Kampf der Kriegeraffen
20.09.2018 • 20:15 - 21:40 Uhr
Natur+Reisen, Tiere
Lesermeinung
Parker, einer der Ngogo-Schimpansen: Forscher beschreiben die Gruppe als dreimal so groß wie herkömmliche Familien.
Vergrößern
Dexter, ein Mitglied des Ngogo-Schimpansen-Clans
Vergrößern
Hare, ein Mitglied der Grenzpatrouille, schaut zu den anderen Schimpansen hoch.
Vergrößern
Lofty, das frühere Alphamännchen des Ngogo-Schimpansen-Clans, lässt sich als Raufbold beschreiben.
Vergrößern
Hint
Synchronfassung, Online verfügbar von 20/09 bis 20/10
Produktionsland
Großbritannien
Produktionsdatum
2016
Natur+Reisen, Tiere

Machtspiele tief im Dschungel

Von Andreas Schöttl

Die Anthropologen David Watts und John Mitani beobachteten über die unglaubliche Dauer von mehr als 20 Jahren einen Schimpansen-Clan im Kibale-Nationalpark in Uganda. Herausgekommen ist ein beeindruckender Tierfilm, streckenweise so spannend wie ein Politthriller.

Anthropologen und Tierfilmer brauchen vor allem eins, wollen sie die Entwicklung einer Population erforschen und auch noch in starken Bildern einer Öffentlichkeit darstellen: viel Geduld! Sehr viel Geduld brachten die Wissenschaftler David Watts und John Mitani auf. Mehr als zwei Jahrzehnte begleiteten sie tief im Dschungel des Kibale-Nationalparks in Uganda einen beachtlich großen Schimpansen-Clan von mehr als 140 Tieren. Allein vier bis fünf Jahre dauerte es, bis sich die Affen an die Anwesenheit der Menschen gewöhnt hatten. Die Mühen, die Watts und Mitani aufgewendet haben, sind nun in dem beeindruckenden Gewinnerfilm des Jackson-Hole-Wildlife-Film-Festivals zu sehen.

Die Wissenschaftler reihen nicht einfach nur unter komplizierten Bedingungen gedrehte Schnipsel aneinander. Sie dringen tief in die Gesellschaft der Tiere ein. Die sehr männlich geprägte Hierarchie der Schimpansen weist dabei eine hohe Ähnlichkeit zu menschlichen Strukturen auf. Es gibt Anführer, zu denen die angeblich Untergebenen aufsehen. Gleichzeitig aber stricken Taktiker, Diplomaten oder Raufbolde eigene Allianzen. Ihr Ziel: Selbst die Macht in dem Clan zu übernehmen.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Streckenweise spannend wie ein Politthriller lassen sich die spektakulär bebilderten Machtspielchen innerhalb des Clans verfolgen. Alphamännchen wie die von Watts und Mitani benannten "Bartok", der Taktiker, und Lofty, der aggressive Raufbold, "kämpfen" darum, die Herrschaft des alternden "Mweya" zu brechen. Dafür buhlen sie in seltsam anmutenden Ritualen um die Gunst der anderen. Anthropologe Mitani fasst zusammen: "Als einziges Männchen hat man es nicht leicht."

Den Machtspielchen des einzelnen jedoch steht ein unbändiger Zusammenhalt gegenüber, wenn es darum geht, den eigenen Clan zu schützen. Oder das eigene Territorium gar zu erweitern. "Schimpansen töten einander. Sie töten ihre Nachbarn", sagt Mitani. Innerhalb von nur zehn Jahren hatte die Gruppe 21 Schimpansen anderer Familiengruppen getötet, darunter 13 aus einer Gruppe in der unmittelbaren Nachbarschaft. Mitani: "Wir gehen von einem direkten Zusammenhang zwischen der tödlichen Gruppengewalt und der Erweiterung des Territoriums aus."

Wie brutal die "Patrouillen" der stärksten Schimpansen mitunter vorgehen, zeigt die Dokumentation in einer fast gruselig anmutenden Jagdszene. Rote Stummelaffen hatten sich in das Gebiet des Clans "verirrt". Von der Schimpansengruppe eingekreist, kann einer der Eindringlinge nicht mehr entkommen. Er wird zu einem blutigen Opfer. Drei Schimpansen gleichzeitig vierteilen den Affen-Genossen. Als sie sich mit gieren Bissen über dessen Fleisch hermachen, erinnern die Tiere an Kannibalen. Wie die Wissenschaftler erklären, scheint Fleisch eine wichtige Rolle in den sozialen Beziehungen zu spielen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Top stars

Das beste aus dem magazin

Harald Lesch im Interview.
HALLO!

Harald Lesch: "Ein kapitalistisches Weltbild hingegen gefährdet unsere Lebensbedingungen"

Harald Lesch bringt seit Jahren dem TV-Publikum unsere faszinierende Welt und wissenschaftliche Erkenntnisse näher. Im Interview spricht der Astrophysiker unter anderem über kommende Generationen, seine Lehrtätigkeit in München und wie Religion und Wissenschaft für ihn zusammenpassen.
Das „phaeno“ in Wolfsburg.
Reise

Wenn Architektur eine Stadt verändert

Viele Museen sind von außen genauso imposant wie von innen. Ein gutes Beispiel ist das Guggenheim-Museum, das in Bilbao zu einem wirtschaftlichen Boom geführt hat. Doch nicht nur die nordspanische Stadt profitiert vom „Bilbao-Effekt“.
Dr. Julia Fischer moderiert montags die SWRGesundheitssendung „Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host des neuen ARD Gesund Youtube-Kanals erklärt sie anschaulich medizinische Themen.
Gesundheit

Demenz verhindern – durch die richtige Prävention

Die Diagnose Demenz ist ein Schock für Betroffene. Doch mindestens ein Drittel aller Fälle könnte verhindert werden – mit der richtigen Prävention. Dr. Julia Fischer gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema.
Claudia Michaelsen ist als "Polizeiruf 110"-Kommissarin zu sehen.
HALLO!

Claudia Michelsen: "Es geht um zunehmend verloren gehende Empathie"

"Polizeiruf"-Kommissarin Claudia Michelsen spricht im Interview über ihre Figur, Moral in Krimis und ihre kommenden Projekte.
Stefan Fink ist Leiter einer Apotheke in Weimar 
und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Deutschen 
Apothekerverbands.
Weitere Themen aus dem Magazin

Haarausfall – was hilft?

Stefan Fink ist Fachmann für das Thema Haarausfall. In der Arzt-Kolumne gibt der Apotheker Tipps für eine Behandlung.
Michael Kaeshammer ist ab Mitte Mai auf Deutschland-Tournee.
Weitere Themen aus dem Magazin

Michael Kaeshammer: „Wenn man nichts zu sagen hat, kann man nichts Echtes kreieren“

Michael Kaeshammer füllt in Nordamerika große Säle und hat im kanadischen TV sogar seine eigene Kochshow namens „Kaeshammer‘s Kitchen“. Seine Musik, natürlich vom Jazz beeinflusst, vereint Pop, Blues und Rock’n‘Roll - und überzeugt nicht zuletzt durch Kaeshammers einzigartigen und mitreißenden „Crossover Style“. Mit seinem neuen Album „Turn It Up“ möchte der gebürtige Offenburger, der in jungen Jahren ausgewandert ist, auch in Deutschland den Durchbruch schaffen. prisma hat mit dem Musiker gesprochen.