Der sowjetrussische Geheimdienst gilt als das größte staatliche Überwachungsorgan, das die Welt je kannte. Eine ausführliche dreiteilige ARTE-Dokumentation zeichnet die Geschichte des totalen Ausspähens nach.
Die Geschichte des KGB begann mit der Revolution 1917: Nach seiner Machtergreifung gründete Lenin eine provisorische Geheimpolizei – die "Außerordentliche Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution, Spekulation und Sabotage". Aus dieser im Russischen als "Tscheka" abgekürzten Organisation entwickelte sich der mächtigste Geheimdienstapparat der Welt. Nach mehrfachen Namensänderungen war er vor allem als sowjetischer KGB von 1954 und 1991 weltweit gefürchtet. "KGB – Schild und Schwert", eine dreiteilige Dokumentationsreihe des britischen Regisseurs Jamie Doran, richtet den Blick auf die Geschichte und Entwicklung eines mitunter gnadenlosen Überwachungsapparates gegen angebliche Feinde aus dem In- und Ausland. Die Gräueltaten des KGB unter Lenin und vor allem unter Stalin, der eine Tötungswelle im industriellen Maßstab startet ließ, bleiben im ersten Teil nicht unerwähnt. Doch wird schnell deutlich, wohin Dorans recht langer Anlauf zielt.
Untaten befohlen aus dem Kreml
Das Schwarzweiß-Bild eines knabenhaft wirkenden Wladimir Putin erscheint sehr früh, wenn sich diese Dokumentation noch an den in alten Propagandafilmen dargestellten Heldentaten der KGB-Agenten abarbeitet. "Einer, der ebenfalls davon träumt, in die prestigeträchtige Organisation einzutreten, ist der junge Wladimir Putin", heißt es dazu tatsächlich aus dem Off. Und Mark Galeotti, ein Experte beim Institut für Internationale Beziehungen in Prag, weiß sogleich zu berichten: "Schon als Schüler ging Putin zu einer der KGB-Dienststellen und fragte, wie er aufgenommen werden könnte. Aber dort war man nicht direkt begeistert und wimmelte ihn ab. Es hieß, absolviere erst mal die Universität, dann sehen wir weiter." Putins lose Vorstellung endet damit, wie er als erwachsener Mann und wohl schon als russischer Präsident eine Pistole in der Hand hält. Putin drückt ab – auf einem Schießstand für Sportschützen.
Den endgültigen Aufstieg Putins aus der Reserve des KGB über frühe politische Erfolge in St. Petersburg bis zu den höchsten präsidialen Weihen in Moskau widmet Doran beinahe den gesamten dritten Teil. Wieder ist es der Experte Galeotti, der zu berichten weiß: "In Moskau arbeitete Putin zunächst für einige der korruptesten Regierungsmitglieder – als ihr loyaler Henker." In Putins Amtszeit fielen Giftmorde, Verfolgung und Tötung kritischer Journalisten, Politiker oder Ex-Geheimdienstler, heißt es knapp zusammengefasst über ein Russland, in dem sich der Geheimdienst einen eigenen Staat geschaffen habe.