Kafka
26.03.2024 • 20:15 - 21:00 Uhr
Serie, Dramaserie
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Produktionsland
A
Produktionsdatum
2024
Serie, Dramaserie

Die stargespickte Biopic-Serie ist selbst ein bisschen "kafkaesk"

Von Eric Leimann

Sich Franz Kafka zu nähern, heißt, das Seltsame und Labyrinthische auszuhalten. Für viele Fans ist er deshalb der größte deutschsprachige Schriftsteller. Eine sechsteilige, durchaus ungewöhnliche Biopic-Serie im Ersten versucht den vor 100 Jahren jung Verstorbenen zu verstehen. Ist "Kafka" gelungen?

Welcher Schriftsteller hat es schon zu einem eigenen Adjektiv gebracht? "Kafkaesk", so steht es im Lexikon ziemlich treffend, "beschreibt ein unergründliches Gefühl der Bedrohung, der Unsicherheit oder des Ausgeliefertseins, etwa angesichts einer im Dunkeln liegenden Macht." Franz Kafka, der sein kurzes Leben zwischen 1883 und 1924 lebte – sein Todestag vor 100 Jahren ist der 3. Juni -, er ist mehr als ein Schriftsteller. Er ist ein popkulturelles Phänomen und gilt als erster deutschsprachiger Schriftsteller der Moderne. Alle Menschen, denen das Leben seltsam vorkommt, sind potenzielle Kafka-Fans. Einer von ihnen ist der österreichische Filmemacher David Schalko ("Braunschlag"), der nun die starbesetzte Biopic-Serie "Kafka" vorlegt.

Zwei Primetime-Abende darf Schalko mit seiner ungewöhnlichen Serie füllen. Nach den Folgen eins bis drei am Dienstag laufen die restlichen Episoden vier bis sechs am Mittwoch, 27. März, ebenfalls um 20.15 Uhr. In der ARD-Mediathek ist die Serie komplett bereits ab 20. März verfügbar. Dort kann man dann auch die begleitende Doku "Kafka und ich" abrufen, die für lineare Kafka-Connaisseure bereits am Sonntag, 24. März, um 0.05 Uhr, im Ersten zu sehen ist.

Doch wie nähern sich Schalko und sein Drehbuchautor, der berühmte Schriftsteller und Kafka-Fan Daniel Kehlmann ("Die Vermessung der Welt"), dem Phänomen Kafka? Jemandem, der 100 Jahre nach seinem Tod immer noch als der weltweit meistgelesener deutschen Dichter gilt? Unter der Fachberatung des Kafka-Biografen Reiner Stach entstand kein herkömmliches Biopic. Vielmehr ist die Serie "Kafka" ein bisschen wie Franz Kafka selbst: irritierend, bruchstückhaft und verblüffend.

Verbunden durch eine Erzählerstimme (Michael Maertens) handeln die sechs Kapitel unterschiedliche Einflüsse in Kafkas Leben ab: den Freund und Schriftsteller Max Brod (David Kross) – selbst Fan und Mentor des ewig mit sich hadernden Künstlers in der ersten Folge "Max". Seine gutbürgerliche Familie rund um strengen Vater (Nicholas Ofczarek) in der Folge "Familie". Eine Episode ("Bureau") erzählt vom Einfluss seines bürgerlichen Berufes bei einer Unfallversicherungsanstalt. Die Blaupause für alles Schreiben über die Entfremdung des Menschen in Machtstrukturen und in der Bürokratie.

Viele Stars in kleinen Rollen

Und dann sind da noch die drei wohl wichtigsten Frauen in Kafkas Leben: Felice Bauer (Lia von Blarer), mit der er zweimal verlobt war (Folge "Felice"), sie aber nie heiratete. Seine Übersetzerin Milena Jesenská (Liv Lisa Fries), mit der er einen leidenschaftlichen Tag bei Wien verbringt (Folge "Milena"). Und schließlich Dora Diamant (Tamara Romera Ginés), die mit Kafka während seines letzten Lebensjahres in Berlin zusammenwohnte und den schwer an Tuberkulose Erkrankten in einem Sanatorium bei Wien auch beim Sterben begleitete (Folge "Dora").

Zum Teil kommt "Kafka" wie ein verrückt-verdrehtes Dokudrama, nur eben ohne Interviews mit "Experten" daher. Und es wurde prominent besetzt. Begegnungen mit anderen Schriftstellern zeigen Schauspielgrößen wie Lars Eidinger (Rainer Maria Rilke), Christian Friedel (Franz Werfel) oder Verena Altenberger (Robert Musil). Kafkas Prager Kreis mit anderen Kreativen ist neben David Kross als Max Brod auch mit Robert Stadlober als Felix Weltsch besetzt. Charly Hübner spielt den Verleger Rowohlt. Ein richtiger Erzählsog kommt beim episoden- und sprunghaften Stil der Serie zwar nicht auf, wohl aber ein hoher Lern- und Unterhaltungsfaktor. "Kafka" trifft das Wesen seines künstlerischen Objekts schon sehr genau.

Die Serie spielt mit dem Absurden, Schauspieler sprechen schon mal direkt ins Publikum und der in seiner Entrücktheit stark spielende Joel Basman als Kafka wird auch schon mal zum Käfer – in Anspielung auf dessen Großwerk "Die Verwandlung". Selbst die Architektur von Bauten und Serien-Schauplätzen in Kafkas nur 40 Jahre währendem Leben rund um den Ersten Weltkrieg – ja auch sie wirken schon mal "kafkaesk". Dem Schriftsteller, der seinen Nachlassverwaltern eigentlich aufgetragen hatte, all seine Werke und Fragmente – es waren 90 Prozent seines Geschriebenen – zu vernichten, ihm hätte diese Serie vielleicht sogar gefallen. Oder er hätte befohlen, alle Festplatten und sämtliches Bewegtbildmaterial nach den aufwendigen Dreharbeiten wieder zu löschen.

Kafka – Di. 26.03. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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