Dennis Villeneuve setzt SciFi-Reihe fort

„Dune: Part Two“: Kritik zum Blockbuster mit Timothée Chalamet

04.03.2024, 15.42 Uhr
von Julian Lorenz
In "Dune: Part Two" kämpft Paul Atreides mit den Fremen, um seinen Vater zu rächen.
In "Dune: Part Two" kämpft Paul Atreides mit den Fremen, um seinen Vater zu rächen.  Fotoquelle: picture alliance / Everett Collection | ©Warner Bros/Courtesy Everett Collection

Javier BardemKaum ein Film wurde in diesem Jahr so sehnlich erwartet wie die „Dune“-Fortsetzung. Warum der Film hervorragend ist, aber trotzdem hinter seinem Vorgänger zurückbleibt, erfährst du hier.

Der „Dune“-Roman, auf dem die Filmreihe basiert, gilt als Vorläufer großer Klassiker wie „Star Wars“. Kein Wunder also, dass diverse Regisseure, darunter der Alien-Produzent Ridley Scott, immer wieder eine Verfilmung planten. Der erste, der diesen Plan wirklich realisieren durfte, war David Lynch, der mit „Der Wüstenplanet“ im Jahr 1984 einen mittelmäßigen Science-Fiction-Streifen veröffentlichte. Eine Fortsetzung gab es nicht.

Als Denis Villeneuve (Arrival, Sicario) ankündigte, die Geschichte rund um den Planeten Arrakis erneut auf die Leinwand bringen zu wollen, waren die Reaktionen deshalb verständlicherweise verhalten. Umso begeisterter waren die Zuschauer, als im Jahr 2021 mit „Dune“ ein spektakuläres Meisterwerk erschien, das auch von Kritikern gefeiert wurde. Die Fortsetzung „Dune: Part Two“ wurde heiß erwartet, läuft nun im Kino und ist ein toller Film – aber nicht ganz so gut wie sein Vorgänger.

Darum geht’s

Nachdem Haus Atreides durch die Intrige der Harkonnen und des Imperators fast vollständig vernichtet wurde, finden Paul Atreides und seine Mutter Zuflucht bei den Fremen, die auf Arrakis leben und sich der Wüste angepasst haben. Während Paul sich das Vertrauen der Fremen erarbeitet, indem er an ihrer Seite die Harkonnen terrorisiert und deren Spice-Produktion sabotiert, überzeugt seine Mutter immer mehr Stämme davon, dass Paul ein lang ersehnter Prophet ist. Doch der weigert sich, die Rolle als Messias einzunehmen, die seine Mutter für ihn vorgesehen hat…

Bombastische Bilder

Beginnen wir mit dem Positiven – denn davon bietet „Dune: Part Two“ so einiges. Gerade in einer Zeit, in der immer mehr Filme mit schlechten Effekten und offensichtlichen Greenscreens kämpfen, sticht Denis Villeneuves Fortsetzung hervor. Von kleinen Details bis hin zu den gigantischen Sandwürmern, die auch hier wieder zu den Highlights gehören, wirkt in „Dune: Part Two“ alles so echt, als könnte man die Hand ausstrecken und es anfassen. Das gilt ebenso für die imposante Architektur und Technik in der Welt von „Dune“, die zwar einerseits ästhetisch ansprechend ist, aber durch seine Größe und Schlichtheit andererseits ein konstantes Gefühl der Bedrückung und Gefahr erzeugt.

Auch die Kostüme in „Dune: Part Two“ gehören zum Besten, was man in Hollywood zu Augen bekommt. Die Anzüge der Fremen sind bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und versprühen einen Charme, dem man nur schwer widerstehen kann. Auch die Rüstungen und Anzüge der Harkonnen wirken komplex und durchdacht und unterstreichen die Rolle der Harkonnen als Besatzer und Unterdrücker, die nur aufgrund technologischer Überlegenheit gegen die Fremen ankommen können.

Spannung zum Greifen

All das sorgt dafür, dass die Atmosphäre in „Dune: Part Two“ zu den besten und immersivsten der letzten Jahre zählt. Dazu trägt natürlich auch die Musik des legendären Filmkomponisten Hans Zimmer bei, der es wieder einmal versteht, die Gefühle der Zuschauer durch seine Soundtracks zu lenken.

Wie erwartet kann auch die Leistung des Casts auf ganzer Linie überzeugen. Timothée Chalamet allein könnte den Film mit seiner Leistung auf den Schultern tragen. Jede Entwicklung, die er als Paul Atreides durchmacht, wirkt authentisch und nachvollziehbar. Das gleiche gilt für seine von Rebecca Ferguson gespielte Mutter, die die Rolle der immer fanatischeren Missionarin nahezu perfekt verkörpert. Besonders positiv in Erinnerung bleibt auch Javier Bardem, der Pauls Mentor spielt und dem man seinen tiefsitzenden Aberglauben sofort abkauft.

Das Salz in der Suppe

Nach dieser Lobeshymne stellt sich die Frage: Wo sind denn nun die Schwächen von „Dune: Part Two“? Da ist zum einen die Geschwindigkeit, mit der die Handlung vorangeht. Während die Geschichte in „Dune“ noch langsam und detailliert erzählt wird, beginnt die Fortsetzung als mäßiger Lauf und endet als Sprint. In der Dauer dieses Films passiert so viel, dass man sich als Zuschauer zusehends durch die Geschichte gehetzt fühlt.

Zu Beginn ist das noch subtil, doch zum Schluss passieren so viele wichtige Dinge in so kurzer Reihenfolge, dass man das Gefühl nicht loswird, „Dune: Part Two“ hätte lieber in zwei oder gar drei weitere Filme aufgeteilt werden sollen. Neu eingeführte Charaktere wirken immer wieder, als hätten sie Potenzial, doch weil die Zeit so sehr rennt, können sie selten richtig überzeugen. Das gilt auch für den Imperator, der im ersten Film zwar nicht zu sehen ist, aber überall seine Finger im Spiel hat und deshalb gefährlich und mächtig wirkt. Dieser Eindruck dreht sich im neuen Film nun um. Der Imperator wirkt wie ein alter Mann, der von einer schlechten Entscheidung in die nächste stolpert. So verliert er leider die Aura eines kaum bezwingbaren Gegners.

Durch die schnell fortschreitende Handlung geht auch das Zeitgefühl verloren. Am Alter einiger weniger Charaktere erkennt der Zuschauer zwar, dass zwischen gewissen Szenen viel Zeit vergangen sein soll, doch genauer wird’s nicht. Das kann zwischendurch zu Verwirrung führen, weil man beispielsweise das Gefühl hat, dass Paul im Grunde direkt nach seiner Ankunft beim Wüstenvolk von den Fremen akzeptiert wird, die ihn eben noch verteufelt haben.

Doch über eins lässt sich trotz der kleinen Schwachstellen nicht diskutieren: „Dune: Part Two“ ist ein hervorragender Film, dessen Atmosphäre den Zuschauer sofort in den Bann zieht und für drei Stunden nicht wieder loslässt. Wer sich in irgendeiner Weise für „Dune“ oder Science-Fiction-Filme interessiert, sollte „Dune: Part Two“ auf keinen Fall verpassen.

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