"Geheimnisvolle Orte: der Kurfürstendamm"

Die wechselvolle Geschichte von Berlins Pracht-Boulevard

von Andreas Schoettl

Zu Beginn war er nur ein Reitweg, unter Bismarck wurde er zu einem der bekanntesten Boulevards Deutschlands. Der Ku'damm in Berlin hat viele Höhen und Tiefen erlebt. Die Historie des Kurfürstendamm ist nun zu sehen im Rahmen der Reihe "Geschichte im Ersten".

ARD
Geheimnisvolle Orte: der Kurfürstendamm
Dokumentation • 08.04.2019 • 23:30 Uhr

Ganz zu Beginn seiner bewegten Geschichte war Mitte des 16. Jahrhunderts nur ein Kurfürst über ihn geritten. Der Kurfürstendamm verband ursprünglich das Berliner Stadtschloss mit dem Jagdschloss Grunewald. Er war bloß ein Reitweg. Erst im 18. Jahrhundert fand er als "Churfürsten Damm" seine namentliche Ernennung. Wie sich der ehemalige sehr kleine Weg dann vor allem unter Otto von Bismarck zu einem der bekanntesten deutschen Boulevards entwickelte, zeigen Ute Bönnen und Gerald Endres in ihrer 45-minütigen Dokumentation. Im Rahmen der Reihe "Geschichte im Ersten: Geheimnisvolle Orte" ist sie nun zu sehen.

Im Film wird der Kurfürstendamm vor allem dann "geheimnisvoll", als er sich zur Zeit der Weimarer Republik (1918 bis 1933) zum Symbol der Goldenen Zwanziger Jahre entwickelte. Nicht die Prachtbauten waren es, die damals die Menschen anlockten. Vielmehr ergötzten und ereiferten sich viele in zahlreichen Nacktbars, die in Privathäusern in dichter Folge öffneten und wieder schlossen.

Mit den Nazis allerdings war die oftmals zügellose Unbeschwertheit vorbei. Es kam auch rund um Berlins Vorzeige-Meile zu antisemitischen Übergriffen. Die sogenannten Kurfürsten-Krawalle richteten sich gegen ein Großbürgertum aus Bankiers, Ärzten und Rechtsanwälten. Dieses bestand zu gut einem Viertel aus Menschen jüdischen Glaubens.

In der Dokumentation erinnern sich Interviewpartner wie Historiker und Zeitzeugen an den Aufstieg und zeitweise Verfall des berühmt-berüchtigten Boulevards, Sie erzählen von bis heute sagenumwobenen Kriminalfällen und erinnern an das Attentat auf den damaligen Wortführer der Studentenbewegung. Rudi Dutschke (1940 – 1979) wurde auf dem Kurfürstendamm am 11. April 1968 mit Schüssen in den Kopf, in den Hals und in die Brust niedergestreckt. Der Attentäter rief Dutschke unmittelbar vor dem Abfeuern eines belgischen Schreckschussrevolvers mit durchbohrtem Lauf damals zu: "Du dreckiges Kommunistenschwein!"


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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