Krimi am Sonntag

"Tatort: Die Wiederkehr" - Die Wahrheit bleibt eine Wunschvorstellung

15.03.2015, 07.45 Uhr
von Detlef Hartlap
Die Bremer Hauptkommissare Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) werden mit einem alten Fall konfrontiert.
BILDERGALERIE
Die Bremer Hauptkommissare Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) werden mit einem alten Fall konfrontiert.  Fotoquelle: Radio Bremen/Jörg Landsberg

In dem feinen Film "Die Wiederkehr des Martin Guerre" von 1982 kehrt Gérard Depardieu aus dem Krieg heim und behauptet, Martin Guerre zu sein. Seine Frau weiß, dass dieser Mann sich nur als ihr Mann ausgibt, aber sie liebt ihn und wünscht, dass er's sei.

Die Drehbuchautoren Matthias Tuchmann und Stefanie Veith haben diese Idee aufgegriffen und zu einem Bremer Familiendrama umgemünzt. Das Resultat (Regie: Florian Baxmeyer) ist ein ungewöhnlicher, oft berührender und spannender Tatort.

Tod in der Zelle

Die kleine Fiona ist verschwunden. Hauptkommissarin Lürsen (Sabine Postel) kapriziert sich in ihrem Verdacht auf den Vater, einen Saufbruder. In den Vernehmungen rückt sie ihm derart auf die Pelle, dass er sich in seiner Zelle erhängt. Fall gelöst?

Zehn Jahre später steht Fiona wieder vor der Tür ihres Elternhauses, ein punkiges junges Wesen mit neonrotem Haar, halb Mädchen noch, aber in sexuellen Anzüglichkeiten abgebrüht. Hauptkommissar Stedefreund (Oliver Mommsen) zuckt vor der aggressivempfindsamen Kindfrau wie ein Schuljunge zurück und ordert psychologische Hilfe.

Drei Fragen

Die Frage aller Fragen: Ist sie's wirklich? Ihr Bruder ist schnell bereit, das zu glauben. Ihre ältere Schwester zweifelt. Die Mutter (großartig: Gabriela Maria Schmeide) betastet die Haut der Zurückgekehrten, greift ihr ins Haar – und schließt sie in die Arme.

Die zweite Frage: Hat Lürsen den Vater, der so offensichtlich kein Täter gewesen sein kann, zu hart rangenommen?

Dritte Frage: Was ist mit Fiona in all den Jahren geschehen? DNA-Proben, die Gewissheit über ihre Identität bringen sollen, geraten zum Hütchenspiel.

Die Wahrheit bleibt eine Wunschvorstellung.

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