Haus aus Glas
04.01.2024 • 20:15 - 21:00 Uhr
Serie, Dramaserie
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Originaltitel
Im Zeichen des Wassermanns
Produktionsland
D, B
Produktionsdatum
2023
Serie, Dramaserie

Dunkle Geheimnisse in lichtdurchfluteten Räumen

Von Eric Leimann

Der exquisite Sechsteiler "Haus aus Glas" spielt mit Familienserien-Klischees, erzählt sie aber auf erfrischende Art anders. Es geht um einen Unternehmer-Clan mit vier erwachsenen Kindern, in dem durch das Verschwinden eines Menschen alte Wunden wieder aufreißen.

Nein, mit der Miniserie "Haus aus Glas" ist man nicht versehentlich beim "ZDF Herzkino" gelandet. Selbst wenn manche Szenen einer gut situierten Unternehmerfamilie mit vier erwachsenen Kindern, die in einer wunderschönen Villa mit riesigem grünen Garten leben, diesen Anschein erwecken. Um noch einen draufzusetzen: Folge eins (ARTE zeigt die sechsmal 45 Minuten jetzt am Stück, später sind sie auch im Ersten zu sehen) erzählt von einer Hochzeit: Emily (Sarah Mahita), die jüngste Tochter des Gießerei-Unternehmers Richard Schwarz (Götz Schubert) und seiner Frau Barbara (Juliane Köhler), will ihren Verlobten Chris (Aram Arami) ehelichen, der Patriarch Richard als Geschäftsführer seiner Firma unterstützt. Auch die anderen Kinder sind zur Feier angereist: Eva (Stefanie Reinsperger), die mit ihrer Lebensgefährtin Bahar (Lara Chedraoui) ein Kind bekommen will, die lebenslustige Leo (Morgane Ferru), die aus einer früheren Beziehung einen Sohn hat, und sogar Felix (Merlin Rose), das schwarze Schaf der Familie, der extra aus Kanada kommt und mit dem bevorstehenden Treffen offensichtlich große Probleme hat.

So weit, so bekannt. Je länger man den von Beginn an gut geschriebenen und gespielten Familienszenen zuschaut, desto mehr Irritation erfährt die Geschichte. Warum behandeln alle Familienmitglieder Braut Emily wie ein rohes Ei? Und was ist bei den Schwarz' früher passiert, das offenbar bis heute nachwirkt? Als ein Protagonist der Hochzeitsgesellschaft unerwartet verschwindet, verwandelt sich der Plot zudem in einen Kriminalfall oder zumindest ein Rätsel.

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Autorin Esther Bernstorff, die für ihr Familien-Obdachlosen-Drama "Ein Teil von uns" 2017 einen Grimme-Preis erhielt, tut hier das, was US-Filmemacher Mike White mit seiner von Emmys überhäuften Erfolgsserie "The White Lotus" gelang. Die alten Serienprojekte des begnadeten Drehbuchautors und Regisseurs wollte trotz Kritikerlob kaum jemand sehen. In seiner Luxus-Hotelserie "The White Lotus" baute er dann neben exzellenten Geschichten und Charakteren noch ein paar "crowd pleaser" ein: ein Mordrätsel, das zu Anfang gestellt wird, wunderschöne Locations und attraktive Menschen – fertig ist der Publikumserfolg.

Trotz des "Signalbegriffes" Trauma kein depressiver Runterzieher

Auch in "Haus aus Glas" machen es Esther Bernstorff, die früher viel mit Filmemacherin Emily Atef ("Das Fremde in mir") zusammengearbeitet hat, und Regisseur Alain Gsponer ("Heidi") dem Publikum leicht, den Geschichten um die Unternehmerfamilie zu folgen: Die Sonne scheint auf und in die lichtdurchfluteten Räume der Designervilla. Und alle Menschen darin bringen Humor, Lust aufs Leben und sogar Liebe für die anderen in der Familie (mal mehr, mal weniger) mit in den Plot. Weil all diese kleinen Begegnungen äußerst geschmeidig vom tollen Ensemble dargeboten werden, macht es einfach Spaß, der Serie zu folgen und zunehmend die kleinen Brüche und Geheimnisse zu erkunden, die einem hier serviert werden.

Altgediente Darsteller wie Götz Schubert und Juliane Köhler bekommen als Elternpaar endlich mal wieder Aufgaben, die ihre schauspielerische Extraklasse herauskitzelt. Und bei den Jungen sind neben den "etablierten" Geschwistern Stefanie Reinsperger (Dortmunder "Tatort-Kommissarin) und Merlin Rose vor allem die beiden von Morgane Ferru und Sarah Mahita jüngeren Schwestern echte Entdeckungen, auf deren weitere Rollen man gespannt sein darf.

Was sehr erfreulich ist: Trotz des "Signalbegriffes" Trauma ist die Miniserie kein depressiver Runterzieher, wie es sonst oft bei deutschen Produktionen zum Thema der Fall ist. Esther Bernstorff erzählt zwar, "wie stark unsere Lebensgeschichten von den Erlebnissen in unserer Kindheit geprägt sind", aber sie tut dies mit sanft hintergründigem Humor und viel Liebe für ihre Figuren, ja für Werte wie Familie, Freundschaft und Geschwisterliebe an sich. Ernstere Aspekte werden dabei jedoch nicht ausgespart. "Ich bin inzwischen der Überzeugung", sagt Esther Bernstorff, "dass die Rollen, die wir als Kinder innerhalb unserer Familien annehmen – Rebellin, Tröster, Lastenträgerin, Lichtbringer – der zentrale Motor sind für unser späteres Handeln".

Wer "Haus aus Glas", den starken Auftakt ins deutsche Serienjahr, vorab "on demand" schauen will, kann dies in der ARTE-Mediathek (ab 28. Dezember) oder der ARD-Mediathek (ab 29. Dezember) tun. Die Ausstrahlung im Ersten findet in drei Doppelfolgen am Dienstag, 9. Januar (20.15 Uhr), Mittwoch, 10. Januar (20.15 Uhr), und Freitag, 12. Januar (22.30 Uhr), statt.

Haus aus Glas – Do. 04.01. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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