"Geschichte im Ersten"

"Im Land der Täter": ARD-Doku zeigt Privatbilder aus der NS-Zeit

von Hans Czerny

Mit ihren Schmalfilmkameras filmten Hobby- und Amateurfilmer im "Dritten Reich" ihren Alltag. Neben unverfänglichen Szenen gibt es aber auch Aufnahmen von Gefangenenlagern und Zwangsarbeit.

ARD
Geschichte im Ersten: Im Land der Täter
Dokumentation • 19.08.2019 • 23:30 Uhr

Wie zuvor bereits im ZDF geschehen ("Wir im Krieg", 06.08.), wertet nun anlässlich des 80. Jahrestags des Kriegsbeginns am 01. September 1939 auch das Erste private Filmdokumente emsiger Hobby- und Amateurfilmer des Dritten Reiches aus.

Im Zweiteiler "Im Land der Täter" (19. und 26.08., 23.30) sind bislang ungehobene Filmschätze versammelt, die – anders als etwa die NS-Wochenschauen – belegen können, wie arglos deutsche Durchschnittsbürger unter die Knute des NS-Regimes gerieten. Wie man sich von Fahnen und Aufmärschen verblenden ließ, von den Arbeitgebern der Rüstungsindustrie und der völkischen Ideologie überhaupt. Parallel zur Vorbereitung des Weltkriegs und der Deportation jüdischer Bürger lebte man ein unbeschwertes Leben, wie die zumeist in Farbe gehaltenen Familienbilder des ersten Teils ("Leben in der Wohlfühldiktatur") beweisen.

Der Autor Jan N. Lorenzen (MDR) hat über 100 Stunden Amateurmaterial ausgewertet, die "einen beispiellosen Einblick in das Alltagsleben der Menschen während der NS-Zeit" geben können. Auf den ersten Blick harmlos, zeigten die Bilder auch, "wie tief der Nationalsozialismus in die deutsche Gesellschaft eindrang, wie sichtbar für alle das Regime jüdische Mitbürger aussonderte und politische Gegner ausschaltete, wie freudig, wie bereitwillig viele Deutsche jubelten, mitmachten und selber zu Tätern wurden".

Im zweiten Teil ("Front und Heimatfront") am 26.08. sind die Aufnahmen eines Wehrmachtsoffiziers in einem Gefangenenlager bei Dresden zu sehen, ein anderer filmte jüdische Gefangene beim Arbeitseinsatz in Polen. Ein SS-Offizier, der eine Gruppe von Filmamateuren 1943 durch Dachau führt, achtet andererseits offensichtlich darauf, dass die Filmenden dem dortigen Konzentrationslager nicht zu nahe kommen. Auch Amateurfilmer unterlagen den Vorgaben des Regimes.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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