"Witze sorgen für mehr Empörung als Krieg"
Viel Aufregung um ... ja, um was eigentlich genau? "Ein Komiker macht einen Witz, und eine Dame besitzt die Frechheit, auf die Bühne zu gehen und Kritik zu üben" – so beschreibt Faisal Kawusi die Szene, über die sich Teile der deutschen Öffentlichkeit seit Anfang der Woche die Köpfe heiß diskutieren.
Bei der Aufzeichnung einer Karnevalssendung des WDR war der Komiker Bernd Stelter während seines Vortrags von einer aufgebrachten Dame aus dem Publikum unterbrochen worden. Sie konnte über eine Pointe zum Thema Doppelnamen so gar nicht lachen.
Ein Skandal? Aber ja, findet Kawusi, der jedoch nicht den vermeintlich reaktionären Humor des Büttenredners meint, sondern das Verhalten der Zuschauerin kritisiert. "Auf der Bühne hast du als Zuschauer nichts zu suchen, außer du wirst dazu eingeladen", stellte der Comedian in einem aktuellen Facebook-Post unter Punkt "1" klar. Unter zweitens: "Ungefragtes Feedback kannst du dir sonstwohin schieben." Und dann kommt der 27-jährige Frankfurter zum eigentlichen Punkt, dem dritten, unter dem er der gesamten Gesellschaft ein vernichtendes Zeugnis ausstellt.
"Wir Leben im Jahr 2019 und Menschen diskutieren über Witze", echauffiert sich Kawusi. "Die Witze von Komikern sorgen für mehr Empörung als die Ausbeutung schwacher Länder durch starke Konzerne. Die Witze eines Komikers sorgen für mehr Empörung als Rassisten im Bundestag. Witze sorgen für mehr Empörung als Krieg." Der Gastgeber der "Faisal Kawusi Show" (SAT.1) weiter: "Wir sind im Jahr 2019 so fortgeschritten, dass unsere Probleme buchstäblich Witze sind. Wir sind zu einer hypersensiblen Gesellschaft geworden, die nicht mal in der Lage ist, über Witzen zu stehen."
Menschen, die dazu nicht in der Lage sind, nannte der "Let's Dance"-Teilnehmer von 2017 "Schwächlinge". Der Comedian mit afghanischen Wurzeln erinnerte gar an die dunkle Zeit des Nationalsozialismus, in der die Meinungs- und Kunstfreiheit ausgehebelt war. Wer heute noch meine, mitteilen zu müssen, was gesagt werden darf und was nicht, "habe die Bedeutung von Freiheit nicht verstanden".
Quelle: teleschau – der Mediendienst