Spuren
15.02.2025 • 20:15 - 21:00 Uhr
Serie, Krimiserie
Lesermeinung

Stefanie Berghoff ist tot. Schweigend nähern sich Barbara Kramer (Nina Kunzendorf, M.) und Thomas Riedle (Tilman Strauß) dem Fundort der Leiche.
Vergrößern

Tobias Berghoff (David Richter) auf der angestrengten Suche nach seiner Frau.
Vergrößern

Es kann auf jede Kleinigkeit ankommen: Barbara Kramer (Nina Kunzendorf) und Thomas Riedle (Tilman Strauß) am Fundort der Leiche.
Vergrößern

Müdigkeit hin oder her, Navid Sabet (Atrin Haghdoust, vorne) ist ein hochmotiviertes Sokomitglied.
Vergrößern
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2025
Serie, Krimiserie

True Crime aus Südbaden: Die Geschichte zweier Morde

Von Eric Leimann

So funktioniert Polizeiarbeit wirklich! "Spuren" erzählt eine wahre Geschichte aus dem Jahr 2016, als im ländlichen Südbaden zwei junge Frauen ermordet wurden. Nina Kunzendorf spielt die Leiterin der "SOKO Sonntag", deren akribische Arbeit als dreistündige Miniserie packend in Szene gesetzt wird.

Wer sich im wahren Leben mit der Ermittlung von Mordfällen beschäftigt, weiß, dass diese anders funktionieren, als in der Regel im Krimi dargestellt. Die dreistündige Miniserie "Spuren" (in der ARD-Mediathek seit 7. Februar) beruht auf dem Sachbuch "SOKO Erle" von Walter Roth. Aus seiner Sicht als Pressesprecher der Polizei erzählt der Autor die akribische und letztendlich erfolgreiche Suche nach den Mördern einiger junger Frauen detailreich nach. Zwei der Morde geschahen in räumlicher und zeitlicher Nähe im ländlichen Südbaden. Die Geschichte trägt sich vorwiegend im fiktiven Buchingen zu, wo das erste Opfer zu Hause war. Eine junge Frau ist nicht vom Joggen zurückgekehrt, ein paar Tage später wird ihre Leiche gefunden. SOKO-Leiterin Barbara Kramer (Nina Kunzendorf) und ihr Assistent Thomas Riedle (Tilman Strauß) lassen ein etwa 40-köpfiges Team an der Aufklärung dieses Mordes arbeiten, das sich vor Ort einrichtet. Dann plötzlich wird eine zweite Frauenleiche gefunden. Eine junge Chorsängerin ist auf dem Nachhauseweg mit dem Rad überwältigt worden. War es ein und derselbe Täter?

Nein, hier gibt es keine unerwarteten Wendungen in Minutentakt, keine Alleingänge der Ermittler und auch keine übertriebenen Traumata oder Besessenheit der badischen "True Detectives". Kunzendorf und Strauß spielen – flankiert von weiteren starken, eher unbekannten Gesichtern in Ermittler-Nebenrolle – präzise und unaufgeregt Ermittlungsprofis, die aber auch echte Menschen sind. Ihre Arbeit ermüdet sie, sie sind frustriert, wütend oder angefasst vom Leid der Angehörigen. Und sie haben Probleme – wie Strauß' Figur, die aus dem Ort des Verbrechens kommt -, alte Freunde und Bekannte als Verdächtige zu behandeln oder ihnen unangenehme Wahrheiten mitzuteilen. All diese leisen menschlichen Reaktionen werden von Regisseur Stefan Krohmer ("Sie haben Knut") so behutsam und geduldig beobachtend in Szene gesetzt, als befände man sich in einem Dokumentarfilm.

Die Analyse eines Heckenblattes oder 50.000 Datensätze

Wenn "Spuren" beinahe dokumentarisch wirkt, ist das für die Fictionserie keineswegs ein Nachteil. Eher ist es faszinierend, denn die Beobachtung all der Details und Mühen, die eine solche Mordermittlung rund um Tatort-Analyse, das Durchforsten von Datensätzen oder be- und entlastende Indizien mit sich bringt, kann in aller Genauigkeit nachvollzogen werden. Wer Freude an solcher Detailarbeit hat – und auch daran, wie Mitglieder der SOKO ihre persönlichen Tiefs und auch kleinen Streitigkeiten überwinden – kann sich für dieses leise, aber trotzdem einen gewaltigen Sog schaffende Spannungsstück begeistern. Warum nicht mal einen Krimi so erzählen, wie er sich (in etwa) zugetragen hat? Die Begeisterung für True Crime-Stoffe ist bekanntlich ungebrochen. Worauf "Spuren" gänzlich verzichtet, sind klassische Krimi-Klischees. Man wird keine Emittler mit vorgehaltener Waffe ein dunkles Haus untersuchen sein, es gibt keine Verfolgungsjagden und (fast) keine Verdächtigen, die hier schon vorab in Rollen eingeführt werden.

Redakteurin Katharina Duffner vom SWR fasst den Ansatz ihres Dreistünders so zusammen: "Es ist eine Geschichte vom Durchhalten, vom Nicht-Aufgeben, von Verantwortung der Öffentlichkeit gegenüber, von Teamarbeit und ganz ohne Verfolgungsjagden. Unser Fokus war immer, die Geschichte aus der Perspektive der Ermittlenden zu erzählen. Wir machen einen Polizeifilm – und erzählen nicht primär die Geschichte einer Tat, sondern ihrer Aufklärung und die Mühen der Ebene."

Dies führt dann zu einer Szene wie dieser: Eine Polizistin sucht mit der Lupe das Blatt einer Hecke am Tatort ab. An diesem Heckenblatt, wahrscheinlich das 3.000. ihrer Arbeitswoche, findet die Spurensichernde ein Haar. Man begleitet dieses Haar nun ins Labor, darunter liegt subtile Spannungsmusik, schließlich wartet man auf das Ergebnis der DNA-Analyse. Gibt es Treffer in der Datenbank oder bei jenen Dorfbewohnern, die freiwillig ihr Erbgut zur Verfügung stellten? Was sonst in Krimis schnell mal mit einer Frage-Antwort-Runde abgehakt wird, kann man hier über Minuten in allen Handlungsdetails nachvollziehen. Oder auch dem Problem der SOKO beiwohnen, wie man einen 50.000er-Datensatz analysiert, der händisch von längst müden und erschöpften Mitarbeitern auf Auffälligkeiten durchgearbeitet werden muss. Szenen wir diese sind in etwa das Gegenteil eines "atemlosen Thrillers" – aber machen "Spuren" zu einem ebenso ungewöhnlich wie spannenden Serienerlebnis.

Spuren – Sa. 15.02. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das beste aus dem magazin

Dr. Fabinshy Thangarajah.
Gesundheit

HPV: Erst harmlos, dann tödlich

Gebärmutterhalskrebs wird oft spät erkannt, ist aber durch Früherkennung und Impfung leicht vermeidbar. HPV ist der Hauptauslöser. Frauen und Männer sollten die Empfehlungen der STIKO beachten.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt 
und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als „Doc Esser“ in TV, 
Hörfunk und als Buchautor.
Gesundheit

Ohnmacht nie auf die leichte Schulter nehmen

Eine Synkope kann harmlos erscheinen, doch dahinter können ernste Ursachen stecken wie Herzprobleme oder Long Covid. Die Abklärung sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
John McLaughlin bei seinem Auftritt 2022 in Montreux.
HALLO!

John McLaughlin: "Es war eine magische Nacht"

John McLaughlin meldet sich mit „Live at Montreux Jazz Festival 2022“ zurück. Das Live-Album fängt einen ganz besonderen Abend während des legendären Jazz-Festivals ein, an dem der Brite mit seiner Band „The 4th Dimension“ auftrat. Im Interview spricht die Legende über das neue Album, seine Einflüsse und die stilprägende Arbeit mit Miles Davis.
Eine Kaffeekanne mit einer Tasse.
Gesundheit

Lifehacks zum Thema Gesundheit!

Weniger Bildschirm, mehr Ruhe – und ein klarer Cut beim Koffein: Mit diesen drei kleinen Veränderungen verbesserst du deinen Schlaf, senkst dein Stresslevel und startest erholter in den Tag. Probiere es aus!
Göran Donner, ein Apotheker
Gesundheit

Welches Rezept nur drei Werktage gültig ist

Rezept ist nicht gleich Rezept: Wussten Sie, dass die Farbe eines Rezeptes über seine Gültigkeit entscheidet? Besonders nach einem Krankenhausaufenthalt ist darauf zu achten, dass rosa Rezepte nur drei Werktage gelten. Was es sonst noch zu beachten gibt, lesen Sie hier.
Eine Grafik mit einem Medikament, das sich auf den Urlaub vorbereitet.
Gesundheit

Gut vorbereitet in den Urlaub

Niemand möchte auf Reisen krank werden. Doch eine gut sortierte Reiseapotheke gehört für den Fall der Fälle ins Gepäck. prisma gibt einen Überblick, was nützlich sein könnte.