"Irgendwann ist auch mal gut" im ZDF

Ziemlich gut erzählte Sterbekomödie

von Wilfried Geldner

Karstens Wellensittich ist tot, das Auto zerfällt allmählich in seine Einzelteile, die Ehefrau drängt zur Abwicklung der Scheidung. Und dann wollen sich die betagten Eltern wegen der schweren Erkrankung des Vaters auch noch gemeinsam das Leben nehmen. Dürfen die das?

ZDF
Irgendwann ist auch mal gut
Komödie • 23.07.2020 • 23:25 Uhr

Karsten (Fabian Hinrichs) kann es nicht begreifen, dass seine Eltern gemeinsam sterben wollen. Aber der Vater hat Parkinson, er kann sich nicht mehr alleine bewegen. Und obwohl Karsten, ein selbstständiger Bestattungsunternehmer, in Christian Werners ZDF-Fernsehfilm "Irgendwann ist gut" alles unternimmt, die Eltern von ihrer beim Weihnachtsessen mitgeteilten Absicht abzuhalten, will ihm das nicht gelingen. Hört sich teils nach Klamotte, teils nach düsterem Trauerspiel an. Doch der Film ist voller Überraschungen und – dank des Drehbuchs von Daniel Bickermann – auch voller gescheiter Wendungen und Dialoge.

Alleine der Umstand, dass Karsten Bestattungsunternehmer ist, fordert natürlich jede Menge schwarzen Humors heraus. Karstens junger Lehrling, die schneckenbezopfte Ellie, geht dabei immer noch einen Schritt weiter: Als lebten sie noch, so geht sie mit "ihren" Leichen um, beim Ausstaffieren mit dem letzten Hemd. Auch versucht sie, Witwen, die unbedingt die Urne ihres Mannes bei sich behalten wollen, irgendwie zu helfen, notfalls mithilfe falscher Auslandsadressen.

Die letzte Party

Vor allem aber gilt es, den Chef zu beruhigen. Denn Karsten dreht schwer am Rad, seitdem ihm die Eltern ihre Absicht bekundeten. Schon nimmt der Vater das zuletzt noch gemeinsam gebastelte Vogelhaus mit letzter Kraft vom Baum, ist eine fetzige letzte Party anberaumt, das Haus verkauft. Mitten hinein in diese Party, die im Film in feschem Rot ausgeleuchtet ist, gerät Karsten und versucht in letzter Sekunde noch manches Familienstück zu retten.

Das alles wird mit jeder Menge Samba oder Tangorhythmus auf der Begleitspur erzählt. "Achtung, Komödie!" wird so signalisiert und diesem Anspruch wird der Film über sehr weite Strecken ja tatsächlich auch gerecht. Doch die Eltern verteidigen zäh ihren Entschluss. "Vater nimmt jetzt seit acht Jahren seine Tabletten", sagt die Mutter, "und er will das nicht mehr". Michael Wittenborn wird als Vater seiner Humor-durchsetzten Überdrussrolle ganz und gar gerecht. Nichts gegen Maresi Riegner, die für ihre Ellie den Max-Ophülspreis 2020 für Nachwuchsschauspieler gewann, aber das ist dann doch eine gleichfalls eindrucksvolle Leistung.

"Ich werde mich umbringen, Karsten", sagt dieser Vater so verdammt lapidar. Kein Wunder, dass Karsten jedes Mal die Polizei ruft und den Rettungsdienst, wenn sich die Eltern am Telefon nicht melden. Dann stehen sich der Bestatter mit dem Leichenkombi und die Sanitäter schon mal so aufgeregt wie ratlos gegenüber – bis sie die Eltern, bedeckt mit Moormasken, dann doch noch in der Gartensauna entdecken. Es darf gelacht werden. Und die Frage "Darf selbstbestimmter Suizid aus Alters- oder Krankheitsgründen sein?" gerät dabei völlig ins Vergessen.

Bis es schließlich Karsten selber trifft. Man hatte es erwartet – und wird dann doch von einer sehr traurigen, von Franziska Walser und Michael Wittenborn intensiv gespielten Abschiedsszene an Karstens Krankenbett überrascht. Der nicht ganz uneigennützig besorgte Sohn ist es nun, dem der Trost der Eltern gilt – das ist ziemlich gut erzählt. Im zuletzt etwas überbeanspruchten Genre der tragikomischen Sterbekomödien – meist Roadmovies vor dem letzten Gang – ist dieser Film ganz oben. Zweifellos hätte er im ZDF einen früheren Premierentermin als den des "kleinen Fernsehspiels" um 23.15 Uhr verdient.

Der Film läuft in der Sommerreihe "Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten" des kleinen Fernsehspiels. Es folgen das Ötzi-Drama "Der Mann aus dem Eis" (am Montag, 27.07.) und das bulgarische Arbeiterabenteuer "Western" (am Montag, 03.08.).


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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