Tatort
16.02.2025 • 20:15 - 21:45 Uhr
Serie, Krimireihe
Lesermeinung
"Tatort: Vier Leben" ist der dritte gemeinsame Fall von Susanne Bonard (Corinna Harfouch) und Robert Karow (Mark Waschke). Das rbb-Team ermittelt im politischen Berlin zwischen Lobbyismus, Menschenrechten - und einem Killer.
Vergrößern
Mitten in Berlin hat es den ehemaligen Politiker Jürgen Weghorst erwischt. Bis vor kurzem ein aufstrebendes junges Gesicht im Berliner Politbetrieb. Robert Karow (Mark Waschke) untersucht seine Leiche.
Vergrößern
Hat der Täter vom Dach des Berliner Doms geschossen? Susanne Bonard (Corinna Harfouch) sucht nach möglichen Spuren des Scharfschützen.
Vergrößern
Aus welcher Richtung kam der Schuss? Zusammen mit Kriminaltechnikerin Nancy Bauer (Johanna Polley, links) untersuchen Susanne Bonard (Corinna Harfouch) und Robert Karow (Mark Waschke) ihren Tatort im Zentrum Berlins.
Vergrößern
Robert Karow (Mark Waschke, recht) ärgert sich darüber, dass Ulrike Menzel (Tara Linke, links), die Chefin des Lebensmittelverbandes, durch ihre Anwältin Manuela Reichert (Julia Kratz) ihre Ermittlungen behindern will.
Vergrößern
Soraya Barakzay (Pegah Ferydoni) will mit ihrer Fluchthilfe-Organisation auf das Schicksal ehemaliger Ortskräfte in Afghanistan aufmerksam machen.
Vergrößern
Gibt es Spuren des Schützen? Oder andere Hinweise darauf, wie er auf den Berliner Dom hinauf- und wieder heruntergekommen ist? Susanne Bonard (Corinna Harfouch) denkt nach ...
Vergrößern
Ratlos untersuchen Susanne Bonard (Corinna Harfouch) und Robert Karow (Mark Waschke) einen Tatort. Warum schlägt ein Sniper im politischen Berlin zu?
Vergrößern
Susanne Bonard (Corinna Harfouch) und Robert Karow (Mark Waschke, rechts) treffen sich mit Soraya Barakzay (Pegah Ferydoni, links) - ist sie eine Verdächtige im Mordfall des Lobbyisten? Einen Mann, den sie schwerer Vergehen beschuldigte?
Vergrößern
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2025
Altersfreigabe
12+
Serie, Krimireihe

Berlin, Afghanistan und König Charles

Von Eric Leimann

Im "Tatort: Vier Leben", dem dritten Fall von Susanne Bonard (Corinna Harfouch) und Robert Karow (Mark Waschke), ermittelt das Duo im politischen Berlin zwischen Lobbyismus, Menschenrechten – und einem Killer. Aus den atemlosen 90 Minuten hätten andere wohl eine ganz Serienstaffel gemacht.

"Na klar kannst du mit mir rechnen" flirtet Jungpolitiker Jürgen Weghorst (Philipp Lind) auf einem Platz nahe der Berliner Friedrichstraße in sein Handy. Um mit einem Profi-Lächeln auf dem Gesicht von einem Sniper erlegt zu werden. Der Kopfschuss zu Beginn des "Tatort: Vier Leben" setzt den Ton für einen atemlosen Thriller, der die Kommissare Susanne Bonard (Corinna Harfouch) und Robert Karow (Mark Waschke) ins politische Berlin zu Lobbyisten, Menschenrechtsverletzungen und eben einem Killer führt.

Das Opfer liegt zu einem denkbar ungünstigen Moment im Zentrum Berlins herum, denn aus London hat sich Staatsbesuch angesagt: Die deutsche Hauptstadt bereitet sich auf den Besuch von King Charles vor. Die Sicherheitsvorkehrungen sind entsprechend hoch. Bonard und Karow spüren den Druck – unter anderem durch Staatsanwältin Sarah Taghavi (Jasmin Tabatabai), den Fall schnell zu lösen, um die Gefahrenquelle durch den Scharfschützen auszuschließen.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Das Opfer Jürgen Weghorst war bis vor kurzem das hoffnungsvolle Nachwuchsgesicht einer Partei – ehe er über einen Skandal stolperte. Zuletzt arbeitete er als Lobbyist für den Lebensmittelverband. Am Tag seiner Ermordung wollte Weghorst einem Journalisten ein exklusives Interview geben. Es könnte im Zusammenhang mit einem Untersuchungsausschuss stehen, welcher Weghorst zu einer Reise 2021 nach Afghanistan befragte. Der Trip fand kurz vor der schnellen Übernahme Kabuls durch die Taliban am 15. August jenes Jahres statt.

Menschenrechtsaktivistin Soraya Barakzay (Pegah Ferydoni) warf Weghorst öffentlich Fehler und schwere moralische Versäumnisse vor, als Kabul mit Maschinen der Bundeswehr evakuiert werden musste. Viele Ortskräfte der deutschen Behörden blieben damals zurück und fielen in die Hände der neuen Machthaber. Wollte sich Frau Barakzay an Weghorst für seine Taten rächen?

Berlins Finten, Lobbyisten und Karriereregeln

Was Regisseur Mark Monheim ("Alles Isy") und das Drehbuch-Team um Thomas André Szabó ("Die Heiland") alleine in den ersten 20 Minuten des "Tatort"-Krimis auf die Beine stellen, daraus hätten andere eine ganze Staffel Agenten- oder Politthriller-Serie gemacht. Es geht um die SPD, die Linke, einen Lobbyverband, Afghanistan, Geheimnisverrat, die Bundeswehr und natürlich auch um König Charles.

Ein bisschen überfrachtet ist das Ganze, aber alles andere als unspannend erzählt. Zu Beginn des exzellent fotografierten Thrillers (Kamera: Jan-Marcello Kahl, "Herzogpark") erfolgt der Hinweis per Schrifttafel, dass der "Tatort" auf realen Ereignissen beruhe. Dabei geht es wohl um Ungereimtheiten rund um die Evakuierung der afghanischen Hauptstadt Kabul nach der überraschend schnellen Übernahme durch die Taliban 2021. Glücklicherweise gab es danach aber wohl keine Mordserie in Berlin – sodass ein gutes Stück des Films natürlich Fiktion bleibt.

Wenn deutsches Fernsehen sich ans Thrillergenre heranwagt, geht das nicht immer gut. Doch selbst wenn ein Zweiteiler wie 2023 zum Auftakt des Ermittler-Duos Karow/Bonard dem Stoff wohl gut getan hätte – schlecht ist die Geschichte nicht, die einem hier aufgetischt wird. Ein möglicher außenpolitischer Skandal trifft auf die Sitten des politischen Berlins mit seinen Finten, Lobbyisten und Karriereregeln, in der Wahrheit und menschlicher Anstand mitunter von dauerlächelnden Erfolgsgesichtern ausgehöhlt werden. Dass einige dieser Gesichter im Film plötzlich tot umfallen, könnte man als gerecht oder als dunklen Einbruch der Gewalt ins demokratische, wenn auch mackenhafte System empfinden. Was zählt hier: Auge-um-Auge oder die deutsche Rechtsstaatlichkeit? Karow und Bonard jedenfalls haben bisweilen Mühe, die durch den Killer bedrohten Personen aus ihrem PR-Sprech und selbigen Strategien herauszulösen, um deren Leben zu schützen.

Scharfschütze vs. Berliner Politbetrieb

In jenen Momenten, in denen Politik auf (fiktionale) Wirklichkeit trifft, um den Slogan einer deutschen Talkshow zu bemühen, ist der Berliner "Tatort" ziemlich stark. Wer den beißenden Zynismus des Ermittlers Robert Karows kennt, kann sich vorstellen, dass aus seinem Munde der ein oder andere Kommentar in Richtung seiner arroganten Schutzbefohlenen fällt. Leise Szenen halten sich im Nachfolger zum sehr schönen "Tatort: Am Tag der wandernden Seelen" über die Berliner Vietnam-Community jedoch in Grenzen.

Und doch gibt es eine Szene, in welcher der Berlin-Thriller einen ungeheuer empathischen Moment erzeugt: Als Susanne Bonard die ehemalige afghanische Richterin Soraya Barakzay verhört, übernimmt plötzlich die Befragende den Schmerz der Befragten, als es um den Verlust lieber Menschen in Kabul 2021 geht. Hier darf Corinna Harfouch in einer leicht surrealen, aber bärenstarken Szene zeigen, wozu die Ausnahme-Schauspielerin – im Zusammenspiel mit der ebenfalls guten Pegah Ferydoni – fähig ist. Vielleicht ja demnächst wieder in einem etwas leiseren Fall – ohne Staatsbesuch, Scharfschützen und Berliner Polit-Thrill.

Tatort: Vier Leben – So. 16.02. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Top stars

Das beste aus dem magazin

Annett Gröschner ist Stadtschreiberin von Mainz
HALLO!

Stadtschreiberin Annett Gröschner im Interview: „Als Autorin schaffe ich Bilder im Kopf“

Annett Gröschner ist die neue Stadtschreiberin von Mainz. Neben Lesungen und Auftritten plant sie einen Film mit ZDF und 3sat, inspiriert von ihrem Buch „Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat“.
Einblicke in das turbulente Familienleben gibt es in der vierten Staffel „Diese Ochsenknechts“. Im Interview gibt Natascha Ochsenknecht Einblicke.
HALLO!

Natascha Ochsenknecht: „Es wird wild und unglaublich spannend“

In der vierten Staffel von "Diese Ochsenknechts" wird das Leben der Familie erneut auf den Kopf gestellt: Wilson wird Vater, Cheyenne und Nino sorgen für Aufregung und es gibt dramatische Momente wie einen Schlaganfallverdacht. Im Interview gibt Natascha Ochsenknecht Einblicke.
Dr. Jens-Andreas Münch ist Apothekenleiter in Magdeburg und Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt.
Gesundheit

Ist es eine Erkältung oder Heuschnupfen?

Dr. Jens-Andreas Münch gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema: Ist es eine Erkältung oder Heuschnupfen?
Patrick Kalupa ist Dr. Neiss alias „Dr. Nice.
Star-News

"Dr. Nice" Patrick Kalupa im Gespräch mit prisma: „Ich habe ein Helfersyndrom“

Patrick Kalupa spielt Dr. Neiss, Frauenschwarm und Star-Chirurg, den alle nur „Dr. Nice“ nennen. prisma sprach mit dem Schauspieler über „Dr. Nice“.
Professor Dr. Dr. med. Dagmar Führer-Sakel, Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel an der Universitätsmedizin Essen/Universität Duisburg-Essen.
Gesundheit

Haben auch Männer „Wechseljahre“?

Professorin Dr. Dr. med. Dagmar Führer-Sakel gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema: Haben auch Männer „Wechseljahre“?.
HALLO!

Stephanie Stumph im Interview über den letzten „Stubbe“-Dreh und Helene Fischer

Stephanie Stumph spricht über die letzte Folge von "Stubbe", ihre Zukunftspläne und warum Krimis sie faszinieren. Ein Gespräch über Abschiede, neue Projekte, die Zusammenarbeit mit Helene Fischer und ihre Leidenschaft fürs Fernsehen.