Mission Ozonloch
01.09.2018 • 21:45 - 22:45 Uhr
Natur+Reisen, Natur und Umwelt
Lesermeinung
Über dem Südpol bildet sich im Winter ein regelrechtes Ozonloch.
Vergrößern
FCKW galt einst als ungefährliches Treibgas in Spraydosen.
Vergrößern
Hint
Synchronfassung, Online verfügbar von 01/09 bis 08/09
Produktionsland
Großbritannien
Produktionsdatum
2018
Natur+Reisen, Natur und Umwelt

Wie ein US-Präsident zum Umweltschutz-Pionier wurde

Von Andreas Schöttl

Schon spannend! Ausgerechnet ein ehemaliger US-Präsident der Republikaner gilt als einer der "erstaunlichsten Umweltschützer aller Zeiten". Warum? Das verrät die Dokumentation "Mission Ozonloch", die nun erstmals bei ARTE zu sehen ist.

Die Hitzewelle des Sommers malte ihn wieder wie ein Schreckgespenst an den Himmel: den Klimawandel. Politiker und Forscher warnten vor weiterer Erderwärmung. Eine Lösung, wie die globale Reduzierung der Treibhausgase jedoch ist weiterhin weit entfernt. Sogar von einer kommenden "Heißzeit" ist die Rede. Hoffnung allerdings gibt es, diese noch zu verhindern: Eine globale Umweltkatastrophe konnte in der Geschichte der Menschheit schon einmal abgewendet werden. Und das sogar vor gar nicht langer Zeit! In den 1970er-Jahren stellten Wissenschaftler besorgt fest, das Fluorchlorkohlenwasserstoffe, kurz FCKW genannt, zum massiven Abbau der Ozonschicht führten. Sie befürchteten Millionen zusätzlicher Hautkrebsfälle und unabsehbare Folgen für die Landwirtschaft. Vorkämpfer wie Mario Molina, Sherwood Rowland oder James Lovelock forderten ein Verbot der Chemikalie, die vor allem in Kühlschränken und Spraydosen steckte. Ihr Kampf gegen eine mächtige Milliardenindustrie und Vorbehalte unter Politikern erschien zunächst aussichtslos. Doch es gab eine Reaktion.

Die britische Dokumentation von Thomas Lochhead führt zunächst weit zurück bis zu Thomas Midgley (1889 – 1944). Sie zeigt das Schicksal des wohl unglücklichsten Erfinders der Erdgeschichte. Der US-amerikanische Maschinenbauingenieur, der auch als Chemiker tätig war, erfand in den 1930er-Jahren das FCKW. Ursprünglich sollte es nur Kühlschränke sicherer machen. Midgley entdeckte auch, dass verbleites Benzin das "Klopfen" bei Verbennungsmotoren verhinderte. Beide seiner Ideen aber waren schwer schädlich für die Umwelt, wie heute bekannt ist.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

An Midgley klebte das Pech. Als der Forscher im Alter von 51 Jahren an Kinderlähmung erkrankte, entwarf er ein System aus Schnüren, das ihn aus dem Bett in den Rollstuhl heben sollte. Wie das Schicksal es wollte, verfing er sich in seiner eigenen Konstruktion. Mit 55 Jahren strangulierte er sich selbst.

Midleys Tragödie bleibt im Film aber nur eine kleine Notiz. Der Fokus liegt auf dem jahrelangen Kampf von Umweltaktivisten gegen das Ozon-Gift FCKW. Schließlich war es ein ehemaliger US-Präsident, der den entscheidenden Stein ins Rollen brachte. Ronald Reagan (1911 – 2004), ausgerechnet jener einstige Cowboy-Darsteller, der zu Zeiten des Kalten Krieges Raketenabwehrsysteme im Weltall bauen wollte, befürchtete, dass er eines Tages wegen des Ozonlochs nicht mehr auf seiner weitläufigen Ranch im Freien arbeiten konnte. Selbst mit Hautkrebs auf der Nase erkrankt, empfahl Reagan, dass eine globale Reduzierung von FCKW zumindest verhandelt werden müsse.

Genau diese Empfehlung aber machte Reagan zu einem der "erstaunlichsten Umweltschützer aller Zeiten", wie Regisseur Lochhead meint. Sie mündete am 16. September 1987 in dem Montreal-Protokoll. Mehr als 30 Staaten bekannten sich darin zu ihrer Verpflichtung, "geeignete Maßnahmen zu treffen, um die menschliche Gesundheit und die Umwelt vor schädlichen Auswirkungen zu schützen, die durch menschliche Tätigkeiten, welche die Ozonschicht verändern, wahrscheinlich verändern, verursacht werden oder wahrscheinlich verursacht werden."

Dieses Protokoll war das weltweit erste Abkommen zur Reduzierung von Umweltverschmutzung. Als Folge des FCKW-Stopps hat sich die Ozonschicht seither deutlich erholt. Der Film stellt die Frage, kann das, was beim Ozonloch gelang, ein Vorbild sein für den gegenwärtigen Kampf gegen den Klimawandel? Nach knapp 60 spannenden Minuten bleibt zumindest ein Hauch von Hoffnung.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Top stars

Das beste aus dem magazin

Harald Lesch im Interview.
HALLO!

Harald Lesch: "Ein kapitalistisches Weltbild hingegen gefährdet unsere Lebensbedingungen"

Harald Lesch bringt seit Jahren dem TV-Publikum unsere faszinierende Welt und wissenschaftliche Erkenntnisse näher. Im Interview spricht der Astrophysiker unter anderem über kommende Generationen, seine Lehrtätigkeit in München und wie Religion und Wissenschaft für ihn zusammenpassen.
Das „phaeno“ in Wolfsburg.
Reise

Wenn Architektur eine Stadt verändert

Viele Museen sind von außen genauso imposant wie von innen. Ein gutes Beispiel ist das Guggenheim-Museum, das in Bilbao zu einem wirtschaftlichen Boom geführt hat. Doch nicht nur die nordspanische Stadt profitiert vom „Bilbao-Effekt“.
Dr. Julia Fischer moderiert montags die SWRGesundheitssendung „Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host des neuen ARD Gesund Youtube-Kanals erklärt sie anschaulich medizinische Themen.
Gesundheit

Demenz verhindern – durch die richtige Prävention

Die Diagnose Demenz ist ein Schock für Betroffene. Doch mindestens ein Drittel aller Fälle könnte verhindert werden – mit der richtigen Prävention. Dr. Julia Fischer gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema.
Claudia Michaelsen ist als "Polizeiruf 110"-Kommissarin zu sehen.
HALLO!

Claudia Michelsen: "Es geht um zunehmend verloren gehende Empathie"

"Polizeiruf"-Kommissarin Claudia Michelsen spricht im Interview über ihre Figur, Moral in Krimis und ihre kommenden Projekte.
Stefan Fink ist Leiter einer Apotheke in Weimar 
und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Deutschen 
Apothekerverbands.
Weitere Themen aus dem Magazin

Haarausfall – was hilft?

Stefan Fink ist Fachmann für das Thema Haarausfall. In der Arzt-Kolumne gibt der Apotheker Tipps für eine Behandlung.
Michael Kaeshammer ist ab Mitte Mai auf Deutschland-Tournee.
Weitere Themen aus dem Magazin

Michael Kaeshammer: „Wenn man nichts zu sagen hat, kann man nichts Echtes kreieren“

Michael Kaeshammer füllt in Nordamerika große Säle und hat im kanadischen TV sogar seine eigene Kochshow namens „Kaeshammer‘s Kitchen“. Seine Musik, natürlich vom Jazz beeinflusst, vereint Pop, Blues und Rock’n‘Roll - und überzeugt nicht zuletzt durch Kaeshammers einzigartigen und mitreißenden „Crossover Style“. Mit seinem neuen Album „Turn It Up“ möchte der gebürtige Offenburger, der in jungen Jahren ausgewandert ist, auch in Deutschland den Durchbruch schaffen. prisma hat mit dem Musiker gesprochen.