Starke Schauspieler und in sich geschlossene, spannende Fälle warten in der neuen Krimi-Serie "Gone" auf den Zuschauer.
"Familie", buchstabiert das Mädchen, das gegenüber vom Vater sitzt, auf dem Scrabble Brett. Einige Momente später knallt die Haustüre auf, der Vater ist in den Händen des FBI, die Mutter tot und die Kleine ... – frei. Die Erwachsenen waren nicht ihre leiblichen Eltern, sondern hatten das Mädchen gekidnappt. Nun, 15 Jahre später, möchte Kit Lannigan (Leven Rambin), die inzwischen auf den Namen Kick hört, helfen, vermisste Kinder zu finden. Praktisch, dass ihr damaliger Retter, FBI-Mann Frank Novak (Chris Noth) ihr ein Angebot macht, zu einer besonderen FBI-Einheit hinzuzustoßen. Die Krimiserie "Gone" startet auf VOX mit einer Doppelfolge und verspricht spannende Fälle und facettenreiche Figuren.
"Jede Stunde werden in den USA 75 Menschen als vermisst gemeldet", heißt es am Ende der Pilotfolge. In Deutschland zählte das Bundeskriminalamt im Mai 2017 insgesamt 16.300 Vermisstenfälle, wovon die etwa Hälfte Kinder und Jugendliche sind. Angesichts solcher Zahlen sollte das Publikum nicht die Augen verschließen, denn sie unterstreichen die Relevanz dieser neu produzierten Serie – auch wenn in einem solchen Format natürlich die Spannung und der Action-Faktor im Vordergrund stehen. Das BKA schreibt auf seiner Website, dass bei vermissten Kindern und Jugendlichen eine sehr hohe Aufklärungsrate vorhanden ist, im Jahr 2016 lag sie bei 94 Prozent. Eine spektakuläre Verbrecherjagd, wie bei "Gone", steckt zum Glück auch nicht hinter jedem gelösten Fall, doch viel Ermittlungsarbeit und ein Team aus Profis mit Sicherheit.
Zu so einem Ermittlungsteam gehört auch Kick neuerdings, die mit ihrer Erfahrung und Empathie helfen soll. Wer allerdings denkt, die zierliche Frau setze sich nun hinter einen Schreibtisch, der hat sich geirrt: Kick weiß sich seit ihrem Kindheitserlebnis zu wehren und zögert keine Sekunde einem bewaffneten Kidnapper ihre Faust ins Gesicht zu schlagen. Ihr einziger Feind ist die Erinnerung.
Immer wieder unterfüttern Regisseur John Terlesky und Drehbuchautor Matt Lopez die Story mit kurzen Rückblenden, sodass Kicks Trauma auch den Zuschauer zunehmend in den Bann zieht. Die verborgenen Winkel ihrer Persönlichkeit, wird das Publikum erst nach und nach kennenlernen, und auch die Geschichten der anderen Figuren entwickeln sich erst mit der Zeit. Nicht alleine die spannenden Fälle, sondern auch die Charaktere und deren Vielschichtigkeit tragen die zwölf Folgen.
Vor allem Leven Rambin schafft es, ihrer Figur eine Mischung aus gegensätzlichen Eigenschaften zu verleihen: Sie ist zerbrechlich, verletzlich, selbstbewusst und stark zugleich. Auch dem ehemalige "Sex and the City"-Frauenschwarm Chris Noth scheint die Rolle wie auf den Leib geschneidert, überzeugt er doch als bedachter, ruhiger Leiter der Einheit. Kidnapping ist kein Thema, das nur die USA oder Deutschland etwas angeht, und so ist es umso bedeutender, dass "Gone" als Koproduktion von NBCUniversal, RTL Deutschland und TF1 aus Frankreich produziert wurde.