Pornoland Deutschland
12.12.2022 • 22:40 - 23:25 Uhr
Info, Gesellschaft + Soziales
Lesermeinung
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Originaltitel
Pornoland Deutschland - Von Süchtigen und Profiteuren
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2022
Info, Gesellschaft + Soziales

Wenn die Lust zur Sucht wird

Von Franziska Wenzlick

Deutschland ist Weltmeister in Sachen Pornokonsum. Auch die meisten Jugendlichen hierzulande schauen bereits entsprechende Videos im Netz – nicht ohne Risiko, wie nun eine ARD-Dokumentation zeigt.

78 Prozent aller Jugendlichen im Alter von 16 und 17 Jahren hierzulande sind laut einer Studie der Ludwigs-Maximilians-Universität München aus dem Jahr 2021 schon einmal mit Online-Pornografie in Berührung gekommen. Auch im Erwachsenenalter ist der Konsum weit verbreitet: Befragungen von SimilarWeb zufolge machen entsprechende Portale in Deutschland sogar 12,5 Prozent aller Webseitenaufrufe aus – mehr als in irgendeinem anderen Land weltweit.

Dass Pornografie in allen nur erdenklichen Spielarten im Netz stets einen Mausklick entfernt ist, bleibt nicht ohne Folgen: Wie die Dokumentation "Pornoland Deutschland – Von Süchtigen und Profiteuren" zeigt, steckt hinter den meist kostenfrei zugänglichen Filmen auch eine knallharte Industrie, die nicht selten von schwer erkrankten Nutzern profitiert. Denn Pornosucht, so heißt es im Beitrag von Thomas Hauswald, wird zu einem immer größeren Problem: Geschätzt seien 500.000 Menschen in Deutschland abhängig von Pornografie – Tendenz: steigend.

Zu wenig Aufklärung in Deutschland?

"Es ist eine äußerst ernstzunehmende Erkrankung, die bisher vollkommen unter dem Radar der Öffentlichkeit steht, weil sie so schambehaftet ist, dass fast niemand darüber spricht", erklärt Autor Thomas Hauswald. Besonders in jungen Jahren sei die Gefahr groß, eine Sucht zu entwickeln, vor allem dann, "wenn der Jugendliche nicht lernt, Pornografie als das zu sehen, was sie ist: ein Kunstprodukt, ein Film, der nichts mit dem wirklichen Leben zu tun hat", mahnt Hauswald. Für seinen Film, der nun im Rahmen der Reihe "Story im Ersten" zu sehen ist, sprach er mit Betroffenen, begleitete Amateurdarsteller bei ihren Dreharbeiten und traf Expertinnen und Experten. Das Fazit des Filmemachers: Es mangelt vor allem an Aufklärung.

"Wie werden Pornos hergestellt? Bilden Pornos die Realität ab oder nicht? Dienen Sie als Vorbild für mein Bild als heranwachsendes Mädchen oder als heranwachsender junger Mann? Was hat Pornografie mit Liebe zu tun? Diese Fragen kann man nicht früh genug diskutieren", betont Hauswald. Dabei seien nicht nur die Schulen und das Elternhaus gefragt, sondern vor allem auch die Politik, die dem Autor zufolge "breiteste Aufklärung finanzieren sollte, weil die Folgen von zu frühem zu intensiven Pornokonsum verheerend sind und später im Erwachsenenalter nur noch schwer einzufangen sind."

"Spirale aus Scham, Angst, Vereinsamung und Abspaltung"

Dass durch den uninformierten Konsum besonders bei jungen Menschen häufig ein falsches Bild von Sexualität entstehe, sei laut Hauswald ebenso problematisch wie die generelle Tabuisierung des Themas. "Obwohl Menschen viel und gerne Pornos schauen, empfinden sie offensichtlich so viel Scham darüber, dass sie ihrem Partner ihre Pornogewohnheiten verschweigen und damit noch tiefer in eine Spirale aus Scham, Angst, Vereinsamung und Abspaltung geraten", mahnt Hauswald.

Seine Dokumentation soll dazu beitragen, das gesellschaftliche Stigma zu reduzieren – auch, um mehr Bewusstsein für ein Krankheitsbild zu schaffen, das noch immer sehr schambehaftet ist: "Wünschenswert wäre es, wenn man über Pornosucht genauso offen reden könnte wie über Alkoholprobleme, Essstörungen oder Depressionen."

"Pornoland Deutschland – Von Süchtigen und Profiteuren" – Mo. 12.12. – ARD: 22.40 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das beste aus dem magazin

Francis Tobolsky.
HALLO!

Francis Tobolsky: "Wir sind nicht so leicht unterzukriegen"

Wucan aus Dresden gehören zu den deutschen Bands der Stunde. Stilistisch kaum einzuordnen, färbt die Wucht und Faszination ihres emotionalen Vortrags auf viele Musikliebhaber ab. Mit Sängerin Francis Tobolsky sprach prisma über das neue Album „Axioms“.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt 
und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als „Doc Esser“ in TV, 
Hörfunk und als Buchautor.
Gesundheit

Welche Impfungen sind jetzt wichtig?

Im Herbst ist der richtige Impfschutz von großer Bedeutung, um vor Grippe, Corona und anderen Infektionen zu schützen. Besonders Risikogruppen sollten auf Auffrischungen achten. Welche Impfungen jetzt wichtig sind und worauf geachtet werden sollte.
Lisa Feller in "Ladies Night"
HALLO!

Eine Bühne für Frauen: "Ladies Night" mit Lisa Feller

Am 1. November wird die 100. Folge der ARD „Ladies Night“ ausgestrahlt. Prisma sprach mit Gastgeberin Lisa Feller über das Erfolgsformat.
Eine Spritze im Arm.
Gesundheit

Weltdiabetestag am 14. November

Am Weltdiabetestag am 14. November klären Organisationen weltweit über Diabetes auf. In Berlin findet am 16. November eine Veranstaltung zum Thema "40 Jahre erster Insulin-Pen" statt. Mehr als 90 Prozent der Diabetes-Patienten in Deutschland haben Typ-2-Diabetes.
Prof. Dr. med. Joachim Dissemond
Gesundheit

Kleine Wunden, große Gefahr

Bei Diabetes kann die Wundheilung problematisch werden. Unterschätzte Wunden können sich entzünden und schwere Infektionen verursachen. Frühzeitige ärztliche Hilfe ist entscheidend.
Doc Julia Fischer
Gesundheit

Bluthochdruck – Risikofaktor mit schweren Folgen

Hoher Blutdruck erhöht das Risiko etwa für Schlaganfall oder Herzinfarkt. Deshalb ist es wichtig, zu hohe Werte schnell zu erkennen und in den Griff zu bekommen. Doch nicht immer helfen Medikamente.