Tatort
29.11.2020 • 20:15 - 21:45 Uhr
Serie, Krimireihe
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Motiv aus dem Vorspann.
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Produktionsland
D
Produktionsdatum
2020
Altersfreigabe
12+
Serie, Krimireihe

Dortmunder Wahnsinn, Münchener Weisheit

Von Eric Leimann

Zum 50-Jahre-Jubiläum sendet der "Tatort" einen Zweiteiler, der – im gemischten Team – zunächst in Dortmund und dann eine Woche später in München spielt. Ein überraschend konventioneller, aber dennoch starker Mafia-Film, der familiäre Beziehungen als griechische Tragödie inszeniert.

Natürlich hat man sich zum 50-jährigen Bestehen des "Tatorts", Deutschlands langlebigster und erfolgreichster Krimireihe, etwas Besonderes überlegen müssen. Es ist noch gar nicht so lange her, genau vier Jahre, da feierte man die 1.000. Folge des Formats mit einer Doppel-Ermittlung der NDR-"Kommissare" Maria Furtwängler und Axel Milberg. "Taxi nach Leipzig" war nicht nur eine Referenz an den ebenso betitelten ersten "Tatort" vom 29. November 1970, sondern auch ein ästhetisch ambitionierter Film, der mit Kammerspiel- und Gruselelementen arbeitete. Wie sollte man das nun toppen zum auf den Tag genauen 50. Geburtstag der Reihe? Die mit der Umsetzung beauftragten Sender WDR und BR entschieden sich für eine eher traditionell erzählte Mafia-Geschichte, die zuerst in Dortmund und eine Woche später in München spielt. Entsprechend kommt es zur Begegnung des Ruhrpott-Quartetts Peter Faber (Jörg Hartmann), Martina Bönisch (Anna Schudt), Nora Dalay (Aylin Tezel) und Jan Pawlak (Rick Okon) mit seinen bayerischen Kollegen Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl).

Der kaltblütige Mörder (Emiliano de Martino) eines kleinen Drogendealers kann der Polizei in München knapp entkommen. Zusammen mit einer Drogenlieferung wird er nach Dortmund gebracht. Dort unterhält die 'Ndrangheta, wie die Mafia in Kalabrien heißt, eine Art Logistikzentrum für Kokain. Unter dem Deckmantel einer unscheinbaren Pizzeria wird das Koks hier von einem Laster auf andere verteilt und über nahe Verkehrsknotenpunkte über das nördliche Europa verteilt. Die Pizzeria gehört Luca Modica (Beniamino Brogi) und seiner deutschen Frau Juliane (Antje Traue). Blutjung sind die beiden Eltern der mittlerweile 17-jährigen Sofia (Emma Preisendanz) geworden. Die Mafia sorgte damals fürs Startkapital der mittellosen deutsch-italienischen Kleinfamilie.

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Ein Logik-Dreieck aus Liebe, Zwängen und Abhängigkeiten

Dass der hartgesottene Mauro bei den Modicas einzieht, sorgt bei der intakten Kleinfamilie zunächst für große Irritation. Doch man widerspricht der Mafia nicht, macht Luca seiner Frau klar. Während die Polizei das Geschehen in und um die Pizzeria herum "undercover" unter die Lupe nimmt, verändert der manipulative Mauro das Binnenklima im Hause Modica. Die Dortmunder Ermittler observieren das Restaurant längst als verdächtigen Umschlagplatz, als ihre Münchner Kollegen Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) anreisen, um Mauro für den Mord in München zur Rechenschaft zu ziehen. Doch das Team um Faber will erst mal mehr über die Hintergrundorganisation der Familie erfahren – bevor man zugreift. Kommissarin Nora Dalay – übrigens der letzte Auftritt Aylin Tezels in dieser Rolle – glaubt, in Juliane jemanden gefunden zu haben, der ihnen dabei helfen könnte. Dafür sucht die Kommissarin eine private Nähe zur Frau im Auge des Mafia-Sturmes.

Mit Bend Lange ("Das Verschwinden") hat man einen Top-Drehbuchautor für die Konzeption des Jubiläums-"Tatorts" engagiert. Auch "Goldbach", seine letzte Arbeit für das Krimi-Format und 2017 der erste Fall des Schwarzwald-Teams, war eine großartig präzise Analyse von Beziehungsstrukturen in einer Gruppe von Familien, der zwei spielende Kinder abhandengekommen war. Bei "In der Familie" geht es nun, wie man sich denken kann, ebenfalls um familiäre Strukturen – einerseits klassische, aber auch um jene der Mafia. Was Langes Buch in der feinen Abfolge von Ereignissen und Dialogen schafft, ist eine unerbittliche Logik von Liebe, Zwängen und Abhängigkeiten zu erschaffen, die einem den Atem nimmt – weil die Zwangsläufigkeit der Geschichte keinen positiven Ausgang erlaubt.

Wer Komik sucht, muss auf Teil zwei warten

Regie, man will es kaum glauben, führte bei diesem ersten Teil Film-Exzentriker Dominik Graf ("Im Angesicht des Verbrechens"), der seinen sonst oft fordernden Erzählstil in diesem Krimi überraschend nüchtern und frei von Kunst-Mätzchen hält. Positiv an diesem Krimi, der ein bisschen wie die deutschte Version eines Martin Scorsese-Mafia-Films daherkommt, ist die Präzision des Schauspiels und der Dialoge. Dass die konsequent Italienisch sprechenden Mafiosi, beziehungsweise die Familie Modica mit sehr überzeigenden, aber weitgehend unbekannten Darstellern besetzt sind, ist eine große Stärke des Krimi-Dramas. Vor allem Emma Preisendanz, 18-jährige Newcomerin aus München, spielt die Rolle der Sofia herausragend gut.

Wie gut, davon darf man sich in Teil zwei überzeugen, den das Erste am Sonntag, 6. Dezember, 20.15 Uhr, ausstrahlt. Dann wechselt die Handlung nach München und Umgebung. Trotzdem ist Erzählung der beiden Teile aus einem Guss. Und das, obwohl Teil zwei unter der Regie von Pia Strietmann entstand, die im Januar 2020 auch für die Münchener Episode "Unklare Lage" verantwortlich war, die vom Anschlag im Olympia-Einkaufszentrum 2016 inspiriert war. Nicht nehmen lässt sich dieser ernste – und spannende – Doppelfilm Frotzeleien, die vor allem zwischen dem Dortmunder Amok-Kommissar Faber und seinen altersweisen, süddeutsch gelassenen Kollegen Batic und Leitmeyr stattfinden. Doch selbst diese Szenen sind einigermaßen inspiriert erzählt – und steigern sich in Teil zwei noch zu echten Highlights von – an dieser Stelle – nicht erwarteter "Tatort"-Komik.

Tatort: In der Familie – So. 29.11. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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