Polizeiruf 110
11.12.2022 • 20:15 - 21:45 Uhr
Serie, Krimireihe
Lesermeinung
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2022
Altersfreigabe
12+
Serie, Krimireihe

Die Melancholie des Baggersees: Brandenburger "Polizeiruf" mit zwei Abschieden

Von Eric Leimann

Lucas Gregorowicz verabschiedet sich vom Brandenburger "Polizeiruf 110". Auch einen weiteren Darsteller sieht man zum letzten Mal. Ermittelt wird in einem Braunkohle-Revier, wo die Leiche einer Geologin gefunden wird. Bald sollen hier blühende Freizeit-Landschaften entstehen.

Lucas Gregorowicz steigt nach sieben Jahren als Ermittler Adam Raczek aus dem Brandenburger "Polizeiruf 110" aus – auf eigenen Wunsch. Der 45-Jährige war noch zu Zeiten von Maria Simon (als Kommissarin Olga Lenski) zum deutsch-polnischen Team gestoßen und ermittelte seit der letzten Folge gemeinsam mit André Kaczmarczyk als junger – und sexuell uneindeutiger – Kommissaranwärter Vincent Ross. In ihrem zweiten und letzten Fall, schlicht "Abgrund" betitelt, müssen die beiden den Tod einer Geologin aufklären, deren Leiche in einem Waldstück am Rande eines ehemaligen Braunkohlegebiets in der Lausitz gefunden wurde.

Offensichtlich hat man die junge Frau aus Polen mit einer Plastiktüte erstickt. Raczek, der körperlich und seelisch in keinem guten Zustand ist, und Ross, der seinen Rock diesmal durch flamboyante Pullover und (Kunst)pelzmäntel ersetzt, konzentrieren sich auf die Bewohner des Dorfes in der Nähe des Tatorts. Sie quartieren sich während ihrer Ermittlungen sogar dort ein.

Auch das Opfer wohnte erst seit kurzem in der zutiefst melancholisch wirkenden, schrumpfenden dörflichen Gemeinschaft. Sie arbeitete an einem Bodengutachten zur Renaturierung des ehemaligen Braunkohle-Abbaugebiets, das touristisch erschlossen werden soll. Von der Leiterin des Projektes, Kristin Bredow (Annika Kuhl), erfahren die Ermittler, dass hier einer der größten künstlichen Seen entstehen soll. Ihr Mann und langjähriger Pfarrer des Dorfes, Simon Bredow (Steven Scharf), der jeden im Ort persönlich kennt, kann sich nicht vorstellen, dass das Opfer deshalb sterben musste. Dann wird nach einer Rutschung unweit des ersten Tatorts eine weitere Leiche gefunden, deren Ableben allerdings schon länger zurückliegt. Geht in der Lausitz ein Serienmörder um?

Der verstorbene Fritz Roth spielt hier seine letzte Rolle

Ob die Bewohner der Braunkohle-Region in der Lausitz "das Erste" derzeit inständig lieben? Nach der schwül-depressiven Miniserie "Lauchhammer – Tod in der Lausitz" (noch in der ARD Mediathek bis 23. Dezember) spielt Adam Raczeks "Polizeiruf"-Abschied in einem ähnlichen Ambiente und mit einer ähnlichen Stimmung. Im zutiefst melancholischen Fall (Drehbuch: Peter Dommaschk und Ralph Leuter, Regie: Stephan Rick) haben die Figuren allesamt mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen, während sich ihre Zukunftsaussichten – trotz des geplanten Freizeitparadieses vor der Haustür – grau in grau darstellen. Das nasskalte Wetter trägt zur tristen Stimmung einer der ganz wenigen ARD-Krimipremieren während der Fußball-WM in Katar bei. Ebenso wie der desaströse Zustand Adam Raczeks, den sein jüngerer Kollege Vincent Ross immer mehr stützen muss. Dass darüber eine zarte Freundschaft zwischen den beiden erwächst, ist einer der wenigen Lichtblicke in einem vom Plot her eher konventionell gestrickten deutschen TV-Krimi.

Nicht nur Lucas Gregorowicz, bekannt geworden durch die kultigen "Lammbock"-Komödien mit Moritz Bleibtreu, verabschiedet sich hiermit vom "Polizeiruf". Es ist auch der letzte Film von Fritz Roth. Der Polizeihauptmeister Wolfgang Neumann war eine Konstante im rbb-"Polizeiruf". Er begann zusammen mit Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon) in der Folge "Die verlorene Tochter" (2011) und wechselte mit ihr nach Swiecko ins deutsch-polnische Kommissariat zu Adam Raczek (Lucas Gregorowicz). Im August 2022 erlag der 67-jährige Fritz Roth einer Krebserkrankung.

Wie geht es nun weiter beim Brandenburger "Polizeiruf 110"? Im nächsten Fall "Gott des Bankrott", der bereits Anfang 2023 zu sehen ist, ermittelt André Kaczmarczyk als Vincent Ross zunächst mal alleine. Ob die durchaus charismatische Figur danach einen Kollegen oder eine Kollegin zur Seite gestellt bekommt, wurde bisher noch nicht verraten.

Polizeiruf 110: Abgrund – So. 11.12. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das beste aus dem magazin

Dr. Andreas Hagemann
Gesundheit

So entkommen Sie der Einsamkeitsspirale

Einsamkeit betrifft Menschen jeden Alters und Geschlechts und kann zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen. Die WHO bezeichnet sie als Pandemie des 21. Jahrhunderts. Doch es gibt Wege, diesem Gefühl entgegenzuwirken.
Martin Brambach im Anzug.
TV-News

"Mit Herz und Hilde": Martin Brambach über seine Rolle als Ronnie

Martin Brambach macht nicht nur als Tatort-Ermittler eine gute Figur. In „Mit Herz und Hilde“ spielt er Ronnie, einen Mann, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird, dabei aber gleichzeitig die Gegenwart nicht aus den Augen verliert.
Dr. David Kubosch
Gesundheit

Wenn Atmen, Bücken oder Drehen zum Problem werden

Rundrücken durch ständiges Sitzen? Wie sich der Rücken auf den ganzen Körper auswirkt und welche Maßnahmen helfen, erklärt ein Experte für Rückengesundheit.
Die Vulkaninsel La Réunion.
Reise

Sehnsuchtsorte im Jahr 2026

prisma stellt mögliche Reiseziele fürs nächste Jahr vor und verrät, an welchen Orten besondere Erlebnisse auf Urlauber warten.
Johannes B. Kerner steht auf einer Treppe.
HALLO!

Johannes B. Kerner über das Weihnachtsfest: "Familie geht über alles"

Johannes B. Kerner moderiert rund um Weihnachten drei Sendungen. Mit prisma hat er über deren Besonderheiten gesprochen und erklärt, warum ihm die Jahreszeit so gut gefällt.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor.
Gesundheit

Adventszeit: Genießen mit gesunder Gelassenheit

Die Weihnachtszeit muss nicht ungesund sein. Mit ein paar einfachen Tipps kann man die Adventszeit genießen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Entscheidend ist, was man das ganze Jahr über macht.