"Die Bestatterin": Endlich dürfen sie "wieder mol en Sarg nagle"
Zwei Tote zur gleichen Zeit im Örtchen auf der Schwäbischen Alb. Das kann kein Zufall sein, denkt die Bestatterin Lisa Taubenbaum (Anna Fischer) in diesem Regio-Krimi und meldet das im Stuttgarter Kommissariat. Mit dem Kommissar Zellinger (Christoph Letkowski) deckt sie die wahren Ursachen auf.
Im Bestattungsinstitut auf der Schwäbischen Alb ist Sauregurkenzeit – kein Toter weit und breit. Es ist Spätsommer, die Luft ist frisch. Dann bleiben die Menschen "ein bisschen länger", wie Lisa Taubenbaum (Anna Fischer), die Tochter des örtlichen Bestatters, meint. Hannes, ihr Bruder (Frederik Bott), hofft, dass bald mal wieder einer stirbt: "Ich will endlich wieder mol en Sarg nagle", stöhnt er in schönstem Schwäbisch.
Kann er haben, denn bald gibt es gleich zwei Leichen: Ein Jäger hat sich in den Hals geschossen, und eine reiche Bäuerin erleidet einen Herzinfarkt. Wundmale am Hals sprechen allerdings eine andere Sprache. Landkrimis von der Eifel bis ins tiefste Brandenburger Moor, von Friesland bis nach Oberbayern gibt es schon – da mochte man die Schwäbische Alb nicht länger warten lassen und hat sie nun mit dem schönen Regionalkrimi "Die Bestatterin" auf recht makabre Weise fürs Erste bedient.
Der Krimi als solcher lässt allerdings erst einmal eine ganze Weile auf sich warten. Mit sichtlicher Wonne werden die Begleitumstände im familiären Bestattungsinstitut ausgeschmückt. Geradezu mit der Lupe wird dem Tod nahe gerückt, was im Film bekanntlich schon immer die beste Methode war, ihn zu verdrängen. Wenn Lisa beim Date im Restaurant von ihrer "Zusatzausbildung in Thanatopraxie" (Totenverschönerung) erzählt und davon, wie man Leichen konserviert, "weil sie sonst verwesen", dann hält es das Gegenüber naturgemäß nicht lange mit ihr aus und ergreift zügig die Flucht. Ein belesener Romantiker wiederum will ihr gleich schrecklich nahe treten und zitiert Barockes vom "bleichen Tod" und dessen "kalten Hand", die "um Brüste streichen" will. Gegoogelt hat er auch gleich, denn er weiß es bereits: "Du hoschd e' Beschdaddungsinschdiduud!".
Alle Hände voll zu tun hat Lisa, um den womöglich durch die eigene Jagdkugel erschossenen und daher schwer verunstalteten Jäger, Filialleiter einer Bank nebenbei bemerkt, herzurichten für das letzte Geleit. Trost und Trauer gehen mit schwäbischer Geschäftstüchtigkeit eine unterhaltsame komödiantische Verbindung ein. Auch werden die Bestattungskosten auf Heller und Pfennig vorgerechnet. Die Kosten für Plastilin und Wachs sind da noch gar nicht dabei.
Dann allerdings platzt der von Lisa alarmierte Stuttgarter Kommissar (Christoph Letkowski) mitten hinein in die schöne Trauerzeremonie. Sarg wieder hoch, so sein Kommando: Es gibt Verdachtsmomente! Die Hämatome am Hals, das Zungenbein! Dass das nicht abgleitet ins Klamottenhafte, sondern seine schöne schwäbische Schwärze behält, ist den Machern (Drehbuch: Arne Nolting und Jan Martin Scharf, Regie: Isabel Braak) hoch anzurechnen – und sicher auch den Darstellern, die wenigstens zu Teilen des Schwäbischen mächtig sind. Patrick von Blume und Nora Boeckler haben als rauer Dorfpolizist und trauernde Witwe tief ins Innere der schwäbischen Seele hineingeschaut.
Keine Frage: Die Bestatterin Lisa Taubenbaum hat ein gutes Näschen für Missetaten. Wenn ihr dann auch noch polnische Erntehelfer unter die Arme greifen und am Ende ein rettender Kommissar zur Stelle ist, lösen sich die Mordfälle mit leichter Hand. Nur die Kamera sollte bei etwaiger Fortsetzung wieder mehr auf dem Boden bleiben – die Drohnenflüge über die Baumwipfel der Alb nervten zuletzt ein wenig.
Quelle: teleschau – der Mediendienst