Das Lebensabschnitts-Biopic über Erich Kästner (Florian David Fitz) erzählt die wahre Geschichte einer Freundschaft, die den Zweiten Weltkrieg – fast – überdauert hätte.
Erich Kästner, scharfzüngiger Literat, Pazifist und Autor zeitloser Kinderbücher, war bereits in der Weimarer Republik ein Star. 1931 wurde sein Buch "Emil und die Detektive" verfilmt, wobei der damals 42-jährige Schriftsteller und Bonvivant schon vor dem Casting eine freundschaftliche Beziehung zu Hans Löhr, dem Darsteller des "kleinen Dienstag" pflegte. Der Junge aus einfachen Verhältnissen war ein Fan und Brieffreund Kästners. Und der Schriftsteller, der "privat" nicht viel mit Kindern anfangen konnte, war vom Jungen gerührt, was später wohl zur Rolle im Film führte. "Kästner und der kleine Dienstag", nun als Wiederholung kurz vor Weihnachten im Ersten zu sehen, erzählt die wahre Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft in düsterer deutscher Zeit.
Mitten im unbeschwerten Intellektuellenleben im freizügigen Berlin um das Jahr 1930 genießt Erich Kästner (Florian David Fitz) das Leben und seinen Erfolg in vollen Zügen. Scheinbar nebenbei lässt er sich vom Charme des jungen Hans Löhr (Nico Ramon Kleemann) einfangen, der ihn als Autor für seine Schülerzeitung gewinnen will. Die ungewöhnliche Freundschaft der beiden führte zu einem Vorsprechen des Jungen für die Kinderrollen von Gerhard Lamprechts berühmter "Emil und die Detektive"-Verfilmung, für die der damals noch in Berlin arbeitende Billy Wilder das Drehbuch mitverfasste.
Das Werk der vielfach ausgezeichneten Drehbuchautorin Dorothee Schön ("Charité", "Frau Böhm sagt Nein") ist ein eher konventionelles Biopic, das jedoch mit ordentlicher Ausstattung und guten Darstellern zu punkten versteht. Die Inszenierung des österreichischen Regie-Routiniers Wolfgang Murnbergers ("Kleine große Stimme") ist solides Historienfernsehen, das sein Drama einer komplizierten Freundschaft in schwieriger Zeit ein wenig erwartbar vorträgt. Dank der Anziehungskraft Forian David Fitz' und des berührenden Plots kann man sich nach dem dramatischen Finale des Dramas dennoch nicht ohne Augenfeuchte verabschieden.