Ein Leben zwischen Absturz und Triumph

TV-Sender erinnern zum 90. Geburtstag an Harald Juhnke

Er war wirklich ein Entertainer, er konnte alles. Schauspielen, Tanzen, Singen. Das Publikum mochte den Ur-Berliner Harald Juhnke, seine Sketche, seine Rollen und seine Songs. Am 10. Juni wäre Juhnke, der am 1. April 2005 starb, 90 Jahre alt geworden.

Er konnte tatsächlich alles: Harald Juhnke, der am 10. Juni 90 Jahre alt geworden wäre, besaß die Kunst des Light Entertainments, der Leichten Unterhaltung wie hierzulande kein Zweiter: Er spielte wie Jerry Lewis, sang wie Frank Sinatra – und tanzen konnte er auch. Die Hymne "New York, New York" textete er kurzerhand um zu "Berlin, Berlin". Auch das klappte, genauso wie die melancholische Rückschau "I did it my way". Das Publikum mochte den Berliner Komödianten, den es für einen der ihren hielt, einen "Mann um die Ecke". Dass Juhnke ab 6. Juni in mehreren Sondersendungen geehrt wird, erscheint angemessen – einen Star wie diesen hatte das deutsche Fernsehen seither nicht mehr.

Man musste ihn mögen, auch wenn manche Sketche, sei es mit Grit Böttcher im "verrückten Paar" oder mit Eddi Arent in "Harald und Eddi", manchmal ein wenig unter die Gürtellinie gingen und die Pointe mitunter zum Lachkitzeln war. Doch die komische Physiognomie, die markant-männliche Stimme reichte auch in den weniger beglückenden Momenten aus, um sich mit Harald Juhnke wohl zu fühlen.

Was er machte, gelang – wenn er es machte. Wer konnte als Nachfolger von Peter Frankenfeld die Show "Musik ist Trumpf" mit ihren bis zu 30 Millionen Zuschauern (1979 bis 1982) charmanter servieren als Juhnke? Er hatte Swing im Blut, mit Paul Kuhn am Piano lief er stets zur Höchstform auf. "Barfuß oder Lackschuh" war einer der Lieblingssongs des Mannes mit der perfekten Smoking-Figur. Hinzukam, dass er als "seriöser Schauspieler" längst auch auf der Bühne erfolgreich war. Hatte Juhnke in den 50er-Jahren noch vielfach Opas Kino mit der Rolle des Juxonkels bedient, so startete er in späteren Jahren auf der Leinwand eine neue Karriere: als ein zum Politstar umfunktionierter Straßenverkäufer in "Der Papagei", als Ressortleiter beim Stern in Dietls "Schtonk!" – und natürlich als Schuster Wilhelm Voigt im "Hauptmann von Köpenick".

Doch der Erfolg hatte seine Schattenseiten. Nach Triumphen kamen immer wieder schwere Alkoholexzesse. Juhnke war Trinker, Alkoholiker recht eigentlich, die Krankheit wurde von ihm selbst, aber auch von der ihn stets begleitenden Boulevardpresse und von "seinem" Publikum unterschätzt. "Sie sind mein Vorbild", sagte einmal ein offensichtlich alkoholisierter Fan nach einer Vorstellung zu ihm. Juhnke, so will es jedenfalls die Legende, konnte da gar nicht mehr aufhören zu lachen. Doch die Sucht führten zu Ausfälligkeiten und gar zum Verlust von Engagements. Auch die ZDF-Show "Musik ist Trumpf" musste er aufgeben wegen seiner zeitweiligen Unzuverlässigkeit.

Seiner Popularität schadete das nicht. "Ich bin ein Kind der Boulevard-Presse. Ich fülle ihr Sommerloch", pflegte er dann zu sagen, "früher war's Nessie, heute ist's Juhnke." Und: "Die Leute mögen mich so, wie ich bin. Ich versteh's ja manchmal auch nicht. Selbst, wenn Theatervorstellungen abgesagt wurden – sie waren am nächsten Tag wieder da." Seit einem letzten Rückfall 2000 lebte Juhnke im Pflegeheim, er starb am 01.04.2005. Seine Frau Susanne, die er 1971 geheiratet hatte und mit der er im Grunewald wohnte, ging mit ihm durch Dick und Dünn. Trotz aller Skandale hielt sie zu ihm bis zuletzt.

Harald Juhnke – diese Programme zeigen die Sender zu seinen Ehren

Bereits am Donnerstag, 6. Juni, heißt es im Ersten zu später Stunde (23.30 Uhr) "Krömer feiert Juhnke". Mit Krömer soll "Kiez auf Kudamm" treffen, "Currywurst auf Schampus". Krömer, der sich als Fan des großen Juhnke sieht, erinnert an die legendären Abende von "Willkommen im Club", an die Sketche aus "Harald und Eddie", aber auch an Charakterrollen in Filmen wie "Der Trinker" nach Hans Fallada, in dem Juhnke das eigene Leben verarbeitet hat.

Der RBB sendet am Freitag, 7. Juni, um 20.15 Uhr, die Sendung "Harald Juhnke – That's Life". In der 90 Minuten-Sendung kommen Juhnkes Frau Susanne und sein Sohn Peer zu Wort, weitere Gäste sind Grit Boettcher, Florian Silbereisen, Howard Carpendale, Michael Schanze, Gregor Gysi, Barbara Schöne und viele andere. Im Anschluss, um 22.00 Uhr, wird dann "Krömer feiert Harald Juhnke" wiederholt, gefolgt vom Spielfilm "Der Papagei" (22.45 Uhr) sowie zwei Ausgaben von "Willkommen im Club" (ab 0.15 Uhr).

Am Pfingsmontag, 10. Juni, um 20.15 Uhr, präsentiert dann Juhnke-Freund Jaecki Schwarz im RBB "Harald Juhnke – Der Entertainman". Gäste sind hier unter anderem Grit Boettcher, Vera Tschechowa, Judy Winter, Johanna von Koczian, Barbara Schöne, Herbert Hermann und Uwe Friedrichsen.

Das große Juhnke-Biopic wird indes wohl noch auf sich warten lassen. Produzent Oliver Berben kündigte eine Verfilmung des Lebens der Entertainment-Legende Harald Juhnke für 2019, doch noch wurden zu dem Zweiteiler keine weiteren Details, geschweige denn ein Sendetermin genannt. Nach einem Bericht der "B.Z." soll die Finanzierung noch nicht stehen, der Film werde womöglich 2020 ins Fernsehen kommen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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