Sterben für Beginner
05.05.2025 • 20:15 - 21:45 Uhr
Fernsehfilm, Drama
Lesermeinung
Die schwangere Karla (Svenja Jung) wacht an Alex' (Max Hubacher) Seite.
Vergrößern
Eric (Edin Hasanovic, r.) lässt sich von Alex (Max Hubacher, l.) mitreißen: Sie pflanzen überall in Berlin Bäume.
Vergrößern
Eric (Edin Hasanovic, l.) hat sich verplappert: Birgit (Steffi Kühnert) und Paul (Wolfram Koch, r.) begreifen schockiert, dass ihr Sohn Alex einen Tumor haben könnte.
Vergrößern
Eric (Edin Hasanovic, l.) hat seinen Job als Musikmanager gekündigt und macht nun ein Praktikum bei Bestatter Volker Mutz (Peter Kurth, r.).
Vergrößern
Originaltitel
Sterben für Beginner
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2024
Fernsehfilm, Drama

Wenn der todkranke Freund stirbt: Dramedy macht Edin Hasanovic zum Bestatter

Von Maximilian Haase

Wie geht man mit dem Tod um? Die Tragikomödie "Sterben für Beginner" versucht es mit absurdem Humor: Weil sein bester Freund bald sterben wird, sattelt ein Musikmanager in der Sachbuchadaption im ZDF kurzerhand auf Bestatter um. Unterhaltsam, sensibel – und prominent besetzt.

Wie jedes schmerzvolle Thema ist der Tod zeitlos. Auch wenn sich tausende Formate mit ihm auseinandersetzten – die wichtigste Frage bleibt: Wie gehen wir mit dem Sterben um? Wie mit dem Tod eines geliebten Menschen? Angesichts der existenziellen Tragweite kann man sich nur kreativ annähern, so wie nun die Tragikomödie "Sterben für Beginner" im Zweiten. All der Trauer und Hoffnungslosigkeit begegnet der prominent besetzte Film mit absurdem Witz: Als er erfährt, dass sein bester Freund an einer unheilbaren Krankheit sterben wird, kündigt ein Musikmanager seinen Job und arbeitet fortan als Bestatter. Unterhaltsam versucht die Sachbuchadaption zu fassen, was ohne Humor kaum zu ertragen ist.

Vom Musik- ins Sterbegeschäft: So erlebte es Eric Wrede, auf dessen Sachbuch "The End: Das Buch vom Tod" der Film basiert. Autor Benedikt Gollhardt hat daraus ein abwechslungsreiches Drehbuch geschaffen, das sich mit Krankheit, Tod, Trauer und der Frage auseinandersetzt, welcher Abschied eigentlich angemessen ist. Dass das funktioniert, liegt auch am namhaften Ensemble, angeführt von Multitalent Edin Hasanovic. Der Late-Night-Moderator und künftige "Tatort"-Kommissar darf im Film von Regisseur Christian Klandt als Eric seine Paraderolle spielen: Aufgekratzter Typ mit ironischen Sprüchen und Hang zum Scheitern.

In seiner Fahrigkeit übertroffen wird Eric nur vom besten Freund Alex (Max Hubacher), einem Energiebündel mit Kneipe, Hausboot, schwangerer Freundin – und schrecklicher Diagnose: In seinem Kopf wächst ein Hirntumor und "das Scheißding ist böse".

Ungläubig und wütend blickt Eric auf das Sterben des todkranken Freundes, der die Situation herunterspielt, während Freundin Karla (herausragend: Svenja Jung) alle Kraft zusammen nehmen muss. Eric entschließt sich zu einem Schritt, der die Fallhöhe dieser Dramedy bestimmt: Er fängt als Aushilfe bei Bestatter Volker Mutz an (herrlich lethargisch: Peter Kurth). "Haben Sie irgendwelche Referenzen?", fragt er in einem der von feinem schwarzen Humor durchsetzten Dialoge. Antwort: "Ich war mal Grufti." Bewusst in einem Bestattungsinstitut vorbereitet habe er sich nicht, verriet Hasanovic über seine Rolle: "Für ihn und mich ist das eine neue Welt."

"Der Tod ist eine ernste Angelegenheit"

Und was für eine Welt das ist: Der Antiheld hangelt sich durch die verstörenden Praktiken des Leichenpräparierens, lernt viel von der eigenartigen Kollegin Anita (Luna Jordan) und vom Chef: Peter Kurth schimpft als konventioneller Bestatter über die "selbsternannten Individualisten mit ihren Kreativbestattungen" und kredenzt auch sonst manche Weisheit: Von "Der Tod hat auch nie frei" bis "Der Tod ist eine ernste Angelegenheit, das braucht Ordnung".

Während Eric auf die gesamten Stereotype des Berufsbilds stößt ("gestorben wird immer"), muss er sich mit dem kränker werdenden Freund, dessen verzweifelter Freundin ("Ich will keine Witwe sein") und den Eltern (Steffi Kühnert und Wolfram Koch) auseinandersetzen. Letztere stellen sich den Abschied von ihrem Sohn ganz anders vor als Alex, an den der Sterbende einen letzten Wunsch richtet: "Ich will, dass du mich unter die Erde bringst."

"Kalt gelassen hat es niemand"

Wie bewältigen, was nicht zu bewältigen ist? Die Tragikomödie, die beim Festival des deutschen Films den Publikumspreis gewann, nähert sich sensibel der emotionalen Bandbreite des Verabschiedens und Trauerns. Die jungen Hauptfiguren machen, was man anscheinend so macht: Bäume pflanzen, sich nochmal betrinken, heiraten, Leben und Freundschaft feiern. Man sieht sie verzweifeln, ausrasten, schreien, weinen, melancholisch ins Leere starren.

Dass dabei bisweilen schablonenhafte Buddy-Movie-Vibes mitschwingen und manche Szene aus dem sentimentalen Baukasten deutscher Dramedys stammt – geschenkt. Das morbide Spiel mit Bestattungen, Friedhöfen und Leichen konterkariert jeden Kitsch. Und spätestens als Alex seinem ungeborenen Sohn, den er wohl nie kennenlernen wird, ein Video mit Papa-Gruß aufnimmt, geht das allen Klischees zum Trotz so nah wie sein verzweifelter Schrei: "Alter, ich will noch nicht abtreten!"

"Ich scheiß auf dich, du kannst mich mal", schleudert Eric einmal dem Tod entgegen. Es bleibt die Erkenntnis, dass das Sterben unbegreiflich bleibt. Man kann den Schrecken nur entschärfen, als Zuschauer manche Träne vergießen und viel lachen. Oder, wie Edin Hasanovic über die Reaktion des Publikums urteilte, das den Film schon auf der großen Leinwand sah: "Kalt gelassen hat es niemand."

Vor der lineare Ausstrahlung ist "Sterben für Beginner" schon ab Mittwoch, 23. April, in der ZDF-Mediathek abrufbar.

Sterben für Beginner – Mo. 05.05. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das beste aus dem magazin

Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor.
Gesundheit

Adventszeit: Genießen mit gesunder Gelassenheit

Die Weihnachtszeit muss nicht ungesund sein. Mit ein paar einfachen Tipps kann man die Adventszeit genießen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Entscheidend ist, was man das ganze Jahr über macht.
Oliver Mommsen vor einem Weihnachtsbaum.
HALLO!

Oliver Mommsen über seine Rolle in "Eine fast perfekte Bescherung"

Im Weihnachtsfilm „Eine fast perfekte Bescherung“ müssen die Anwohner eines Berliner Viertels an Weihnachten ihre Wohnungen verlassen, weil eine Weltkriegsbombe entschärft wird. In einer Turnhalle findet sich eine bunt gemischte Truppe zusammen, die nun mit dieser Situation umgehen muss. Oliver Mommsen spielt Pfarrer Klaus Meier. Mit prisma hat er über den Film und über Weihnachten gesprochen
Carsten Henn lehnt an einer Wand.
HALLO!

Carsten Henn: „Wein ist ein bodenständiges Produkt“

Bestsellerautor Carsten Henn ist thematisch breit aufgestellt. Neben seinen Bestsellern wie „Der Buchspazierer“ und „Sonnenaufgang Nr. 5“ hat er sich einen Namen als Verfasser kulinarischer Kriminalromane gemacht. Da blitzte seine Liebe für den Wein schon hier und da auf. In seinem neuen Weinbuch schenkt der renommierte Weinjournalist und Weinbauer sein fundiertes fachliches Know-how nun einzigartig praktisch und unterhaltsam ein: Mit 66 wohldosierten und klug ausgewählten Fragen nimmt er seine Leser in „Simply Wine“, erschienen bei ZS, mit in die Welt des Weins. prisma hat mit ihm über sein neues Buch gesprochen.
Doc Julia Fischer
Gesundheit

Wenn der Harndrang zum Rätsel wird

Ständiger Harndrang, Schmerzen, keine klare Diagnose: Wenn die Blase Probleme macht, beginnt oft eine jahrelange Suche nach Ursachen. Warum Ärzte manchmal ratlos sind und was hilft, wenn Beschwerden chronisch werden.
Eine Grafik mit Händen zum Thema Aids.
Gesundheit

Aidshilfen rufen zu Solidarität auf

Der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember macht seit 1988 auf HIV und Aids aufmerksam. Mit dem Motto "Gemeinsam. Gerade jetzt." rufen deutsche Organisationen zu Solidarität auf.
Markus Oelze mit rosa Hemd
Gesundheit

Wechselwirkungen mit Medikamenten: Vorsicht bei diesen Lebensmitteln

Ein Apotheker erklärt, welche Wechselwirkungen zwischen Lebensmitteln und Medikamenten zu beachten sind. Besonders Milch, Alkohol und Grapefruitsaft können problematisch sein.