"Tatort" am Sonntag

Alles so schön ruhig hier

17.05.2016, 06.05 Uhr
von Detlef Hartlap
Plausch auf dem Jakobsplatz in Nürnberg: Die Kriminalhauptkommissare Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und Felix Voss (Fabian Hinrichs).
BILDERGALERIE
Plausch auf dem Jakobsplatz in Nürnberg: Die Kriminalhauptkommissare Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und Felix Voss (Fabian Hinrichs).  Fotoquelle: Claussen+Putz Filmproduktion GmbH/Hagen Keller

Auf einer Autofahrt durch dichten grünen Wald wird Kommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) sarkastisch: "Je schöner die Landschaft, desto weniger bringen die Leute sich um."

Er weiß zu genau, dass das Unsinn ist. Als Kollegin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und er aus dem Auto steigen, wartet ein Mordopfer auf sie. Im "Landgasthof alter Wirt" liegt die erdrosselte Wirtin.

Ungeachtet der Gewalttat ist dies ein ruhiger, man möchte sagen fränkischer Einstieg in einen Tatort, der sich auch im
Weiteren keine Mühe gibt, Hektik vorzutäuschen.

Buch und Regie (Beate Langmaack, Andreas Senn) vertrauen auf ihre sympathischen und gut spielenden Darsteller und darauf, dass auch kleine Rätsel Aufmerksamkeit verdienen, wenn man sie mit Liebe inszeniert.

Ein persönliches Protestlager

Auf dem Jakobsplatz vor dem Nürnberger Polizeipräsidium schlägt Frau Eichbaum (Tessie Tellmann) ihr persönliches Protestlager auf, weil sich die Polizei nicht um ihren verschwundenen Sohn kümmern mag. Der ist längst erwachsen, und Frau Eichbaum gilt als ein wenig verschroben. Muss sie deswegen geräumt werden?

Paula Ringelhahn winkt ab: "Ein jeder hat ein Recht, sich zu sorgen."

In der Würzburger Uni passen Schädel und Gebiss einer längst archivierten Leiche nicht zusammen, was Professorin Magdalena Mittlich (Sibylle Canonica) stärker aus dem Gleis wirft als der Tod selbst, mit dem sie es in ihrem Institut täglich zu tun bekommt.

Souverän ins Lot

"Der Körper", sagt sie, "ist nur ein Mantel, den wir mit dem Tod ausziehen". Aber mit den Resten des Mantels sollte bitte alles seine Ordnung haben.

Ringelhahn und Voss bringen diesen Krimi ohne wirklichen Mittelpunkt souverän ins Lot – Schädel zum Namen, Täter zum
Opfer; selbst Frau Eichbaum findet ihren Frieden.

Ein seltsamer Tatort. Das Böse glänzt komplett durch Abwesenheit. Aber der Tod braucht trotzdem nur ein Fingerschnippen
des Schicksals, um seines Amtes zu walten.

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