Ostermontag am "Tatort": Kinder, denen die Luft ausgeht

Ein Tatort aus Freiburg. Was ist da schon außer Fußball groß los? Friede, Freude, Schwarzwälder Kirsch. Gibt's überhaupt Verbrechen? Die heimischen Ermittler meinen: nein. Als ein Mitarbeiter des Job-Centers tot aufgefunden wird, stranguliert, geht man von Selbstmord aus. Der Stress, die Sorgen ... alles klar.
Zum Glück fährt gerade Ellen Berlinger (Heike Makatsch) vor. In einem alten Saab mit britischem Kennzeichen. In London hat sie für das Bundeskriminalamt gearbeitet. Jetzt will sie, hochschwanger von unbekannt, wieder im heimatlichen Freiburg Dienst tun.
Wie sie das Haus ihrer Mutter (Angela Winkler) umkreist, ängstlich und voller Sehnsucht, das weckt zumindest Neugier.
Stil und Klasse
Wie sie ihren ersten Freiburger Tatort erobert, die Selbstmord-These verwirft und schwer indianermäßig die Spuren enträtselt, das hat Stil und Klasse.
So hätte es weitergehen können mit Fünf Minuten Himmel, womit übrigens nicht der Himmel über Freiburg gemeint ist, auch wenn er wie Kapitelüberschriften eingeblendet wird und das Filmgeschehen aufräumt.
Der Zuschauer wird von Autor Thomas Wendrich und Regisseurin Katrin Gebbe in drei Szenen eingetaucht, wenig feinfühlig, eher mit der Faust im Nacken , aber uninteressant ist das Ganze nicht.
Erste Szene: Was stellt die Haus - und Wohnungsspekulation mit den Menschen an, die durchs Sieb fallen? Die rausmüssen aus ihrem Zuhause und vor dem Nichts stehen? Menschen wie der unheimliche Herr Kurani (André Benndorff), der den Verstand verliert, oder Cornelia Mai (Julika Jenkins), die sich prostituiert.
Die zweite Szene macht uns mit einer Schüler-Clique bekannt, in der Kinder- und Sexspiele nahtlos ineinander übergehen. Wobei Kinderspiele ... Penetrant wird ein Erstickungsspiel namens "Passing Out" oder auch "Five Minutes Heaven" (daher der Titel) vorgeführt, ein Spiel, das in Ohnmacht und Krämpfen mündet und einen gewissen Kick gibt.
Zu dick aufgetragen
Leider ist beides zu dick aufgetragen, als dass es nicht ermüden würde. Am Ende verfolgt man, dritte Szene, die freiburgerisch milde Erwärmung im Hause Berlinger zwischen Oma, Mutter und Tochter teilnahmsvoller als die Auflösung des Mordes.
Hier geht's zu den Bildern von "Tatort: Fünf Minuten Himmel".
Mehr zum "Tatort" und anderen Verbrechen in unserer Rubrik "Mord & Totschlag".