Tödliche Geheimnisse - Das Versprechen
22.02.2020 • 20:15 - 21:45 Uhr
Fernsehfilm, Thriller
Lesermeinung
Emel Yilmaz (Pegah Ferydoni, Mitte) und David Zumdick (Julius Feldmeier) beschatten die Baumafia.
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Senator Schülke (Mark Waschke) erfährt von dem PR-Profi Tremme, dass sich seine Referentin Vicky mit Rommy und Karin getroffen hat.
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Karin (Anke Engelke, re.) und Rommy (Nina Kunzendorf) machen einen Neuanfang.
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Rommy Kirchhoff (Nina Kunzendorf) mit dem verunglückten Bauarbeiter und seinem Bruder Taras (Ivan Shvedoff, li.).
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Originaltitel
Tödliche Geheimnisse - Das Versprechen
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2020
Fernsehfilm, Thriller

Ein Hauch Katar in der Bundeshauptstadt

Von Julian Weinberger

Ein toter Bauarbeiter, ein Politiker ohne moralischen Kompass und geldgierige Bau-Mogule: Anke Engelke und Nina Kunzendorf stolpern als Investigativjournalistinnen in einen Fall von ungeahnter Tragweite. Im mitreißenden Polit-Thriller sticht besonders eine starke Frauenfigur hervor.

In zwei Jahren ist es also soweit: Während die DFB-Jungs in der Wüste von Katar um den Weltmeistertitel kicken, wird man hierzulande vermutlich Glühwein schlürfen und sich langsam auf Weihnachten einstimmen. Viel Positives hat man vom Turnier irgendwo im Nirgendwo noch nicht gehört, eher las man über die fragwürdigen Bedingungen, unter denen die Fußballtempel in die Höhe gezogen werden. Immer wieder berichteten Menschenrechtsorganisationen von der Ausbeutung der Gastarbeiter. Da half die lapidare Aussage von Lichtgestalt Franz Beckenbauer, er habe noch keinen Sklaven gesehen, recht wenig. Dass man für menschenunwürdige Arbeitsverhältnisse nicht zwangsläufig über den deutschen Tellerrand hinausblicken muss, thematisiert "Tödliche Geheimnisse – Das Versprechen".

Eigentlich ist das Journalistenpärchen Rommy (Nina Kunzendorf) und Karin (Anke Engelke) auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch. Doch ihre Pläne werden durchkreuzt, als vor ihren Augen ein Bauarbeiter in den Tod stürzt. Als sie in Erfahrung bringen, dass der Tote ein illegal beschäftigter Ukrainer ist, wittert das Duo eine große Story – erst recht, nachdem ihnen der Bauarbeiter Taras (Ivan Shvedoff) Einblicke in die kriminellen Machenschaften ermöglicht.

Zwei schnüffelnde Journalistinnen mit einem investigativem Rechercheteam (unter anderem Pegah Ferydoni) im Rücken kann der Berliner Bausenator Sebastian Schülke (Mark Waschke) gar nicht gebrauchen. Angetrieben von seiner ehrgeizigen Referentin Vicky Urban (Petra Schmidt-Schaller) sieht sich der aalglatte Politiker als neuer Bürgermeister und langfristig im Bundeskanzleramt. Um das millardenschwere Prestigeprojekt "Wohnen für Berlin" zu realisieren, nutzt er selbst krumme Deals mit Immobilienfirmen und dubiosen Untergrundhandlangern wie Recep Ceheli Sultan (Özgür Karadeniz) zu seinen Gunsten. Dumm nur, dass sich Rommy und Karin in dem Fall festgebissen haben und sich nicht so schnell einschüchtern lassen.

Packender Thriller mit wichtiger Botschaft

Ihren Stempel drücken dem Polit-Thriller vor allem die starken Frauenfiguren auf. Gerade Petra Schmidt-Schaller tut sich als machthungrige und gleichsam undurchschaubare Beraterin hervor. Ihr ist kein Mittel zu schade, die Wünsche des nach politischem Einfluss dürstenden Schülke zu erfüllen. Je mehr sich der packende Montagsfilm jedoch entwickelt, desto deutlicher tritt hervor: Vicky kämpft für niemanden – außer für sich selbst. Die Männer um sich herum degradiert sie zu Steigbügelhaltern auf dem Weg nach oben, nutzt sie aus und manipuliert sie für ihre Zwecke.

Durch diese famose One-Woman-Show geraten Anke Engelke und Nina Kunzendorf fast ein wenig in den Hintergrund. Die Eindrücke ihrer journalistischen Arbeit aber sind wertvoll und wichtig. Nicht nur an einer Stelle zeigt der Film von Barbara Kulcsar auf, wie wichtig eine kontrollierende Instanz gegenüber scheinbar übermächtigen Politikern und Wirtschaftsbossen ist. Außerdem greift die Schweizer Filmemacherin im dritten Teil der ARD-Filmreihe mit dem Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum ein gesellschaftliches Reizthema auf. Gerade in Großstädten wie München oder Berlin schnellen die Mieten in atemberaubenden Tempo nach oben und lassen immer mehr verzweifelte Mieter zurück.

Eine Lösung bietet der Film zwar nicht an, was auch vermessen wäre zu erwarten, aber trotz des desillusionierenden Endes birgt er das Potenzial, die Zuschauer zum Nachdenken anzuregen. Darüber, dass man bei politischen Parolen erst einmal kritisch nachhorcht, bevor man sie unreflektiert nachbrüllt. Und darüber, dass der unabhängige Journalismus in Zeiten von Lügenpresse- und Fake-News-Vorwürfen wichtiger denn je ist.

Tödliche Geheimnisse – Das Versprechen – Sa. 22.02. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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