Neinstedt - Menschlichkeit und dunkle Schatten
29.11.2025 • 12:30 - 13:15 Uhr
Info, Gesellschaft + Soziales
Lesermeinung
Sabine Kubiak mit Mutter Rosamunde Walter, die früher ein Heim in den Anstalten leite, und Bruder Karsten.
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Die geistig behinderte Sophia lebt in einer Wohngruppe der Ev. Stiftung Neinstedt.
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Das Gründungshaus des Elisabethstiftes (1861); des Heims für behinderte Kinder in Neinstedt.
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Sophia und weitere Teilnehmer am Ziel des "Hölle Spezial - Triathlons" für Menschen mit geistigen Behinderungen.
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Originaltitel
Neinstedt - Menschlichkeit und dunkle Schatten
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2023
Info, Gesellschaft + Soziales

Neinstedt - Menschlichkeit und dunkle Schatten

Die soziale Arbeit und die Unterstützung von bedürftigen Menschen haben in Neinstedt lange Tradition. Angefangen hat alles 1850 mit Philipp und Marie Nathusius. Auf dem alten Gut Lindenhof, auf dem später auch das Wichernheim gebaut wurde, gründete das junge Paar ein Knabenrettungs- und Brüderhaus zur Fürsorge von Waisenkindern und Jungen aus sozial schwachen Familien. 1855 gab es in Deutschland über 100 derartige Einrichtungen. Darüber hinaus wurde im Jahre 1861 eine weitere Einrichtung in Neinstedt eröffnet: das Elisabethstift für geistig behinderte Menschen. Gegründet wurde es von Johanne Nathusius, der Schwester von Philipp. In beiden Einrichtungen gab man den Menschen eine Struktur, pflegte und betreute sie. Beide Stiftungen wurden 1988 zur Stiftung "Neinstedter Anstalten" zusammengelegt und 2015 zur "Evangelischen Stiftung Neinstedt" vereinigt. Besonders sein ist in Neinstedt normal. Das findet auch Sabine Kubiak. Die 54-jährige Anästhesieschwester ist in dem kleinen Ort bei Thale im Harz aufgewachsen: "Ich bin mit 82 Brüdern groß geworden, zwei leiblichen und 80 Heimbewohnern. Wir waren wie eine Großfamilie." Der Grund: Ihre Mutter Rosamunde Walter arbeitete in den sogenannten Neinstedter Anstalten. Diese waren in der DDR landesweit dafür bekannt, Menschen mit Behinderung zu betreuen. Zusammen mit ihrem Mann hat sie ein Heim in den Anstalten geleitet. Als sogenannte "Hauseltern" waren die Walters zusammen mit ihren Mitarbeitern für 80 Menschen mit Behinderung zuständig. Selbstbestimmung, Inklusion und Barrierefreiheit waren damals noch Fremdwörter. Heute sieht das ganz anders aus. Die Evangelische Stiftung Neinstedt bietet Menschen mit Behinderung viele Angebote. Einige davon nutzt auch die 20-jährige Sophia. Sie lebt in einer Wohngruppe der Stiftung. Schwierige Lebensumstände haben sie hierhergebracht. Halt und Motivation bekommt sie in ihrer Gruppe, durch die Betreuer und auch durch den Sport. So nimmt sie mit ca. 150 anderen Athletinnen und Athleten beim "Hölle Special" teil. Ein Highlight für die ganze Stiftung, denn dieser Triathlon für Menschen mit geistigen Behinderungen ist etwas Besonderes in Deutschland. Die Geschichte der Stiftung prägt das Dorf und seine Bewohner seit über 170 Jahren. 1933 gerieten die Anstalten in den Sog des NS-Regimes. Zwischen 1938 und 1943 wurden im Rahmen der "Euthanasie" nahezu 1.000 Pfleglinge und Zöglinge in "Zwischenanstalten verlegt". Dieses dunkelste Kapitel in der Geschichte der Anstalten hat Ilka Knüppel aus den USA hierhergeführt. Denn in der Zeit des Nationalsozialismus lebte ihre Großtante Ruth in Neinstedt und wurde schließlich in Bernburg ein Opfer der "Euthanasie"-Maßnahmen. "Dieser Besuch ist schwer für mich. Aber es ist wichtig zu wissen, was passiert ist", so Ilka Knüppel.

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