Polizeiruf 110
Serie, Krimireihe • 19.03.2023 • 20:15 - 21:45
Lesermeinung
Doreen Brasch (Claudia Michelsen) ermittelt im Magdeburger "Polizeiruf 110". Ihr an die Nieren gehender und exzellent gespielter Fall "Ronny" ist eines der besten deutschen Krimidramen seit langem - und sollte eigentlich ein Kandidat für den ein oder anderen Fernsehpreis sein.
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Im Kinderheim feiert Ronny (Johann Barnstorf) am Morgen seinen zehnten Geburtstag. Auch die Erzieher Gabi Kleinschmidt (Maja Schöne, rechts)und Matthias Precht (Thomas Schubert, vierter von links) sind mit dabei. Doch nach einem Besuch bei seiner Mutter verschwindet der Junge am selben Abend.
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Sabine (Ceci Chuh) bekommt Besuch aus dem Kinderheim. Ihr Sohn Ronny schaut an seinem Geburtstag vorbei - doch Sabines Freund reagiert wie immer genervt. Nach einem Streit verschwindet Ronny. Was ist an diesem Tag noch passiert?
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Die Magdeburger Ermittler (von links) Lemp (Felix Vörtler), Brasch (Claudia Michelsen) und Màrquez (Pablo Grant) sorgen sich um den vermissten, zehnjährigen Ronny - denn draußen herrschen eiskalte Temperaturen.
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Wo ist Ronny? Kinderheim-Leiterin Gabi (Maja Schöne) und ihr Mitarbeiter, Erzieher Matthias (Thomas Schubert), führen ein ernstes Gespräch.
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Heimleiterin Gabi Kleinschmidt (Maja Schöne, links) versucht auf ihren Sohn Gordon Kleinschmidt (Valentin Oppermann) einzureden, doch der reagiert abweisend. Ermittlerin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) schaut sich das Ganze aus der Ferne an.
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Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und ihr Chef Uwe Lemp (Felix Vörtler) suchen in und an der Elbe nach dem vermissten Ronny.
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Lemp (Felix Vörtler, links) und Màrquez (Pablo Grant) suchen nach dem vermissten Ronny und haben einen Verdächtigen im Visier.
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Produktionsland
D
Produktionsdatum
2023
Altersfreigabe
12+
Serie, Krimireihe

Das beste Krimi-Drama des Jahres?

Von Eric Leimann

Seltenes Highlight aus Magdeburg: Im "Polizeiruf 110: Ronny" sucht Ermittlerin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) nach einem zehnjährigen Jungen, der am Tag seines Geburtstages aus dem Kinderheim verschwindet. Ein an die Nieren gehendes, hochspannendes und verstörend gut gespieltes Krimidrama.

Als der "Polizeiruf 110" noch ein Format des DDR-Fernsehens war, die Älteren erinnern sich, galt der Ost-"Tatort" als Krimi, der sehr genau in die Lebensrealität der kleinen Leute hineinblickte. Was für die Macher damals sicher nicht einfach war, denn allzu forsch durfte man den eigenen Arbeiter- und Bauernstaat ja nicht kritisieren. Der Magdeburger Post-Wende-"Polizeiruf" (seit 2013) mit Ermittlerin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) überzeugte in seinen knapp zehn Jahren Spielzeit dagegen nicht immer durch überragende Drehbücher und Qualität über dem Durchschnitt. Braschs mittlerweile 17. Fall schert nun aber gewaltig aus dem deutschen Krimi-Einerlei aus.

Das Drama um einen zehnjährigen Jungen (Johann Barnstorf), der aus einem Kinderheim verschwindet und in den Wäldern rund um die winterliche Elbe verzweifelt gesucht wird, ist ein wahres Meisterwerk an der Schnittstelle TV-Krimi / Sozialdrama. Selten werden Figuren im deutschen Fernsehen so realistisch und mitreißend gezeichnet.

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Eigentlich hat es der an diesem Morgen zehn Jahre alt gewordene Ronny ja gar nicht so schlecht. Im Kinderheim wird eine wilde Party gefeiert, es gibt schicke Geschenke, und Ronnys Erzieher und die anderen Kinder sind ziemlich nett zu ihm. Wenn da nur nicht Ronnys Mutter Sabine (Ceci Chuh) wäre, früher drogenabhängig und nun mit ihrem ruppigen Freund René (Oskar Bökelmann) und dessen kleiner Tochter zusammenlebend. Die Mama ist für Ronny am Morgen seines Geburtstages nicht zu erreichen, was den Jungen traurig macht. Später am Tag besucht er sie jedoch mit seinem neuen Fahrrad, das er im Heim geschenkt bekommen hat. Nervös beäugt Sabine ihren Freund, der mit Ronny nichts anfangen kann und schnell von ihm genervt ist. Schließlich kommt es zum Streit. Ronny haut ab, und René hetzt hinterher. Letzterer kommt nach einer Stunde wieder nach Hause, doch Ronny taucht am Abend nicht mehr im Kinderheim auf.

Kleine Filme, beeindruckend nah am echten Leben

Heimleiterin Gabi Kleinschmidt (Maja Schöne) und Ronnys Lieblingserzieher Matthias (Thomas Schubert) informieren die Polizei. Doreen Brasch, Uwe Lemp (Felix Vörtler) und Günther Márquez (Pablo Grant) suchen bald fieberhaft nach dem vermissten Jungen, denn draußen herrscht eisige Kälte und Ronnys Jacke blieb im Hause seiner Mutter zurück. Doch tatsächlich wurde Ronny nach seinem überstürzten Aufbruch bei der Mutter noch einmal gesichtet. Die Suchtrupps konzentrieren sich nun vor allem um einen kleinen Elbhafen herum, wo der Junge gerne angelte und ein Boot des Kinderheims vor Anker liegt. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Kann Ronny noch lebend gefunden werden?

In seinen besten Momenten schafft es das viel kritisierte deutsche Fernsehspiel, kleine Filme hervorzubringen, die sich beeindruckend nah am echten Leben bewegen. Ein solcher Glücksfall ist "Ronny". Schon der Look dieses Krimis mit seinen hyper-realistischen Schauplätzen, dem fahlen Winterlicht und seinen extrem echt wirkenden Figuren sind eine Sensation. Regisseurin Barbara Ott hatte schon in ihrem "Kleinen Fernsehspiel" "Kids Run" (derzeit nur bei MagentaTV in der Flatrate zu sehen), das Jannis Niewöhner als verzweifelten Preisboxer und jungen Vater dreier Kinder zeigte, bewiesen, dass kaum jemand den Überlebenskampf der untersten Schichten so mitreißend und doch würdevoll inszenieren kann wie sie. Ott findet für an sich triste Lebensstrukturen Bilder, die wunderbar zart und genau eine harte Welt zeigen, aber auch die Menschlichkeit in ihr abbilden.

Ein Kandidat für TV-Preise?

Dazu kommt bei "Ronny", dass das Drehbuch wie schon im bisher besten Magdeburger "Polizeiruf 110: Der Verurteilte" – mit Sascha Alexander Geršak und Laura Tonke als verstörende Folterknechte – von Jan Braren ("Tatort: Der Fall Holdt") stammt -, einem der derzeit besten Autoren des deutschen Fernsehens. Mit Schauspielern wie dem Österreicher Thomas Schubert (Matthias Brandts Co-Hauptdarsteller in der Netflix-Posse "King of Stonks"), dem Hamburger Theaterstar Maja Schöne oder dem sensationellen Newcomer Valentin Oppermann, der schon in Caroline Links Psychotherapieserie "Safe" als jugendlicher Patient glänzte, versammelt der Cast eine ungemeine Klasse.

Auch Claudia Michelsen darf mal wieder zeigen, warum sie sich vor zehn oder 15 Jahren vom schauspielerischen Geheimtipp zur TV-Dauerwaffe entwickelte: Doreen Brasch, die in ihrer Ermittlerinnen-Karriere ja schon Sylvester Groth und Matthias Matschke als Partner verschliss, war selten so anrührend und facettenreich wie in diesem Ausnahmekrimi, der ebenso gut als psychologisches Drama funktioniert. Für den ein oder anderen TV-Preis, der 2023 verliehen wird, sollte man den "Polizeiruf 110: Ronny " auf dem Zettel haben.

Polizeiruf 110: Ronny – So. 19.03. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH
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