Dritter Teil der Erfolgsreihe

Filmkritik zu „Avatar: Fire and Ash“ – Hat James Cameron nichts mehr zu erzählen?

19.12.2025, 12.11 Uhr
Nach zwei Jahren kehrt die „Avatar“-Reihe mit „Fire and Ash“ zurück in die Kinos der Welt. Doch von der Magie, die die ersten beiden Teile trotz einiger Schwächen ausgemacht hat, ist nicht mehr viel übrig.
Eine Szene aus „Avatar: Fire and Ash“
„Avatar: Fire and Ash“ läuft seit dem 17. Dezember 2025 in den deutschen Kinos.  Fotoquelle: picture alliance / Everett Collection | ©20th Century Studios/Courtesy Everett Collection

Schwebende Felsen, bislang unbekannte, farbenfrohe Kreaturen und Pflanzen: Es ist eine wundersame Welt, in die Regisseur James Cameron sein Publikum mit „Avatar – Fire and Ash“ nun schon zum dritten Mal entführt. Nur kurz nachdem man es sich im Kinosessel bequem gemacht hat, ergreift einen das wohlige Gefühl des Heimkommens. Dafür braucht es gar nicht viel: Zwei Angehörige des Volks der Na'vi fliegen auf ihren geflügelten, drachenartigen Reitwesen (Ikran) über die sagenhaften Wälder des Mondes Pandora hinweg – vorbei an den schwebenden Felsen, Halleluja-Berge genannt. Dazu ertönt das mitreißende Hauptthema (Pandora) des 2015 verstorbenen Komponisten James Horner, der etwa bereits in „Titanic“ (1997) für Cameron komponiert hatte.

Hier zu viel, da zu wenig – die Story von „Avatar: Fire and Ash“

Es ist die süße Nostalgie, die sich wohlig-warm in unserem Inneren ausbreitet. Sie sorgt dafür, dass man sich mehr als bereit fühlt für die kommenden gut drei Stunden und 15 Minuten. Doch es dauert nicht lange, bis die freudige Erregtheit der Ernüchterung weicht. Wirklich mitreißend ist „Fire and Ash“ nämlich nicht. Das liegt auch daran, dass Cameron der Welt kaum Neues hinzufügt. Der rote Faden und eigentlich alle größeren Handlungsstränge ähneln zu sehr dem, was sich bereits im ersten und/oder zweiten Film zugetragen hat. Allein schon deshalb, ist nahezu die komplette Story sehr erwartbar. So wird aus Freude erst Ernüchterung und schließlich Langeweile.

Dabei drängt sich immer mehr der Eindruck auf, wie viel Potenzial in „Avatar: Fire and Ash“ unnötigerweise verschenkt wurde. Immer wieder blitzen nämlich interessante Momente, Themen und Ideen auf, die dann jedoch zu schnell wieder fallen gelassen werden. Letztendlich wirkt es gar nicht unbedingt so, als hätte Meisterregisseur James Cameron nichts mehr zu erzählen, sondern vielmehr, als hätte er sich auf die falschen Punkte konzentriert. In der Konsequenz ist die Story sehr flach und zugleich auch überfrachtet, weil fast jede halbwegs größere Figur einen eigenen kleinen Handlungsstrang bekommt, der jedoch nur angeschnitten wird.

Von oben herab: Camerons Blick auf indigene Völker

Als andere als überzeugend ist leider auch das neue Volk und deren Lebensweise. Im ersten Teil war es Pandora selbst, mit seiner Flora und Fauna, die uns in Erstaunen versetzen konnte. Der zweite Teil bot viele großartige, neue Schauwerte – dank der erstklassig gefilmten und inszenierten Unterwasserszenen. Dazu lud auch die Lebensweise das Wasservolkes zum Träumen ein. Das Feuervolk zeichnet sich dagegen einzig und allein dadurch aus, bösartiger zu sein. So bösartig, dass es den menschlichen Kolonialisten Konkurrenz macht, die doch als die eigentlichen Bösewichte in der Welt von Pandora gelten.



Darüber hinaus stellt Cameron das Feuervolk als sehr primitiv und plump dar. Eine ausgefeilte und fortgeschrittene Kultur und Lebensweise, wie wir sie aus den ersten beiden Teilen kennen, ist diesem neuen Clan leider nicht vergönnt. So ist er einerseits eine Projektionsfläche für neokolonialistisches Denken. Als Filmemacher, aber auch als Publikum erhebt man sich über dieses Volk. Damit dieses sich überhaupt irgendwie weiterentwickelt (Stichwort: moderne Feuerwaffen), braucht es erstmal einen Kolonialisten wie den Colonel Miles Quaritch (Stephen Lang). Dieses Denken erinnert nur allzu sehr an die europäische Kolonialgeschichte.

Was steht wirklich auf dem Spiel?

Zum anderen ist neue Volk schlussendlich nichts weiter als ein Werkzeug, das der Colonel für seine eigenen Zwecke missbraucht. Wirklich selbstbestimmt macht der neue Clan fast nichts. So sehr wie vielleicht noch nie dreht sich alles um den Colonel und die Sully-Familie rund um Jake (Sam Worthington) und Neytiri (Zoë Saldaña). Die Sullys dienen uns weiter als emotionaler Bezugspunkt. Nur leider macht es uns „Avatar: Fire and Ash“ schwer, mit den Charakteren, die wir ja eigentlich schon längst ins Herz geschlossen haben, auch weiterhin mitzufiebern.

Denn leider verhält sich besonders Jake sehr eindimensional. Noch dazu ist er ständig unausstehlich – vor allem seinem Sohn Lo'ak (Britain Dalton) gegenüber, den er unfair behandelt. Abgesehen davon hat es den Eindruck, dass gewisse Charaktere ohnehin nie wirklich in Gefahr schweben. Wenn wir jedoch nicht ernsthaft um das Wohl unserer geliebten Figuren bangen müssen, gibt es auch keine Fallhöhe. Letztlich führt auch das dazu, dass es schwerer fällt, auch weiterhin mitzufiebern. Ganz zu schweigen von einigen Logiklücken, die in der gesamten Reihe immer wieder auftauchen.

Immerhin: Wichtige Themen und ein Fest für die Sinne

Letztendlich kann „Avatar: Fire and Ash“ mit nur wenig punkten – zumindest aber mit ein paar seiner Themen, die auch weiter aktuell und bedeutsam bleiben. Das gilt vor allem für den Umwelt- und Klimaschutz – besonders in Zeiten, in denen dieser immer mehr in den Hintergrund rückt, und der menschengemachte Klimawandel von Rechtsradikalen und teils auch Konservativen kleingeredet oder geleugnet wird. „Avatar: Fire and Ash“ kritisiert, wie seine Vorgänger, auch immer wieder unterschwellig Kolonialismus und Rassismus. Umso bitterer ist dann aber, dass der Film sich dennoch über Andere (vor allem das Feuervolk) erhebt und sie so klischeehaft primitiv in Szene setzt.

Was darüber hinaus noch bleibt ist das Produktionsniveau. Vor allem audiovisuell ist die gesamte „Avatar“-Reihe höchst gelungen. Auch das 3D-Erlebnis ist so gut wie man es als Zuschauer sonst nirgendwo bekommt. Erlebnis ist letztlich wohl das entscheidende Wort, denn auch „Fire and Ash“ ist wegen seiner Imposanz und der Schauwerte gepaart mit starkem 3D wieder ein Erlebnis. Allerdings eines, das viel von seinem Zauber eingebüßt hat. Falls die geplanten Teile vier und fünf tatsächlich realisiert werden, bleibt nur zu hoffen, dass diese nicht nur technisch, sondern auch erzählerisch ambitionierter sein werden.

„Avatar: Fire and Ash“ läuft seit dem 17. Dezember 2025 in den deutschen Kinos.

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