Bei Maybrit Illner

Hitzige Diskussion über Stuttgart und die Polizei als Feindbild

Wenn das Thema einer Talkshow "Feindbild Polizei – Hass, Gewalt und Machtmissbrauch?" lautet, muss man mit kontroversen Diskussionen rechnen. Gewalt von Polizisten, Gewalt an Polizisten, alles kam bei Maybrit Illner auf den Tisch.

Grundsätzlich bieten sich Talkshows zu meinungsstarken Statements an, sie sind für den Diskussionsverlauf selbstverständlich sogar gewünscht. Dennoch fiel in der "Maybrit Illner"-Sendung "Feindbild Polizei – Hass, Gewalt und Machtmissbrauch?" vom Donnerstag besonders auf, dass nicht mit dramatischen Formulierungen gegeizt wurde. Zu den jüngsten Krawallen in Stuttgart, als Jugendliche in der Innenstadt randalierten, meinte etwa Sebastian Fiedler, der Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamten, man habe "die Polizei als Feindbild erkoren". "Eine enorme Wut auf den Staat" hat gar der ehemalige Fraktionsvize der CDU, Wolfgang Bosbach, wahrgenommen.

Auch Cem Özdemir gab staatstragende Worte zu den Randalierern von sich, indem er fragte, warum "uns die Jugendlichen verloren" gegangen seien. Laut dem Grünen wäre früher der Umgang mit der Polizei ein anderer gewesen, da hätte man sie zuerst ihre Arbeit machen lassen und erst im Anschluss die Ergebnisse analysiert. Schuld daran seien unter anderem die Sozialen Medien. "Seit sich die Gesellschaft polarisiert hat" gäbe es laut Fiedler diese Art von Mobilmachung.

Die Schauspielerin und Kabarettistin Idil Baydar nahm einen Gegenpart in der Runde ein. Sie fand nicht nur das Wort "Staatsfeindschaft" im Zusammenhang mit Stuttgart übertrieben, sondern stellte auch klar, dass Deutsche mit Migrationshintergrund – wie sie selbst – "permanent unter Generalverdacht" gestellt würden. "Wir haben mehr Migranten an Unis als im Gefängnis!", setzte sie sich vehement für Differenzierung ein. Zudem würden lediglich zwei Prozent der Fälle von Polizeigewalt wirklich vor einem Gericht verhandelt. Trotz ausdrücklichem Verbot von "racial profiling" kämen auch diese Methoden zum Einsatz. Baydar gestand ein, dass die Polizei hier und da überfordert sei, schließlich seien viele Stellen abgebaut worden. Nichtsdestotrotz kam sie zu einem drastischen Ergebnis: "Die deutsche Polizei schützt uns nicht".

Die kontrovers diskutierte Kolumne von Hengameh Yaghoobifarah in der "taz" wurde ebenfalls in der Sendung aufgegriffen. Özdemir bezeichnete sie als "widerlich", für Fiedler war keine Satire erkennbar. Wieder war es Idil Baydar, die die Kolumne, in der Polizisten unter anderem auf der Müllkippe imaginiert werden, verteidigte. Schließlich habe sich niemand zu Wort gemeldet, als AfD-Politiker Gauland die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özuguz, in Anatolien "entsorgen" wollte.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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