In einem Zweiteiler versucht das ZDF, die mythische Kraft des Schwarzwaldes für einen Krimi zu nutzen. Leider wimmelt der Schwarzwaldkrimi nur so von Klischees. Gut möglich, dass es trotzdem eine Fortsetzung gibt.
Gerade mal 23.000 Einwohner zählt Freudenstadt im Schwarzwald – und darf sich trotzdem Hoffnungen machen, demnächst als Standort einer Krimireihe die TV-Landkarte zu füllen. Denn das ZDF liefert mit "Und tot bis Du! – Ein Schwarzwaldkrimi" einen Zweiteiler, dessen Fortsetzung am Mittwoch, 10. April, um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird. Wer jedoch Zeichen und Machart von Krimireihen kennt, wird schnell merken: Die einheimische Ermittlerin Maris Bächle (Jessica Schwarz) und ihr neu aus Hamburg zugezogener Kollege Konrad Diener (Max von Thun) sind auf Fortsetzung gebürstet – sofern die Quoten stimmen. Damit dies eintritt, werden sämtliche Klischees der Region bemüht.
Eine junge Frau, Enkelin des örtlichen Patriarchen, hat sich offenbar im einem Waldsee das Leben genommen. Wurde sie von dort ansässigen Seegeistern – eine alte Legende, ist klar! – in die Tiefe gezogen? Die Ermittler, eine Einzelgängerin mit dunkler Vergangenheit sowie ein Familienvater und Schwarzwald-Mythen-Outsider, müssen diverse biografische Rätsel lösen, die auf Geschehnisse in einer kleinen Gemeinde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgehen. Damit der Zuschauer versteht, was wann passierte, spielen sich die alten Szenen während der französischen Besetzungszeit in Schwarzweiß ab. Doch nicht genug der Mythen: Im fast ärgerlich auf Effekt gebürsteten Mystery-Thriller stürzen auch noch Downhill-Radfahrer in die Tiefe, Frauen fallen Wasserfälle herunter, und sogar eine Kuckucksuhr spielt eine Rolle. Hauptsache, die Landschaft wird ins Bild gerückt. Mon dieu – die Schwarzwälder!
Es ist eine Vielzahl von Klischees: Die Kommissarin muss sich immer wieder in Klettermontur abseilen, um ihr Einzelgängertum sowie ihre sportliche Natur in Szene zu setzen. Verdächtige sind entweder grundböse (Lambert Hamel als alter Patriarch), gundverschlagen (Roeland Wiesnekker als doppelbödiger Adlatus) oder grundmysteriös (Rüdiger Vogler als emeritierter Mythen-Professor). Mühsam schleppt sich die Handlung rund um die drehbuchpapiernen Figuren über 180 Minuten dahin – was ziemlich lang sein kann, auch wenn die ständig dudelnde Dauermusik (Dominik Giesriegl) dem Zuseher einreden will, dass das alles hier gerade total spannend ist.
Dabei kennt sich Autorin Anna Tebbe ja eigentlich mit bewaldeten Regionen aus. Als Stammautorin des "Taunuskrimis" oder einer weiteren neuen Reihe namens "Gipfelstürmer – Das Berginternat" (am 4. und 11. April im ZDF) durfte sie bereits erzählerische Höhenluft schnuppern. Diesmal ist ihr und Regie-Routinier Marcus O. Rosenmüller ("Die Affäre Borgward") jedoch nur das Abziehbild eines spannenden TV-Thrillers gelungen. Kleines Fun-Fact für Schwarzwald-Touristen in spe: das dörfliche Szenario, in dem sich mal wieder nach deutscher TV-Krimimanier zahlreiche Todesfälle häufen, wurde vorwiegend in der Gemeinde Schiltach, ein wenig südlich von Freudenstadt gedreht. Zumindest die schöne Landschaft des Schwarzwaldes kann auch einer der uninspiriertesten Krimis des Jahres nicht zerstören. -> Jessica Schwarz gibt ihre Geheimtipps für einen Ausflug in den Schwarzwald.
Quelle: teleschau – der Mediendienst