Tatort
29.11.2025 • 20:14 - 21:42 Uhr
Serie, Krimireihe
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Tatort: Colonius
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Produktionsland
D
Produktionsdatum
2025
Altersfreigabe
12+
Serie, Krimireihe

Die Generation Techno ist alt geworden

Von Eric Leimann

Eine der besten "Tatort"-Folgen des ausgehenden Jahres läuft noch einmal im Rahmen des 3sat-Publikumspreises 2025. Zehn herausragende Fernsehfilme stehen dabei zur Wahl. Der "Tatort: Colonius" eröffnet den für Besucher schon lange stillgelegten Kölner Fernsehturm wieder.

Seit 1999 ist der 266 Meter hohe Fernsehturm im Herzen Kölns nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Schon 1994 schlossen Gastronomie und Diskothek über den Dächern der feierfreudigen Rheinländer. Mittelalte Kölner Frohnaturen berichten von legendären Partys dort. Inspiration genug für das ortsansässige Ehepaar Eva und Volker A. Zahn, einen Fernsehkrimi zu schreiben, der die 90-er im Colonius genannten Turm wiederaufleben lässt. Die Ermittler Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) müssen den Mord an einem ehemaligen Szene-Fotografen, Dealer und Partyhengst aufklären, der erschlagen in seiner Wohnung liegt. Der Mann hat in letzter Zeit viel rund um seine alte Technoclique recherchiert. Was hat das Opfer im "Tatort: Colonius" vor seinem Ableben umgetrieben?

Der WDR-Film vom März 2025 läuft im Rahmen des 3sat-Publikumspreises. Zehn herausragende Fernsehfilme stehen dabei zur Abstimmung. 3sat zeigt vom Samstag, 29. November, bis Mittwoch, 3. Dezember, alle zur Wahl stehenden Filme noch einmal. Ab Freitag, 28. November, 18 Uhr, können die Bewerber auch in der 3satMediathek unter www.3sat.de abgerufen werden, wo auch online abgestimmt werden kann. Im Anschluss an den "Tatort: Colonius" läuft um 21.45 Uhr "Die Nichte des Polizisten".

Doch zurück zum Kölner Fernsehturm: Gerade noch hat man die Colonius-Kult-DJane Angelheart (Riccarda Richter) auf dem Friedhof verabschiedet. Nun müssen drei Partyfreunde des Opfers Alex Schmitz (Sven Gerhardt) auf dem Revier "antanzen": der hippe, jung gebliebene Szene-Gastronom Renè Horvath (Andreas Pietschmann), Meike Bennis (Karoline Eichhorn), die im Kunstbetrieb tätig ist, und der bürgerlich gesetzt wirkende Christian Kohlheim (Thomas Loibl).

"Verbotenen Ort" inmitten der Großstadt

Christian ist damals jung Vater geworden, seine Tochter Swenja (Vanessa Loibl) wurde gerade 30. Ihre Mutter Gina (in Rückblenden: Emma Bading), Christians Freundin, ist während einer der letzten Partynächte im Colonius spurlos verschwunden. Zwar gab es von ihr später zwei Postkarten aus Spanien und Nordafrika, aber die könnten auch Fake sein. Für Christian, Swenja und die ganze Gruppe war das Verschwinden Ginas ein traumatisierendes Erlebnis. Hat sich die überforderte junge Mutter 1993 vom Acker gemacht? Oder wurde auch sie ermordet?

Es ist schon ein Coup, der dem produzierenden WDR da mit dem Drehort Colonius gelungen ist. Schließlich handelt es sich beim Fernsehturm an der Inneren Kanalstraße um einen "verbotenen Ort" inmitten der Stadt. Einer, der wie ein Mahnmal der Erinnerung ans Gestern von überall in der City und um die Stadt herum sichtbar ist.

Wie passend, dass auch der Fall auf zwei Zeitebenen spielt und immer wieder ins Jahr 1993 zurückkehrt. Zu jener Partynacht, in der die feurige Gina verschwand. Dabei gelingen Regisseurin Charlotte Rolfes ("Tatort: Pyramide") und ihrem Kameramann Rainer Lipski exzellente Colonius-Bilder von endlosen Fahrstuhlschächten, Szenen auf dem Dach oder Ermittlern im Gegenlicht mit der Großstadt zu Füßen. Selbst die Party-Szenen von 1993 zu Technobeats sind in Ordnung. Fachleute wissen, wie schwer überzeugendes Feiern mit vielen Menschen zur Musik im Film zu realisieren sind. Ekstase lässt sich eben nur schwer auf Knopfdruck herstellen.

Referenz an Aimee Mann und "Magnolia"

Doch wie ist er als Krimi, der neue "Tatort" mit Ballauf und Schenk? Auch wenn sich die Auflösung am Ende eines recht billigen Tricks aus der Mottenkiste des TV-Krimis bedient – was zuvor an möglichen und tatsächlichen Beziehungsgeflechten zwischen den Figuren und zwischen dem Gestern und Heute aufgebaut wird, ist sehenswert spannend. Mit Gaststars wie Andreas Pietschmann, Karoline Eichhorn und Thomas Loibl als alt gewordene Generation Techno ist der Film dazu mit sehr fähigem Personal besetzt, dem man gerne bei der Arbeit zuschaut. Vanessa Loibl, eine gefragte Theaterschauspielerin und Thomas Loibls Filmtochter, ist übrigens nicht mit diesem verwandt.

Am Ende hat man jenem Thomas Loibl noch eine Referenz an Paul Thomas Andersons Film "Magnolia" aus dem Jahr 1999 ins Drehbuch geschrieben. Zu einem Original-Song des wunderbaren "Magnolia" Filmscores der Songwriterin Aimee Mann regnet es vom Kölner Himmel ungewöhnliche Dinge. In "Magnolia" sind es Frösche – eine der berühmten skurrilen Szenen der Kinogeschichte. Laut Filmanalysten war dies damals sowohl eine Referenz auf die biblische Plage (und Strafe Gottes) im Buch Exodus, aber auch ein kathartisches Ereignis, das die Charaktere zur Einsicht ihrer Fehler bewegte.

Auch die Generation Techno im Kölner "Tatort" hat Fehler gemacht. Nur, dass der ein oder andere davon im Party- und Drogennebel des Jahres 1993 vorübergehend verschütt gegangen ist.

Tatort: Colonius – Sa. 29.11. – 3sat: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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