichtman, Paula Biren und Hanna Marton zu Wort kommen. Dabei kommen erschütternde Geschichten zutage: Ruth Elias wurde 1943 als Schwangere nach Auschwitz gebracht, wo sie dem berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele als Versuchsperson in die Hände fiel. Mengele wollte, dass Elias ihr neugeborenes Kind verhungern ließ. Bevor es so weit kam, tötete sie das Baby selbst.
Um 22.40 Uhr zeigt ARTE außerdem den fast vierstündigen Dokumentarfilm "Der Letzte der Ungerechten" aus dem Jahr 2013 in deutscher Erstausstrahlung. Für sein Porträt von Rabbiner Benjamin Murmelstein, den letzten Vorsitzenden des sogenannten Judenrates in Theresienstadt, schnitt Lanzmann Aufnahmen eines Interviews aus dem Jahr 1975 mit modernen Ansichten von Theresienstadt zusammen.
"Der Film zeigt die absolute Grausamkeit des Nazi-Regimes", so Lanzmann über "Der letzte der Ungerechten". Und zwar "noch viel stärker als 'Shoah'. Es geht um die Genesis der 'Endlösung'. Innerhalb von nur zwei Jahren änderte sich die Politik damals von der öffentlichen Verfolgung der Juden hin zu den Massenmorden in den Gaskammern. So etwas nachzuvollziehen, ist sehr schwierig. Mein Film gibt meiner Meinung nach zum ersten Mal den Schlüssel dazu."