Interview

Ein gescheiterter Roadtrip mit Pastewka

25.06.2020, 17.00 Uhr
von Sarah Schneidereit
Alexander (Bastian Pastewka), Ole (Fabian Busch) und Paul (Hans Löw, v.l.
Alexander (Bastian Pastewka), Ole (Fabian Busch) und Paul (Hans Löw, v.l.  Fotoquelle: ZDF / Florian Foest

Eigentlich wollten die drei Schulfreunde Alexander, Paul und Ole nach dem Abitur ein Konzert ihrer Lieblingsband besuchen. 25 Jahre später wollen sie den Trip nachholen. Bastian Pastewka verrät, wieso das Vorhaben scheitert.

TV-TIPP

"Der Sommer nach dem Abitur"

Donnerstag, 25. Juni

20.15 Uhr

ZDF

Herr Pastewka, Ihr neuer Film heißt "Der Sommer nach dem Abitur". Sie haben 1991 Ihr Abitur gemacht. Wissen Sie noch, was Sie im Sommer danach gemacht haben?

Nach meinem recht durchschnittlichen Abitur habe ich sofort mit dem Zivildienst angefangen. Während die meisten meiner ehemaligen Mitschüler/innen durch die Welt gereist sind und ihr Abi gefeiert haben, hatte ich den verantwortungsvollen Posten, in einer Klinik Blutkonserven durch die Gegend zu fahren. Es gab nicht genügend Transportbehälter, deshalb mussten wir improvisieren. Ich erinnere mich noch genau, dass auf meiner Kühltasche "Pumuckl" stand.

Also haben Sie Ihr Abi nicht erst einmal ausgiebig gefeiert?

Nein. Und nach dem Zivildienst wollte ich dann aus irgendeinem Grund studieren. Aber ich erkannte, dass ich andere Wege gehen musste. Ich durfte etwas machen, was mir Spaß macht: Theater spielen, auf der Bühne stehen und Leute unterhalten.

Waren Sie denn eigentlich ein guter Schüler?

Ich war zunächst ein recht guter Schüler, doch je mehr es aufs Abitur zuging, desto mehr überholten mich die anderen. Ich habe mich auf meinen Lorbeeren ausgeruht und nicht erkannt, dass es nicht immer reichte, die originellste, aber eben nie die richtige Antwort parat zu haben.

Ihr Charakter Alex legt im Film sehr viel Wert auf Korrektheit und geht dementsprechend auch seinem Job als Pharmazievertreter nach. Haben Sie sich jemals in solch einem doch eher konservativen Beruf gesehen?

Selbst nach meinem Einsatz mit der Pumuckl-Tasche hätte ich mir einen Job als Pharma-Referent nicht vorstellen können. Dabei mag ich den Charakter Alex eigentlich. Ich habe versucht, ihn als Mann ohne Eigenschaften zu spielen. Er ist quasi ohne Persönlichkeit auf die Welt gekommen und hat nach seinem Abi einfach irgendeine Karriere eingeschlagen. Wenn ich so einen Typen begegnen und fragen würde, wann er zuletzt gelacht hat, dann wüsste er die Antwort darauf wahrscheinlich gar nicht. Alex hat es nie geschafft, sich selbst zu finden.

Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und Alex? Als Mann ohne Eigenschaften würde man Sie ja nicht unbedingt bezeichnen…

Vielleicht den übersteigerten Wunsch nach Korrektheit und Vernunft.

Die drei Freunde wirken in der Tat sehr harmonisch, obwohl sie gleich zu Beginn des Films feststellen müssen, dass nicht alles so ist wie früher.

Das gefiel mir ja so an dem Drehbuch von Marc Terjung: Er wollte keine simple Retro-Begeisterung zeigen, sondern einen Roadtrip von alten Freunden grandios scheitern lassen. Die drei Jungs verständigen sich zwar zunächst auf die heilige Band Madness und ähnliche Zauberwürfel-Nostalgie ihrer Kindheit. Aber je länger die Geschichte läuft, desto mehr wird klar, wie viel sie davon bereits verloren haben – und dass das wahre Leben sie längst im Griff hat. Der Kernsatz des Films ist "Wir sind Freunde. Das hat mit mögen nicht viel zu tun."

Der Satz ist wirklich sehr bezeichnend.

Ich habe glücklicherweise selbst noch viele Freunde aus der Schulzeit. Das ist etwas Besonderes, da man sich ja acht Jahre lang fast jeden Tag gesehen hat. Zwischendurch verliert man sich aus den Augen. Aber wenn man sich dann wiedersieht, verständigt man sich schnell wieder auf das Vokabular und die Späße von früher und zitiert "Ritter der Kokosnuss".

Würden Sie denn gerne noch einmal in die Schule gehen?

Ich lehne dankend ab. Aber manche Momente, die man als Mensch in der Schule erstmals erlebt – das Gefühl, sich hoffnungslos zu verknallen, die ersten zwei Sätze im Schultheaterstück, der Moment, wenn der schreckliche Sportunterricht endlich vorbei ist – diese ursprüngliche Freude, die würde ich gerne noch einmal erleben.

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