Im 145. Pilcher-Film im ZDF-"Herzkino" geschieht Überraschendes. Im Mittelpunkt steht ein schwuler Fußballspieler, der auf dem Sprung in die Premier-League ist. Weil er jedoch Angst vor dem Outing hat, bittet er eine alte Freundin, seine Verlobte zu spielen ...
Auch auf dem Lerchenberg in Mainz war die Trauer groß, als am vergangenen Donnerstag die Nachricht vom Ableben der legendären Liebesroman-Autorin Rosamunde Pilcher kam. "Die 'Rosamunde Pilcher'-Filme im ZDF gehören zu den erfolgreichsten Literaturverfilmungen im deutschen Fernsehen. Wir verlieren mit Rosamunde Pilcher eine der großen populären Erzählerinnen unserer Zeit", ließ der Programmdirektor des ZDF, Norbert Himmler, wissen. "Ihre gefühlvoll-heiteren und lebensweisen Geschichten haben Millionen von Leserinnen und Lesern und unzählige Zuschauerinnen und Zuschauer im ZDF-'Herzkino' begeistert, dessen Bild sie seit bald drei Jahrzehnten geprägt hat." Zum Tod der Schriftstellerin wurde kurzfristig das Programm geändert. Das Zweite zeigt am Sonntag, 10. Februar, um 20.15 Uhr, die Erstausstrahlung "Rosamunde Pilcher: Die Braut meines Bruders". Bereits einen Tag zuvor, am Samstag, 9. Februar, wird ab 12.20 Uhr die zweiteilige Verfilmung ihres Romans "Die Muschelsucher" wiederholt.
Längst vor ihrem Tod im Alter von 94 Jahren hatte Rosamunde Pilcher, die große alte Dame aus Schottland, aufgehört zu schreiben. Dennoch wurde das ZDF immer wieder fündig – mit früheren "Kurzgeschichten" oder auch mit bloßen Entwürfen. Diesmal, in "Rosamunde Pilcher: Die Braut meines Bruders", wird es seltam aktuell: Ein englischer Zweitliga-Fußballer, der gerade in der Premiere-League verpflichtet werden soll, hat Angst davor, sich als homosexuell zu outen.
Die Idee zur Lösung: Marc (Joscha Kiefer) bietet seiner in Not geratenen Jugendliebe Emma (Anna Hausburg), deren Freund gerade mit der Ladenkasse ihres gemeinsamen Catering-Geschäfts durchgebrannt ist, eine Alibi-Liebe an. Schließlich will er die soeben kulminierende Karriere nicht gefährden. Indessen weckt er auch den Unmut des eigenen Vaters (Helmut Zierl), der die Homosexualität des Sohnes nicht verwinden kann. Wie gut ist es da, dass auch Marcs Pianisten-Bruder Charles (Manuel Mairhofer) in Emma verliebt ist. Emma rät Marc sowieso zum Outing – immerhin hat er im Chirurgen Sam einen wunderbaren Freund.
Pilcher-Kenner, soweit sie das ZDF betrifft, werden zu Recht erwarten, dass sich hier alles zum Guten renkt: Das große Outing findet zwar nicht im Fußballstadion oder dessen Katakomben statt, aber doch im Wartesaal eines Krankenhauses, in dem Marcs schwuler Freund Sam (Tommy Schlesser) als Orthopäde wirkt. Ansonsten ist das Drehbuch (Christiane Sadlo, Christine Heinlein) nach einem Archivfund aus den 80-ern recht triefig auf die Neuzeit getrimmt. Thomas Hitzlsperger dürfte dennoch seine Freude daran haben. Der Luxemburger Schauspieler Tommy Schlesser hat damit als erster Schwulen-Hauptdarsteller in der Pilcher-Reihe des ZDF nach dem legendären Kuss eines homosexuellen Paares in der "Lindenstraße" von 1990 ganz nebenbei auch ein klein wenig TV-Geschichte geschrieben.