Wir beide
24.08.2022 • 20:15 - 21:45 Uhr
Spielfilm, Komödie
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Originaltitel
Deux
Produktionsland
F, B, LUX
Produktionsdatum
2019
Altersfreigabe
6+
Kinostart
Do., 06. August 2020
Spielfilm, Komödie

Gegen jede Chance

Von Bernd Fetsch

Barbara Sukowa und Martine Chevallier spielen ein Paar, das seine Liebe jahrzehntelang geheim hält – bis der Druck entweichen muss. Mit seinem ersten Spielfilm "Wir Beide" gelingt Filippo Meneghetti ein erstklassiges Psychodrama, der nun zum ersten Mal im Free-TV zu sehen ist.

Es kommt nicht häufig vor, dass Filmemacher ein Thema finden, das auf der Kinoleinwand noch nie behandelt wurde. Was angesichts der schieren Menge an Produktionen, die wir allein in Deutschland jedes Jahr zu sehen bekommen, im Kino oder als Stream, nun wahrlich kein Wunder ist. Aber Filippo Meneghetti hat es geschafft – ein italienischer Regie-Debütant, der seit einigen Jahren in Frankreich lebt und in "Wir beide", nun als Free-TV-Premiere bei ARTE, zwei ältere Frauen in Szene setzt, die seit Jahrzehnten ineinander verliebt sind, aber noch nie jemandem etwas davon erzählt haben. Das ist neu. Vor allem deshalb, weil der Film nicht in den verdrucksten 50er-Jahren spielt, als so ein erzwungenes Versteckspiel üblich gewesen ist, sondern heute, in sexuell wesentlich aufgeklärteren Zeiten. Aber Meneghetti zeigt vollkommen glaubwürdig, und das ist sein großes Verdienst, wie und warum sich manche Verhaltens- und Denkweisen auch über ein ganzes Leben nicht zu ändern vermögen, warum die Mauern im Kopf einfach nicht fallen.

Nina (Barbara Sukowa) liebt Madeleine (Martine Chevallier), und Madeleine liebt Nina. Das war schon immer so, oder doch zumindest seit einem Aufenthalt in Rom vor vielen Jahrzehnten, als die beiden sich kennenlernten. Nun sind sie alt geworden, Madeleines Mann ist gestorben, ihre beiden Kinder sind erwachsen. Jetzt will Madeleine es endlich wagen: mit Nina nach Rom ziehen, an den Ort ihrer Träume. Doch dafür braucht sie Geld, also will sie ihr Pariser Appartement verkaufen und dies bei einem Treffen mit Tochter, Sohn und Enkelkind auch öffentlich verkünden. Nur, es gelingt ihr nicht, die Worte wollen ihr nicht aus dem Mund. Und damit nimmt das Drama seinen Lauf.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Mix aus Liebesfilm und Psycho-Thriller

Was nach öffentlich-rechtlichem Problemfilm klingt, entfaltet sich zu einem gekonnten Mix aus Liebesfilm und Psycho-Thriller, komplett mit Türspion-Aufnahmen, wie man sie aus "Rosemaries Baby" kennt. Die Außenwelt wird zur Bedrohung, die meisten Szenen spielen sich in Zimmern ab, ohne dass "Wir beide" aber zu einem drögen Kammerspiel verflacht. Die Kamera ist immer in Bewegung, nutzt die unterschiedlichen Lebenswelten der beiden Frauen – sie wohnen sich direkt gegenüber, nur durch den Gang getrennt -, um ihre Charaktere zu definieren. Hier Madeleine, die großbürgerlich aufgewachsene Grande Dame, die zwischen ihren zahlreichen Erinnerungsstücken zu ersticken droht, dort Nina, die leicht hippiehafte Lebefrau, in deren Wohnung es deutlich luftiger zugeht. Doch trotz Laissez-faire-Einstellung und einer jahrzehntelangen Beziehung – wenn es darum geht, ihre Liebe öffentlich zu machen, versagen beide. Was auch an den deutlich spießigeren Nachkommen von Madeleine liegt. Mehr kann hier nicht verraten werden, nur so viel: Die 90 Minuten lohnen sich.

"Wir beide" ist ein spannendes Psychodrama, das sein gesellschaftspolitisches Thema nicht allzu hoch hängt, sondern von überraschenden Handlungssprüngen, einer lebhaften Kameraführung, vor allem aber von zwei exzellenten Hauptdarstellerinnen lebt, die alle potenziellen Hürden mit Bravour meistern. Und dank der intelligenten Regie dürfen sie, von zwei, drei Momenten abgesehen, ganz ohne Sentimentalität, Kitsch und schlechte Bettszenen auskommen.

"Wir beide" – Mi. 24.08. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Der Trailer zu "Wir beide"

Darsteller

Barbara Sukowa
Lesermeinung

Top stars

Marco Girnth in Leipzig.
Marco Girnth
Lesermeinung
Für ihre Rolle in Fatih Akins "Aus dem Nichts" erhielt Diane Kruger den Darstellerpreis der 70. Filmfestspiele von Cannes.
Diane Kruger
Lesermeinung
Ulrike Kriener - die Filme, die Karriere und das Leben der Schauspielerin im Porträt.
Ulrike Kriener
Lesermeinung
Sie ist die, die in "Türkisch für Anfänger" als Lena Erfolge feiert: Josefine Preuß.
Josefine Preuß
Lesermeinung
Schauspielerin Marisa Tomei bei der Premiere des Films "Spider-Man: No Way Home" in Los Angeles.
Marisa Tomei
Lesermeinung
Sportmoderatorin Laura Papendick am Spielfeldrand.
Laura Papendick
Lesermeinung
Kate Mara nicht Max Mara.
Kate Mara
Lesermeinung
Caroline Peters 2022 bei der Premiere von "Der Nachname".
Caroline Peters
Lesermeinung
Ich baller genauso gerne wie Sabata! Yul Brynner 
als Indio Black
Yul Brynner
Lesermeinung
Als Dr. House weltberühmt: Hugh Laurie
Hugh Laurie
Lesermeinung
Publikumsliebling mit markanten Gesichtszügen: Jean Reno
Jean Reno
Lesermeinung

Das beste aus dem magazin

Claudia Michaelsen ist als "Polizeiruf 110"-Kommissarin zu sehen.
HALLO!

Claudia Michelsen: "Es geht um zunehmend verloren gehende Empathie"

"Polizeiruf"-Kommissarin Claudia Michelsen spricht im Interview über ihre Figur, Moral in Krimis und ihre kommenden Projekte.
Stefan Fink ist Leiter einer Apotheke in Weimar 
und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Deutschen 
Apothekerverbands.
Weitere Themen aus dem Magazin

Haarausfall – was hilft?

Stefan Fink ist Fachmann für das Thema Haarausfall. In der Arzt-Kolumne gibt der Apotheker Tipps für eine Behandlung.
Michael Kaeshammer ist ab Mitte Mai auf Deutschland-Tournee.
Weitere Themen aus dem Magazin

Michael Kaeshammer: „Wenn man nichts zu sagen hat, kann man nichts Echtes kreieren“

Michael Kaeshammer füllt in Nordamerika große Säle und hat im kanadischen TV sogar seine eigene Kochshow namens „Kaeshammer‘s Kitchen“. Seine Musik, natürlich vom Jazz beeinflusst, vereint Pop, Blues und Rock’n‘Roll - und überzeugt nicht zuletzt durch Kaeshammers einzigartigen und mitreißenden „Crossover Style“. Mit seinem neuen Album „Turn It Up“ möchte der gebürtige Offenburger, der in jungen Jahren ausgewandert ist, auch in Deutschland den Durchbruch schaffen. prisma hat mit dem Musiker gesprochen.
Ian Hill von Judas Priest!
Star-News

Ian Hill: "Kein Wunder, dass damals so ziemlich jeder übergeschnappt ist"

Ian Hill ist der Bassist der Heavy-Metal-Band Judas Priest. Im Interview spricht der Engländer über die wilden 80er, wie ihre Musik geprägt hat und über vieles mehr.
Professor Dr. Sven Ostermeier
ist Facharzt für Orthopädie und 
Unfallchirurgie, Sportmedizin, 
Chirotherapie und spezielle 
orthopädische Chirurgie. Der 
Schulter- und Knie-Experte arbeitet als leitender Orthopäde 
der Gelenk-Klinik Gundelfingen. 
Außerdem ist er Instruktor der  Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA).
Weitere Themen aus dem Magazin

Sportlich fit bis ins hohe Alter – so geht´s

Welche Sportarten Best Ager ab 55 Jahren starten können und welche besser nicht, hat prisma Sportmediziner Dr. Sven Ostermeier im zweiten Teil der Serie „Sport im Alter“ gefragt.
Dr. Melanie Ahaus 
ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin 
des Berufsverbandes der Kinder- und 
Jugendärzt*innen 
in Sachsen.
Weitere Themen aus dem Magazin

Dellwarzen – lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad

Dellwarzen sind ein lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad. Dr. Melanie Ahaus erklärt in der prisma Arzt-Kolumne, was am besten dagegen hilft.