Megacitys - Wenn es Nacht wird in Toronto
29.12.2025 • 19:25 - 20:15 Uhr
Natur + Reisen, Stadtbild
Lesermeinung
Nachts prägt der CN-Tower mit wechselnden Farben die Skyline von Toronto.
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Die Skyline von Toronto bei Nacht
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Quinn Hopkins vom Volksstamm der Anishinaabe lässt in seinen Wandbildern die Mythen seiner indigenen Vorfahren wieder aufleben.
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Ashley Moorhead ist eine von nur drei Frauen bei der Müllabfuhr in Toronto. Drei Monate im Jahr reist sie um die Welt, doch ihr Herz gehört ihrer Heimatstadt.
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Originaltitel
Megacitys
Produktionsland
CDN
Produktionsdatum
2025
Natur + Reisen, Stadtbild

Megacitys - Wenn es Nacht wird in Toronto

Wenn Pilotin Ky im abendlichen Landeanflug die Skyline von Toronto vor sich hat, ist das ihr glücklichster Moment des Tages. Jetzt wird die Finanzmetropole zum bunt schillernden Melting Pot. Wir sind wie New York, sagen sie über ihre Stadt und fügen meist hinzu: Nur netter! Toronto ist Schmelztiegel verschiedenster Kulturen. Die Mehrheit der Bewohner ist irgendwann einmal eingewandert; wer geblieben ist, nennt Kanadas Finanzmetropole mit Stolz sein Zuhause. ZDF-Korrespondentin Nicola Albrecht ist dabei, wenn die Neon Riders von Toronto ihre Fahrräder mit bunten Lichtern schmücken und nachts auf Cruising- und Partytour gehen. Wenn die 28jährige Jill, statt sich auf der Tanzfläche eines der angesagten Clubs zu verlieren, lieber in ihren Truck steigt und die ganze Nacht Waschbären fängt. Wenn Quinn die Traditionen seiner indigenen Vorfahren durch gemalte Sternbilder aufrecht erhält. Wenn die Jungs der Latino Band "6ix Pal Mundo" den neuen Sound der Stadt kreieren. Das sind nur einige der vielen Geschichten und Momente in einem Film über eine Stadt, die jeden einlädt und nur wenige fallen lässt, die schön, aber nie prätentiös daherkommt, die nicht darum bettelt, geliebt zu werden, die aber von ihren Bewohnern verehrt wird und wo man sich im größten unterirdischen Fußgängertunnelsystem der Welt verirren kann, aber am Ende eine Reise durch mehrere Welten gemacht hat. Nach der Landung auf dem Billy Bishop Airport hat Ky es eilig. Die Maple Leafs spielen, das Eishockeyteam von Toronto, und die Stadt platzt aus allen Nähten. Gefühlt jeder will das Spiel sehen. Sie ist in einer Kneipe verabredet, nach dem Spiel will sie noch tanzen gehen. Ky ist in Toronto aufgewachsen, kennt jeden Stadtteil und sagt manchmal: Ich weiß gar nicht, warum ich in die Welt hinausfliege - die Welt ist doch hier. Das stimmt. Kanadas größte Stadt löst das Versprechen einer funktionierenden Multikulti-Metropole ein. Sieben Millionen Einwohner aus mehr als 230 Nationen leben in der Greater Toronto Area. Um zu erleben, was das bedeutet, muss man nur bei Nacht die einzelnen Stadtteile erkunden. Im indischen Viertel schießen gerade Fitnesscenter aus dem Boden, mit Öffnungszeiten 24/7. Viele trainieren nachts. Aman ist der Besitzer einer solchen Muckibude, seine Kunden kommen meist erst nach 21 Uhr. Weit nach Mitternacht geht Aman mit Freunden im indischen Restaurant nebenan noch essen, in Toronto ist das überall rund um die Uhr möglich. Linus allerdings hat dafür keine Zeit: Er arbeitet etwas außerhalb auf der anderen Seite des Ontariosees und sorgt jede Nacht dafür, dass im Powerhaus Torontos die Lichter angehen: Die gigantischen Niagarafälle, die mit ihrer Wasserkraft den Strom für die Stadt liefern, werden nachts spektakulär beleuchtet. Linus selbst hat das Beleuchtungskonzept vor 30 Jahren entwickelt. Noch heute schaut er fast jeden Abend auf das Lichterspiel und hat eine diebische Freude daran, auch die amerikanischen Wasserfälle in den Farben der kanadischen oder auch einfach mal der deutschen Nationalflagge erstrahlen zu lassen. Wenn du deine Chancen nutzt, kannst du hier alles erreichen, sagen die meisten Einwohner mit Stolz. Auch deshalb wohl ist Toronto die am stärksten wachsende Großstadt Nordamerikas. Doch das bringt auch Probleme: Die Zahl der Obdachlosen hat sich binnen vier Jahren verdoppelt, auf mehr als 15.000 Menschen. Davit ist einer von ihnen, auch er hatte geglaubt, es in Toronto zu schaffen. Vor zehn Jahren kam er aus Georgien hierher, arbeitete im Baugewerbe. Doch er verlor den Job, die Ehe ging kaputt und nun schläft er unter einer Auffahrt zur Stadtautobahn. Jede Nacht ist er unterwegs, durchsucht die Mülltonnen der Luxus-Hochhäuser oder die Münzstaubsauger der öffentlichen Parkgaragen. Am Ende seines nächtlichen Streifzugs verteilt er seine Lebensmittel an andere Obdachlose. "Ich kann der Stadt nicht böse sein, dass sie mich fallengelassen hat, dafür liebe ich die Ausblicke auf die glitzernden Hochhäuser zu sehr! Und außerdem kann man Glück eben nicht kaufen, ich bin glücklich, wenn ich andere ein wenig glücklich machen kann," meint er versöhnlich am Ende einer langen Nacht.

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